Es war der weltweit erste Versuch, an den Köpfen zusammengewachsene Zwillinge im Erwachsenenalter chirurgisch zu trennen. Die Operation galt von Anfang an als hoch riskant. Die Schwestern wollten nach eigener Aussage aber die Gefahren in Kauf nehmen, um ihren Traum von einem eigenständigen Leben zu verwirklichen.
"Erfolg nie für möglich gehalten"
Er habe nie einen Erfolg des Eingriffs zur Trennung der beiden am Kopf zusammengewachsenen Schwestern für realistisch gehalten, sagte Neurochirurg Ben Carson am Freitagabend im US-Fernsehen. Carson war einer der drei leitenden Chirurgen eines Teams aus zwei Dutzend Ärzten und etwa 100 Helfern, das Anfang der Woche in Singapur versucht hatte, die beiden Frauen zu trennen.
Die Leichen von Ladan und Laleh Bidschani trafen am Samstag in ihrer Geburtsstadt Lohrasb im Iran ein. Sie sollten dort am Samstag beerdigt werden. In dem Ort waren alle Geschäfte geschlossen. Hunderte Menschen trafen sich, um den beiden die letzte Ehre zu erweisen.
Blutverlust zu hoch
Die Schwestern waren nach einer 52-stündigen Operation an hohem Blutverlust gestorben. Mit der weltweit Aufsehen erregenden Operation sollten die eng aneinander liegenden Gehirne und Blutgefäße der Schwestern getrennt werden.
"Schlimmer als der Tod"
Das Ärzte-Team habe viele Versuche unternommen, um beiden die Operation auszureden, sagte Carson in der "ABC News"-Sendung "Nightline" nach Angaben des Senders. "Sie waren absolut nicht davon abzubringen", sagte der Direktor der Kinder-Neurochirurgie der Johns Hopkins Universität in Baltimore. "Ich denke, dass wir alle sehr glücklich gewesen wären, wenn sie noch eine Minute vor Beginn der Operation ’Wir haben unsere Meinung geändert’ gesagt hätten." Die Frauen hätten jedoch immer wieder betont, dass ihr Leben als siamesische Zwillinge schlimmer als der Tod gewesen sei, sagte Carson.
Die Entscheidung für den Eingriff sei von einer Ethik-Kommission begutachtet worden, sagte Carson, der drei siamesische Zwillingspaare im Kindesalter erfolgreich getrennt hat. Nach dem Tod der Frauen war eine Debatte über den Sinn der Operation entbrannt. In der Kommission seien nicht nur Mediziner, sondern auch Geistliche, Politiker und Menschen aus dem Iran vertreten gewesen, sagte Carson weiter. Der Leiter des Operationsteams, Keith Goh, hatte den Eingriff zuvor verteidigt.
"Angehöriger gegen Abbruch des Eingriffs"
Er habe während der Operation das Gefühl gehabt, dass sie aufhören sollten, weil ein unerwartetes Problem aufgetaucht sei, sagte Carson. Allerdings habe ein Angehöriger der beiden, den er nicht nannte, diese Idee nicht unterstützt. Ab diesem Zeitpunkt sei allen klar gewesen, dass mindestens eine der Schwestern sterben würde.
Der in Deutschland praktizierende Arzt Madjid Samii hatte sich zuvor erstaunt über die Operation gezeigt. Er hatte einen Eingriff 1988 abgelehnt: Nach einer einmonatigen Untersuchung der beiden damals 14-Jährigen habe er den Erfolg einer Operation bei fast Null gesehen, sagte der Präsident des International Neuroscience Institute (INI) in Hannover der Nachrichtenagentur Reuters. Auch ihm gegenüber hätten sich die beiden die Operation sehr dringlich gewünscht. Auch an der Universitätsklinik Heidelberg war nach Angaben einer Sprecherin 1997 eine Operation abgelehnt worden.