Alkoholismus Kneipe statt Spielplatz: "Wie konnten meine Eltern so verantwortungslos sein?"

Cornelia Hoppe erlebt als Kind Alkoholismus – ihre Eltern trinken. Sie wird co-abhängig. Heute fühlt sie sich geheilt. Und bereit für einen Spaziergang durch ihre Kindheit.
Mitte der Siebziger lebte Cornelia Hoppe, damals ein kleines Kind, mit ihren Eltern auf dem Hamburger Berg. 
Mitte der Siebziger lebte Cornelia Hoppe, damals ein kleines Kind, mit ihren Eltern auf dem Hamburger Berg. 
© Melina Mörsdorf

Das Gitter vor dem Hauseingang war früher noch nicht da. Die Frau, die in dieser Geschichte Cornelia Hoppe heißt, bleibt stehen, schaut hoch, muss den Kopf weit in den Nacken legen. Aus den Zimmern im vierten Stock, erzählt sie, konnte man gut in die Fenster des gegenüberliegenden Hauses schauen und auf das, was sich da drin abspielte. In dem Gebäude mit der roten Fassade war früher ein Bordell.   

Wir sind mit Hoppe auf einen Spaziergang über den Hamburger Berg verabredet, der Amüsiermeile Sankt Paulis, wo sie vor fünfzig Jahren mit ihrer Familie lebte. Station eins: ihr altes Wohnhaus. Das neue Gitter also soll Feierwütige am Wochenende davon abhalten, mit Bacardi-Cola aus dem Backshop nebenan auf den Treppenstufen des Hauseingangs herumzulungern. Die Bewohner mögen Urbanität, wollen die Alkoholisierten aber lieber nicht zu nah bei sich wissen.

In Hoppes Kindheit gab es so ein Gitter nicht. Auch damals schon drang von draußen oft Geschrei und Kneipenlärm herein, erinnert sie sich, nur war es in der Wohnung kaum besser. Die Luft stickig, weil Mutter und Vater Kette rauchten, keine Dusche, keine Wanne, keine Heizung. Aber Schimmel an den Wänden und schrottreife Möbel. Während sich die Brüder ein Zimmer teilten, schlief die Tochter bei den Eltern. Die interessierte nur eins: Flüssiges beschaffen, sich berauschen, wieder ins Licht torkeln. 

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