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Tourismus-Attraktion Bricht Hamburger Senat alte Scholz-Zusage? Besuch der Elbphilharmonie-Plaza soll bald Geld kosten

Elbphilharmonie Hamburg
Die Elbphilharmonie war teuer für die Hamburgerinnen und Hamburger – bald könnten sie noch mehr bezahlen
© Jürgen Tap / Imago Images
Landungsbrücken, Michel, Elbe – alles im Blick vom Balkon der Hamburger Elbphilharmonie. Doch eines trübt die Aussicht: In Zukunft soll der Besuch der Plaza in 37 Metern Höhe wohl Geld kosten – entgegen einer alten Zusage von Olaf Scholz.

Sie wurde mit einem Versprechen eröffnet: "Jede Hamburgerin und jeder Hamburger kann ab heute hierherkommen und sagen: 'Das ist unser Balkon, der größte der Stadt.' Die Plaza ist ein öffentlicher Ort, frei zugänglich und für jedermann und jede Frau", sagte der damalige Erste Bürgermeister Hamburgs Olaf Scholz am 4. November 2016. Seither haben rund 15 Millionen Menschen die sogenannte Plaza der Elbphilharmonie in der Hansestadt besucht – und in der Regel nichts dafür bezahlt (Ausnahmen für Gruppen, Vorausbuchungen und Führungen).

Doch das Versprechen von 2016 ist knapp sechs Jahre später möglicherweise nicht mehr viel Wert. Der Hamburger Senat bzw. die von ihm kontrollierte Betriebsgesellschaft ELBG prüft, in Zukunft Eintritt für den Besuch der Aussichtsplattform des Konzerthauses in 37 Metern Höhe zu verlangen. Entsprechende Überlegungen bestätigte eine Sprecherin der Kulturbehörde Hamburgs am Mittwoch auf stern-Anfrage.

Elbphilharmonie-Plaza kostet zu viel

Der Grund: Der Betrieb des Konzerthauses samt Plaza kostet viel Geld. "Damit die ELBG weiterhin kostendeckend arbeiten kann und keine Zuwendungen der Stadt Hamburg benötigt", seien die Planungen für eine allgemeine Eintrittsgebühr aufgenommen worden, so die Sprecherin. Ab wann diese kassiert und wie hoch sie ausfallen wird, stehe noch nicht fest. In Hamburger Lokalzeitungen wird über Eintrittskosten von bis zu fünf Euro spekuliert.

Die Kulturbehörde bemüht sich, das Vorhaben als quasi alternativlos darzustellen: "Eine Zuwendung der Stadt an die ELBG würde bedeuten, dass an anderer Stelle im Kulturhaushalt gespart werden müsste, sodass dies zu Lasten anderer Kultureinrichtungen gehen würde", erklärte die Sprecherin. Allerdings räumte sie ein, dass auch die Saalmieten erhöht werden könnten, was sich dann auf die Preise für Konzertkarten niederschlagen würde. Dies hätte in der letzten Vor-Corona-Spielzeit 2018/2019 rund 900.000 Konzertbesucherinnen und -besucher betroffen (zum Vergleich: Im selben Zeitraum besuchten laut "Statista" gut 3,6 Millionen Menschen die Plaza).

Die Einführung eines Eintrittsgeldes sei ohnehin schon im Betriebskonzept von 2016 vorgesehen, so die Behörde. Darin wird von Kosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro jährlich für den Betrieb der Plaza ausgegangen, rechnerisch also nicht einmal ein Euro pro besuchende Person.

Hamburg hat Pläne für Eintritt schon seit 2016 in der Schublade

Weiter heißt es in dem Papier in der Tat: "Ein Besuch der Plaza (wird) bis zum Ende der ersten regulären Spielbetriebs-Saison 2017/18 (August 2018) unentgeltlich möglich sein." Auf diese Kennenlernphase habe sich die Aussage von Olaf Scholz im November 2016 bezogen, so die Kulturbehörde. Aus der Rede des damaligen Ersten Bürgermeister wurde das nicht deutlich.

Der Finanzsenator der Hansestadt, der SPD-Politiker Andreas Dressel, verteidigte auf Twitter die Pläne für ein Plaza-Eintrittsgeld. "Gerade weil die Elbphilharmonie viel gekostet hat (und übrigens auch weiter kostet), geht es nicht ohne Maßnahmen auf Einnahme-Seite – leider im Einzelfall auch unpopuläre ...", schrieb er.

Dennoch: An dem Vorhaben des Senats regt sich Kritik. "Unverschämt", nannte der kulturpolitische Sprecher der Links-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, Norbert Hackbusch, laut NDR die Pläne mit Blick auf die Baukosten von mehr als 800 Millionen Euro für die Steuerzahlerinnen und -zahler in Hamburg. Er kündigte an, einen Antrag in das Parlaments des Stadtstaates einzubringen, der eine weiterhin kostenlose Nutzung der "Elphi"-Plaza ermöglichen soll. So wie es 2016 klang.

Quellen: Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Elbphilharmonie-Plaza, Olaf Scholz' Rede im November 2016 beim "Hamburger Abendblatt", "Statista", Spielbetriebskonzept ElbphilharmonieAndreas Dressel bei Twitter, Norddeutscher Rundfunk

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