
Der Goldene Handschuh
Wie von Sinnen prügelt Honka auf sein regloses Opfer ein. Die Kamera schaut ihm dabei gefühlt minutenlang zu. In Szenen wie diesen geht Regisseur Akin weit über die Grenze dessen hinaus, was für den Zuschauer zumutbar ist. Warum diese Drastik unbedingt nötig ist, erschließt sich nicht wirklich. Dass Honka eine Bestie war, wird auch so klar - dafür hätte man die vier Morde nicht bis ins letzte Detail zeigen müssen. Fatih Akin selbst hat offenbar auch keine Antwort auf diese Frage gefunden: "Ich habe keine Ahnung, wer das gucken soll", sagt er dem "Spiegel". "Meine Eltern sind religiöse, moralische Menschen. Die würden, fürchte ich, nicht verstehen, warum ich diese Taten zeige." Möglicherweise werden auch weniger religiöse Menschen mit Unverständnis reagieren. Dennoch kann sich der Film lohnen: Wer einen Einblick in das St. Pauli der 70er Jahre bekommen möchte, wird hier mit tollen Szenen und einer aufwendig restaurierten Kulisse belohnt. Zarteren Gemütern sei dagegen eher Heinz Strunks Roman empfohlen.
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