Der zwölfjährige Dre ist voll sauer auf seine Mutter. Von Berufs wegen muss die Alleinerziehende mit ihrem Sohn von Detroit nach Peking umziehen. Dre jedoch tut sich schwer mit der Eingewöhnung im fremden China. Als er im Park mit der hübschen Mei Ying Bekanntschaft schließt, wird die "Langnase" vom kampfsportstarken Klassenrüpel Cheng verprügelt. Doch bald naht in dem am 22. Juli anlaufenden Jugendfilm "Karate Kid" der rettende Engel: der schweigsame Hausmeister Han, gespielt von Jackie Chan.
Solchen Beistand wünschen sich bestimmt viele Knirpse, die von einer Schulhofbande bedroht werden. Hauptdarsteller Jaden Smith, Sohn von Hollywood-Star Will Smith, hat wirklich Glück - auch weil er für dieses Remake eines Kassenknüllers aus dem Jahre 1984 nach China fliegen durfte. Der Originalfilm löste einen kleinen Kampfsportboom aus, hatte drei Fortsetzungen und etliche Verzweigungen. Das Remake, von Papa produziert, verlegt die Handlung aus Kalifornien ins koproduzierende China und lässt Dre bei einem chinesischen Kampfsportlehrer statt bei einem japanischen (damals der oscarnominierte Pat Morita) in die Lehre gehen.
Dre ist außerdem viel jünger als der Held des 80er-Jahre-Kultfilms. Trotz der Filmfreigabe ab sechs Jahren wirken die Attacken der Bande auf den zierlichen Jungen ziemlich brutal. Dres Gegner werden von einem sadistischen Lehrer dazu gedrillt, jegliche Fairness zu vergessen. Wie das Original räumt auch das Remake der Beziehung zwischen Dre und Mr. Han, der zögerlich einwilligt, den Jungen für den Turnier-Showdown zu trainieren, mehr Leinwandzeit ein als angeberischem Kampfsport-Gewirbel. Von Karate ist übrigens nie die Rede: Es geht um das Erlernen von Kung-Fu, für Mr. Han nicht nur eine Kampfsporttechnik, sondern eine Lebensweise.
Mit Kung-Fu gegen Schulhofrüpel und Schlamperei
Der kleine Racker Dre, der eine große Klappe hat und nur unter viel Gequengel sein Zimmer aufräumt, muss also jee Menge erzieherischer Lektionen über sich ergehen lassen. Schon der Beginn des Trainings, in dem Dre auf Geheiß des undurchdringlichen Han sehr lange nichts anderes tut, als mit elegantem Schwung seine Jacke auf den Haken statt wie sonst auf den Boden zu werfen, dürfte auch die erwachsenen Begleiter der Zielgruppe erfreuen. So überschaubar wie klischeehaft sind die sonstigen Konflikte, in denen Dre etwa von den Eltern seines Schwarms Mei Ying abgelehnt wird, weil diese fürchten, dass der westliche Sunnyboy ihre Tochter, ein Klavier-Wunderkind, vom Üben abhält.
Dass im Reich der Mitte jedermann halbwegs passabel englisch spricht, Dre jedoch kaum Chinesisch lernt, ist Usus in US-Filmen, die im Ausland spielen. Diese Ignoranz wirkt diesmal besonders seltsam angesichts des beflissenen China-Sightseeings, bei dem die Große Mauer besucht und der Kultur mehr Aufmerksamkeit als gewohnt gewidmet wird, was den Film auf 140 Minuten verlängert. Trotz durchsichtiger China-Werbung ist das Abenteuer sympathisch, nicht zuletzt wegen Veteran Jackie Chan als Ersatzvater mit heimlichem Herzschmerz. Jaden Smith, der bereits in Papa Wills Film "Das Streben nach Glück" dabei war, kann darstellerisch zwar nicht mithalten, wirkt aber fit genug für eine Fortsetzung.