Filmstart "Robin Hood" Russell Crowe ist nicht Robin Hood

Hätten Ridley Scott und Russell Crowe geschwiegen, wäre "Robin Hood" ein weiteres Kostümheldenabenteur geworden. Aber sie haben eine Revolution versprochen. Und so ist der Lederhosen- und Axt-Film eine herbe Enttäuschung.

Vielleicht war Christopher Nolans Batman einfach zu gut. Spätestens seitdem der britisch-amerikanische Regisseur vor fünf Jahren den Fledermausmann erfolgreich neu erschuf und in Teil zwei auch noch den (leider einmaligen) Terror-Joker zog, geht ein Neuerfindungstrend durch Hollywood: "Superman", "Terminator", "Kampf der Titanen", "Karate Kid", um nur einige zu nennen, wurden und werden noch mal aus der Schublade geholt, und mit dem Etikett "Jetzt aber die wahre Geschichte" erneut aufs zahlungswillige Publikum losgelassen.

Hollywoodregisseur Ridley Scott ("Blade Runner") und Schauspieler Russell Crowe ("A Beautiful Mind") haben besonders vollmundig getönt, dass ihr "Robin Hood" den Mythos des Rächers aus dem Wald völlig umkrempeln werde. So wahr sei die Geschichte noch NIE erzählt worden, hieß es mit fröhlich größenwahnsinnigem Blick auf alle Robin Hoods zuvor: von Errol Flynn ("Die Abenteuer des Robin Hood", 1938) bis Mel Brooks ("Helden in Strumpfhosen", 1993). Und man dachte: Gut, vielleicht holt Scott nach "Gladiator" mal wieder alles raus aus dem arroganten Neuseeländer. Nolans "The Dark Knight" (2008) gehört schließlich zu den besten Filmen aller Zeiten. Auf zur Wiedergeburt.

Dann sind die 140 Minuten, für die rund 130 Millionen Dollar Budget verballert und verschossen wurden, endlich vorbei, und es bleibt das schale Gefühl der Enttäuschung. Alles schon mal gesehen, alles verhaftet in einer altbackenen Ästhetik und Erzählweise. Das ist "Gladiator" in Lederhosen - die Strumpfhosen hat Testosteron-Crowe natürlich nicht angezogen. Dass Richard Löwenherz früher stirbt, reicht wirklich nicht aus, um den Film als Neuerfindung eines Mythos' zu adeln.

Russell Crowe küssen

Stattdessen gibt es Hollywood'sches Kriegsgeklirre und fröhliches Plündern zu sehen, dem der Kostümfilm mal wieder allen Schrecken nimmt und dafür Coolness gibt. Den verschwitzten Mannen steht die edle, zu rettende Marian gegenüber. Klar darf Cate Blanchett (War diese Perücke wirklich nötig?) auch mal das Schwert zücken, aber ihr Leben liegt selbstredend in den Händen Robin Hoods. Für die Authentizität des zwölften Jahrhunderts ist in diesem Film hauptsächlich Matsch verantwortlich: "Wann immer ich ans Set kam, hat Ridley [Scott] mich mit Matsch beschmiert", erinnert sich Blanchett, die den Film offensichtlich für ihre Söhne auf sich genommen hat. Für die seien die Dreharbeiten der beste Sommer ihres bisherigen Lebens gewesen. Und sie durfte Russell Crowe küssen. "Äh ja, genau. Das durfte ich."

stern.de Kulturredakteurin Sophie Albers berichtet in ihrem Blog live von den 63. Filmfestspielen in Cannes

Natürlich ist "Robin Hood" ein rasanter Actionfilm, die Schlachtengemälde sind überzeugend, und lachen kann man auch. Aber Scott hat vor allem ein Star-Vehikel für Russell Crowe gebaut, dem es nicht gelingt, das den Zuschauer auch nur kurz vergessen zu lassen. Und das ist kein gutes Kino.

Manchmal sei er für zwei Sekunden ein Künstler, hat Ben Kingsley gerade verraten, der in dem wirklich gelungenen "Prince of Persia" mitspielt. Dann, wenn die Figur auf der Leinwand jemand anderes sei als er selbst. In der Videospielverfilmung von Mike Newell wimmelt es nur so von Künstlern. Aber dazu nächste Woche mehr.

"Robin Hood" kommt am 13. Mai ins Kino

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