Sie sind beide in Kreuzberg aufgewachsen, nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Von Tim Raue wissen wir, dass er Mitglied der Jugendgang 36 Boys war, die von der Polizei als kriminelle Vereinigung eingestuft wurde. Kannten Sie den zwielichtigen Tim, Herr Ramadan?
Ramadan: Oh, ja. Wir sind sogar auf dieselbe Schule gegangen. Tim Raue, das war der Deutsche bei den 36 Boys. Wieso ist der da drin, habe ich mich gefragt. Ein Deutscher unter lauter Türken, Kurden und Arabern? Und dann habe ich dich mal bei einer Schlägerei gesehen auf dem Schulhof. Da wusste ich, warum du da dabei bist.
Raue: Es gab damals zwei Möglichkeiten in Kreuzberg: Entweder du gibst deine Schuhe ab, oder du hast ständig neue. Entweder du bist Opfer oder gehörst zu den Starken.
Hatten Sie damals Waffen?
Raue: Die gab es, aber die wurden nie eingesetzt.
Ramadan: Das waren ehrliche Schlägereien damals. Da hat keiner ein Messer gezogen. Heute läuft jeder 13-Jährige mit einem Messer rum in Kreuzberg.
Klingt nach Gangsterromantik. Aber Sie waren faktisch ein Schläger. Woher kam Ihre Aggression, Herr Raue?
Raue: Mein Vater hatte mich verprügelt, dann musste ich zu meiner Mutter zurück, die kaum Zeit für mich hatte. Die Jungs, die 36 Boys, waren meine Familie.
Eine prügelnde Familie.
Raue: Ja, schon. Aber wir sind nicht über die Straßen gelaufen und haben irgendwelchen Leuten auf die Fresse gehauen. Wir haben die Auseinandersetzung mit anderen Berliner Gangs gesucht. So wie Hooligans das tun.
Herr Ramadan, wie haben Sie diese Jahre verbracht? Zugeschaut, was Tim Raue und seine Jungs anstellen?
Ramadan: Ich wäre unheimlich gern dabei gewesen, aber das habe ich nicht übers Herz gebracht. Mein Vater ist 1977 aus dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland geflüchtet. Er ist morgens früh zur Arbeit gegangen und spätabends nach Hause gekommen. Er hat sich zerrissen für unsere Familie. Und wenn dann plötzlich die Bullen im Wohnzimmer sitzen, weil ich etwas verbrochen habe? Unmöglich, Alter, das konnte ich nicht bringen.

Kida Ramadan kam als Sohn libanesischer Bürgerkriegsflüchtlinge nach Berlin. Ein Sozialarbeiter in Kreuzberg, der nebenbei Filme drehte, entdeckte sein schauspielerisches Talent. 2017 erhielt Ramadan den Deutschen Fernsehpreis für seine Rolle in "4 Blocks".
Die 36ers als Sehnsuchtsziel.
Ramadan: Wenn ich mal in Hamburg oder München war, habe ich erzählt, dass ich einer von denen wäre. Ich bin Kreuzberger. Ich wollte meinen Kiez repräsentieren draußen in der Welt. Ich habe Kreuzberg viel zu verdanken, meine ganze Karriere.
Raue: Warum wolltest du zum Film? Die meisten großen Schauspieler fangen im Theater an.
Ramadan: Wir hatten einen Nachbarn in Kreuzberg, der war beim Theater. Der hat zu mir gesagt: Kida, unser Brot ist der Applaus. Nee, Alter, habe ich gesagt, dieses Brot will ich nicht haben. Ich will richtiges Geld. Ich kämpfe und kämpfe, und am Ende gibt es nicht mehr als Applaus?
Raue: Was hat dich so sicher gemacht, dass du es packst beim Film?
Ramadan: Abitur wollte ich jedenfalls nicht machen. Ich habe nicht mal die Hauptschule zu Ende gemacht. Für mich war klar: Entweder ich schaff es als Schauspieler, oder ich arbeite bei meinem Vater im Steakhaus. Das war die Wette.
Gibt es bei Ihnen einen Moment im Leben, wo Sie entschieden haben, was aus Ihnen wird? Ihre Biografien waren nicht gerade auf Sternekoch und Schauspielstar angelegt.
Ramadan: Nach meinem ersten Film "Alltag", das war 2003, dachte ich, dass ich es geschafft hätte. Beim Filmfest in Hof haben sie mich in die Luft geworfen. Ich dachte: Wie geil, Alter, jetzt bist du im Geschäft. Aber dann kam zwei Jahre kein Angebot.
Raue: Was hast du gemacht?
Ramadan: Gewartet. Es hatte mich ein Produzent einer kleinen Firma angesprochen und gesagt: "Kida, ich habe dich in Hof gesehen. Wir machen bald einen Kinofilm. Ich ruf dich an." Dann habe ich gewartet. Ich hatte noch kein Handy. Ich war den ganzen verdammten Tag zu Hause und habe gehofft, dass der Typ anruft. Vier, fünf Monate war ich jeden Tag bis 18 Uhr in dem Zimmer, wo unser Telefon stand.
Raue: Und, kam der Anruf noch?
Ramadan: Ja, aber dann meinte der Typ, ob ich in zwei Wochen zu einem Casting kommen könnte. Der wollte mich noch casten! Ich dachte, ich wäre gesetzt. Ich habe dann kleinere Rollen bekommen, mal hier, mal da. Später einen Nachwuchspreis, es ging in kleinen Schritten nach oben.
Raue: Du bist ein Kämpfer, wie ich.
Herr Raue, wie viel Straßenkämpfer steckt noch in Ihnen?
Raue: Die alten Reflexe habe ich noch in mir, diese Energie, die aus der Aggression kommt. Das merke ich an kleinen Dingen. Wenn ich zum Beispiel am Security-Check am Flughafen stehe, und da sagt der Kontrolleur einen Satz, der mir vom Ton her nicht passt, dann muss ich mich extrem zusammenreißen. Ich kann mit nur einem Blick sagen, was ich fühle: "Du kleiner Wichser, was willst du von mir?" Ich habe eine starke innere Stimme und muss aufpassen, dass es nicht knallt.

Sie könnten wesentlich relaxter sein als hoch dekorierter Koch und erfolgreicher Geschäftsmann.
Raue: Dieses Muster, dass das Leben ein Existenzkampf ist, steckt tief in mir. Ich weiß, was Armut ist. Meine Mutter hatte kein Geld, mir etwas Vernünftiges zu essen zu kaufen. Wir haben die Heizung im Winter wochenlang nicht anschalten können. Das macht etwas mit einem. Ich musste für alles kämpfen und es mir mit Gewalt nehmen.
Jetzt aber haben Sie es definitiv geschafft ...
Raue: ... mag sein, aber Gewalt zieht mich noch immer magisch an. Ich fürchte, ich krieg das auch nicht mehr weg, mit keiner Therapie dieser Welt. Noch ein Beispiel: Mein bester Freund ist zehn Jahre älter als ich und sieht hochgradig spießig aus. Wenn wir zusammen ins Olympiastadion zum Fußball zu Hertha gehen, spüre ich sofort, wo es gleich brennen wird. Ich laufe da lang, wo die Typen sind, die sich prügeln wollen. Mein Kumpel hingegen sucht das nächste Glas Champagner. Mir tut dieser Kontrast gut. Ich werde daran erinnert, dass Gewalt nicht mehr zu meinem Leben gehört, schon lange nicht mehr.
Wollten Sie beide immer die Besten sein in Ihren Disziplinen, im Kochen und in der Schauspielerei?
Ramadan: Für mich als kleiner Junge war klar: Entweder ich spiele so gut Fußball wie Ronaldo, oder ich höre auf. Oder die 36 Boys: Ich wollte rein in diese Gang. Es tat mir weh, nicht drin zu sein, auch wenn ich es letztlich meinem Vater nicht hätte antun können. In der Schauspielerei ist es noch heute so – ich will der Beste sein. Was man aber nicht tun darf: sagen, dass man sich für den Besten hält. Gibt nur Ärger.
Und zwar?
Ramadan: Lars Eidinger hat mal behauptet, dass er die Nummer eins der Schauspieler in Deutschland ist, und hat dafür nur auf die Fresse gekriegt.
Wer ist der beste Koch in Deutschland?
Raue: Es gibt nicht den einen einzigen Überflieger. Jeder Koch hat seine Stärken. Und jeder Koch hat seine Zeit. Das merke ich jetzt auch. Da kommen so viele Talente von unten nach, die vor Kreativität geradezu platzen. Dieses Arriviertsein ist ein süßes Gift. Man geht nicht mehr an seine Grenzen, probiert weniger, weil man weiß, dass man einen guten Job macht. Man kann auch nicht mehr so sehr ins Risiko gehen, weil man eine Verantwortung gegenüber den Angestellten hat.
Hat sich also Ihr Stil zu kochen verändert?
Raue: Ich will nicht mehr so laut sein. Meine Teller sollen nicht mehr schreien. Die Frage ist heute: Wie gelingt es mir, Qualität auf einem hohen Niveau zu sichern?

Sie sind sehr umtriebig, haben mehrere Restaurants in Berlin, treten regelmäßig im Fernsehen auf. Es scheint, als arbeiteten Sie ohne Energieverlust. Ist die Kanalisierung der Aggression heute Grundlage Ihres Erfolgs?
Raue: Das ist mein Treibstoff, keine Frage. Ich habe von meinem 17. Lebensjahr an, als ich mit dem Kochen angefangen habe, 23 Jahre durchgearbeitet. Immer sechs Tage in der Woche, immer 16 bis 18 Stunden. Da war ein unbändiger Wille, es nach ganz oben zu schaffen. Ich bin um die Welt gereist, um zu schauen, wie die ganz großen Köche arbeiten und was ich von ihnen lernen kann. Jeden Cent, den ich verdiente, habe ich reinvestiert in mein Geschäft. Ich wollte immer weiter, immer nach vorn. Aber Erfolg hat einen Preis. Und den habe ich bezahlt. Ich hatte schlimme Krankheiten, war zwischen zeitlich völlig ausgebrannt – auch wenn das für Außenstehende nicht erkennbar war.
In Ihren Gerichten steckt immer noch eine Art Konflikt.
Raue: Die absoluten Höchstauszeichnungen im Kochen habe ich nie bekommen. Die werde ich auch nie kriegen, denn ich strebe in meiner Küche nicht nach Harmonie, sondern nach Kontrast. Ich lege lieber noch mal ne Schippe Schärfe und Säure drauf, als darauf zu achten, dass alles feinsinnig ist.
Herr Ramadan, lässt sich Ihre Schauspielkunst auch so interpretieren? Gibt es da etwas, das ein Ventil sucht?
Ramadan: Ich habe gelernt, für meine Sachen wie ein Löwe zu kämpfen. Ich habe mich nie in die Ecke gestellt und gesagt: Die Welt ist scheiße, deshalb schaffe ich es nicht.
Sie haben sich ganz allein durchgeschlagen?
Ramadan: Kreuzberg war meine Schauspielschule. Ich habe die Sprache der Menschen auf den Straßen in mich aufgesogen und zu meiner Sprache gemacht.
Raue: Warst du später mal auf einer richtigen Schauspielschule?
Ramadan: Ich hatte mal ein wichtiges Casting, und meine Agentin meinte, ich soll mich darauf richtig vorbereiten, mit einem Coach. Also bin ich zu einem Coach gegangen. Der hat mir dann gezeigt, wie ich atmen soll, bevor ich einen Satz sage. Und dann gehe ich zum Casting, fange an zu atmen, und der Regisseur so: "Willst du mich verarschen? Was machst du da?"
Raue: Herrlich!
Ramadan: Ich bin dann zum Coach gegangen. Digga, was kriegst du von mir für die Stunde? 120 Euro? Überweise ich dir, aber lass mich in Ruhe.
Sie spielen oft Typen aus der Unterwelt, wie etwa den Clan-Chef Toni Hamady in der Serie "4 Blocks". Diesen Slang beherrschen Sie großartig. Aber muss ein Schauspieler nicht auch andere Tonlagen im Repertoire haben?
Ramadan: Ich drehe gerade "Narziss und Goldmund" von Hermann Hesse. Vorher habe ich zum Regisseur Stefan Ruzowitzky, übrigens ein Oscar-Preisträger, gesagt: "Stefan, du weißt, eigentlich töte ich Menschen und verkaufe Drogen. Wie soll ich denn diesen Mönch im Mittelalter spielen? Wie soll ich sprechen?" Stefan meinte: "Ich will Kreuzberg und Neukölln in deinen Sätzen hören. Nichts anderes."

Raue: Gewagt für einen historischen Film.
Ramadan: Authentisch bleiben, nicht zu viel verstellen, das ist das beste Rezept für einen Schauspieler. Ich habe die Netflix-Serie mit dir gesehen, Tim. Da gab es Diskussionen drüber in meinem Freundeskreis. Warum du zum Beispiel so schreist in der Küche, wollten die wissen. Ich habe gesagt: Tim ist wie ein Fußballtrainer, der eine ganze Mannschaft führen muss. Das wissen die Leute aber nicht. Die denken: Tim hat Glück gehabt, der steht jetzt in der Küche und darf kochen.
Kommt bei Ihnen das explosive Kreuzberger Temperament auch öfters mal durch?
Ramadan: Klar, wenn die Leute rumlärmen, sag ich auch, hey, komm ma' her! Ich arbeite im Moment, ich muss in meinem Bauch spüren, was ich gleich spiele. Hab mal Respekt!
Sie haben mit Ihrer Familie den Kiez verlassen. Wieso?
Ramadan: Wir sind ja noch in Kreuzberg, nur in einem ruhigeren Teil. Aber ehrlich, es ging auch nicht mehr, weil die "4 Blocks"-Fans in Scharen vor der Tür standen und klingelten.
Raue: Dieses Fan-Sein verstehe ich nicht. Ich kenne das ja auch seit der Netflix-Serie, dass ständig jemand ein Foto mit einem machen möchte. Würde mir im Traum nicht einfallen.
Ramadan: Na ja, ich muss ehrlich sagen, ich hab das auch schon mal gemacht. Ich habe Quentin Tarantino in einem Berliner Kino sitzen sehen. Ich bin hin und hab ihn gefragt, ob wir ein Foto machen können. Da sagt der: "No, I don't do selfies." Hab ich ihn angeschaut und gesagt: "Weißte was: Fuck you, Alter." Von dem schau ich mir nie wieder einen Film an.
Herr Raue, wie geht es den Jugendlichen heute in Kreuzberg? "4 Blocks" ist ja Realität, und es werden nicht alle Streits nett an der Tischtennisplatte ausgetragen.
Raue: Der Respekt vor den Älteren ist weg. Ich war kürzlich im Prinzenbad und habe den Typ, der früher Bademeister war, getroffen. Wir waren damals vielleicht 14 Jahre alt, und wenn da manchmal Mädels ihre Möpse zeigten, waren wir, na ja – nah dran. Da gab's auch mal ne Backpfeife, und dann war gut. Heute, erzählte der Bademeister mir, stehen da Neunjährige vor ihm und sagen: "Ich bring dich um, Alter, ich fick deine Frau und brenn deine Wohnung nieder."

Ramadan: Der Gangsta-Rap heute ist leider schon eine Inspiration. Die übernehmen die Sprache halt.
Raue: Dabei glaube ich, dass viele Jugendliche rauswollen, um im Leben etwas zu erreichen. Das habe ich bei Lehrlingen beobachtet: Diejenigen, die aus unteren Schichten stammen, die haben eine andere Motivation. Die wissen, dass sie ihre Chance nutzen müssen, die haben Hunger. Manchmal ist das nicht so schlecht, wenn man eine schwierige Herkunft hat.
Es gibt auch eine gegenläufige Entwicklung: Das Entstehen von migrantischen Parallelgesellschaften, die nach eigenen Regeln und Gesetzen leben.
Raue: Wir haben ein grundsätzliches Problem. Wenn man sieht, wie das heute funktioniert, wenn die Polizei eingreifen will – dann ist klar: Der Staat ist nicht mehr Herr der Lage. Und es ist wichtig zu wissen, wer der Chef ist. Der Staat braucht das alleinige Gewaltmonopol.
Ramadan: Ich hab auch manchmal meine fünf Minuten, wo ich mich zurückhalten muss. Oft ist es meine Frau, die sagt: "Kida, bleib ruhig." Am nächsten Tag sag ich mir dann: Kida, haste gut gemacht. Aber für den Moment ist es schwierig. Ich habe irgendwann beschlossen, mich der Mentalität hier anzupassen und Disziplin zu lernen. Ich bin der deutscheste Deutsche, Alter, ich bin immer pünktlich.
Raue: Ich war letztes Jahr im Jugendknast und habe aus meinem Buch gelesen. Die haben mich gefragt, wie sie rauskommen, wie sie eines Tages Ferrari fahren können. Meine Antwort war: Der Ferrari ist weit weg, fang mit kleinen Schritten an. Sei höflich, sei pünktlich, habe Respekt.
Herr Ramadan, wie kommen Sie damit klar, dass Leute Ihre Filmfigur, den Clan-Chef Hamady, als Vorbild nehmen?
Ramadan: Das ist sehr schwierig, mich haben schon welche angesprochen, die wollten für mich arbeiten, also für mich als Gangsterboss. Die wollten für mich Koks verticken.
Raue: Wobei ich finde, dass du diese Figur mit sehr viel Herz verkörperst. Ich kannte Leute, die waren einfach nur böse. Andere haben etwas Gutes in sich, sind aber durch die Umstände auf eine schiefe Bahn geraten.
Ramadan: Ich wollte den so bauen, dass der ambivalent ist. Ich habe mir Mafiafilme ohne Ton angeschaut, um die Mimik zu verinnerlichen. Ich weiß jetzt, wie Joe Pesci schläft. Du musst mit den Augen reden, du musst spielen, was die fühlen, nicht was sie reden.
Zurück zur Realität in den sogenannten Problemvierteln. Wie lautet Ihr Rat, was muss passieren?
Raue: Wir packen das völlig verkehrt an. Hat dich je einer gefragt, ob du stolz sein willst, Deutscher zu sein? Also nicht im Neonazi-Sinn.
Ramadan: Ich bin heute so froh, dass ich in Deutschland bin. Ich liebe Rudi Völler, ich liebe Pierre Littbarski, wieso soll ich nicht stolz auf dieses Land sein? Ich danke meinem Vater, dass ich hier sein darf, ich hätte es anderswo nicht geschafft.
Raue: Ich bin auch in erster Linie patriotischer Kreuzberger, stolzer Berliner. Wir müssen die Türen weit aufmachen. Wir haben einen Fachkräftemangel, aber das geht schief, wenn wir die Leute nicht bei der Hand nehmen und zu den Unseren machen. Wir sollten das wie die Kanadier umsetzen. Da bekommen die Einwanderer Paten an die Seite, die sie mit dem Land vertraut machen. Wer Leute, die ankommen, 18 Monate rumsitzen lässt, darf sich nicht wundern, wenn die auf dumme Gedanken kommen.
Was wären Sie heute, wenn Sie keinen so großen Erfolg in Ihren Jobs hätten?
Ramadan: Sagen wir so, ich wüsste immer noch, wie ich innerhalb eines Jahres Millionär werden könnte.
Raue: Auf legale Weise?
Ramadan: Natürlich nicht. Aber dem zu widerstehen festigt mich.
Raue: Ich habe zu meiner Art von Glauben gefunden, ich denke an mein Karma. Ich spüre, wenn ich etwas falsch mache. Dann gehe ich hinaus, atme durch und entschuldige mich. In der Zeit, wo ich in der Küche so ein Arschloch war, bin ich selbst nicht in der Lage gewesen, den Druck zu kompensieren.
Ramadan: Ich entschuldige mich auch, wenn ich mal wieder Wichser gebrüllt habe. Zum Erfolg gehört zwar, sich durchzusetzen und zu sagen, was man denkt. Man muss es aber mit den richtigen Worten tun.
