"Geh pennen alter, is spät, dein gutmenschenasylgelalle nervt langsam."
"Geh Du pennen! Aber vorher zeig mal deine dumme fresse auf deinem profil...:-)"
Solch wunderbare Zeilen findet man, wenn Burgschauspieler Til Schweiger im Internet mit seinem Publikum in den Dialog tritt. Abgesehen davon, dass Beleidigungen mit Smileys abschwächen sich immer anfühlt wie Petting mit Fäustlingen, verdient dieser "Klaus Schmidt" außer ein paar Großbuchstaben natürlich nix anderes.
Es war eine spezielle Woche für Til Schweiger: Erst teilt er einen Aufruf zu Hilfe von Flüchtlingen. Was alle Sofanazis und Vollzeitscheißefinder auf den Plan ruft, ihm aber tatsächlich auch Beifall einbringt von denen, die seine Filme so gut finden wie eine Spritze voll Ebola.
Einen Tag später macht Schweiger öffentlich auch das Fernsehen für die Abstumpfung der Leute verantwortlich. Die Trolle machen wie gewohnt weiter, nur der Beifall der anderen wird spürbar leiser für den Schauspieler aus "Manta, Manta", "Far Cry" oder dem "Tatort" mit einem höheren Bodycount als der Irakkrieg.
Typen wie den vermutlich nicht nur im Internet gesichtslosen Klaus Schmidt gibt es Hunderttausende. Gestalten, die in ihrem ersten Leben eine Klobürste waren und im Diesseits nicht anders können, als überall im Netz Kolibakterien zu hinterlassen.
In der schützenden Hecke Internet geht das auch leicht.
Flaming Jürgen musste gehen
Überhaupt: Trolle. Diese wundersamen Wesen mit dem Topf voll Scheiße am Ende des Internets. Was haben die eigentlich gemacht, als es noch keine sozialen Netzwerke gab? Unter welchem Stein haben die gelegen? Die müssen am Ende der Schulzeit ja auch wieder aus der Mülltonne raus gekommen sein. Zumindest für die kurze Zeit, bevor es direkt in die Frührente ging.
Ein beruflicher Status, in dem jüngst auch der ehemalige Porsche- Azubi Jürgen H. angekommen ist, der sich nicht entblödet hat, eine Aktion der freiwilligen Feuerwehr in Feldenkirchen zu kommentieren. Eine Wasserdusche für syrische Flüchtlinge an einem heißen Sommertag ist eine wunderbare Idee. Nicht für ihn: "Flammenwerfer währe da die bessere Lösung." (Das erste Opfer der Trolle ist zumeist die deutsche Sprache.)
Fand sein Arbeitgeber Porsche nicht so witzig und feuerte den kleinen Fackelmann. Vordergründig die gerechte Strafe. Wobei man jemanden in diesem Alter gewiss noch anders hätte disziplinieren können. Dummerweise hatte Flaming Jürgen auf seiner Facebook-Seite den Sportwagenhersteller als Arbeitgeber angegeben, und von Nazis will man sich in Zuffenhausen dann doch distanzieren. Zumindest mittlerweile. Jetzt rennt also irgendwo ein 17-Jähriger herum und behauptet, die Flüchtlinge würden ihm die Arbeit wegnehmen. T(r)oll.
Wandertag der Soziopathen
Es ist vermutlich nur eine Momentaufnahme, aber derzeit entsteht schnell der Eindruck, die Soziopathen hätten gerade Wandertag. Und wenn es in Kommentarspalten nicht gerade darum geht, Monika Lierhaus befehlen zu wollen, ihre Behinderung gefälligst so zu leben, dass wir uns gut dabei fühlen, stürzen sich die Bekloppten und Kurzbepimmelten in erster Linie natürlich: auf die guten alten Ausländer.
Da, wo man nicht viel Grips braucht, um mitzumachen, sind die Nazis nun mal nicht weit.
Das kann lustig sein, wie zum Beispiel diese biologische Sensation von "Josef Winkelmoser": "Man hatte die Entscheidung bei der Befruchtung, ob man deutsch wird oder ausländisch, ich habe mich dafür entschieden deutsch zu werden, und darauf bin ich gottverdammt nochmal auch stolz."
Dass er bei der Befruchtung unter D neben "deutsch" auch noch "doof" angekreuzt hatte - ein mutiger Schritt.
So unterhaltsam geht es aber leider selten zu.
Ein echtes Lowlight war diese kurze Einschätzung der aktuellen innenpolitischen Lage:
"Weil das verschissne judenpack und moslemgematsche uns immer mehr vereinnahmt. ...wir sind die. ..die keine Zukunft mehr haben in unserem Land. ....drum ran ans Gewehr Kameraden oder was euch auch für ne Waffe in die Hände kommt. ....nutzt sie und wehrt euch. ....... wir müssen die Maden auslöschen!!!!!!!!!"
Abgesehen davon, dass den Verfasser das wahllose Tippen von Buchstaben geistig so angestrengt hat, dass er mit dem Kopf auf der Taste mit den Ausrufezeichen eingeschlafen ist, ist das natürlich nichts anderes als ein Aufruf zum Mord. Der Twitter-User Martin Schmitt hatte versucht, den Beitrag löschen zu lassen. Vergeblich. Volksverhetzung und Massenmord- PR verstoßen ganz und gar nicht gegen die Gemeinschaftsstandards von Facebook. Ganz anders als ein Bild mit leicht bekleideten Menschen, das er aus reinem Interesse gemeldet hatte - und das natürlich umgehend entfernt wurde. Auf Nippel reagiert Facebook wie Berlusconi auf Frauen seines Alters. Geradezu hysterisch.
Machen wir etwas, was Trolle nicht hinkriegen
Vermutlich kann man den kompletten Text von "Mein Kampf" bei Facebook posten - es sollte nur kein Foto von Miley Cyrus mit drauf sein.
Das ist die lächerliche Doppelmoral eines Unternehmens, dessen Firmensitz sich in einem Land befindet, in dem man sich eher ne Knarre kaufen kann, als ein Kinoticket für einen französischen Film.
Ja, auch ich würde all die Bekloppten, all die Tasterroristen manchmal auch gerne sperren lassen. Andererseits ist da wieder diese verdammte Meinungsfreiheit und viel wichtiger noch: Auch und vor allem die Behämmerten sind ein Spiegel der Gesellschaft. Und solange sie zum Beispiel bei Facebook oder Knuddels.de durch die digitale Darmflora spazieren, können wir sie noch SEHEN! So wie diejenigen, denen sowas gefällt. Bei diesen jammervollen Gestalten an ihren IKEA-Computertischen schlägt der Hirnstrommesser ohnehin nur noch aus, wenn jemand auf ihren Verbalaas reagiert. Deshalb habe ich auch darauf verzichtet, die - natürlich allesamt gesichtslosen - Gestalten zu nennen, die mich seit Tagen braun betrollen. Das übrigens in erstaunlicher Länge und Intensität. Aber klar: Wer weder über Arbeit, noch störende Sozialkontakte verfügt, der hat natürlich Zeit. Ignorieren wir sie doch einfach heiter und machen etwas, was die nicht hinkriegen: Leben.
Denn wenn Trolle etwas noch mehr hassen, als das betrollte Objekt, dann ist es:
1. Rechtschreibung
2. Grammatik
3. Interpunktion und
4. Sich selbst