Der langjährige Bayreuther Festspielleiter Wolfgang Wagner ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Der Enkel des Komponisten Richard Wagner, der schon seit längerer Zeit pflegebedürftig war, sei am Sonntag "friedlich eingeschlafen", teilte seine jüngste Tochter Katharina mit.
Wagner habe sein ganzes Leben dem Erbe seines Großvaters gewidmet, hieß es in einer Würdigung der Bayreuther Festspiele. Noch im November 2009 war ihm vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer als Anerkennung für sein einzigartiges Lebenswerk das nur selten vergebene Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband verliehen worden.
Seehofer würdigte Wagner am Montag als "herausragende Theaterpersönlichkeit", der es zu verdanken sei, dass die Bayreuther Festspiele ein Aushängeschild Bayerns und ein Publikumsmagnet für Besucher aus aller Welt seien. Der Vorsitzende der Richard-Wagner-Stiftung und des Verwaltungsrates der Bayreuther Festspiele, Toni Schmid, bezeichnete den Verstorbenen als "charismatischen Festspielleiter".
Wagner hatte den Festspielen 57 Jahre vorgestanden. Damit sei er der dienstälteste Intendant der Welt gewesen, erklärte die Festspielleitung. Seine Aufgaben gab er erst Ende August 2008 ab. Dabei stimmte er nach einigem Zögern und auf massiven Druck der Geldgeber der Festspiele einem Kompromiss zu, der neben seiner Tochter Katharina auch die lange Zeit von ihm verstoßene Tochter Eva Wagner-Pasquier zu seinen Nachfolgerinnen gemacht hat.
Der ehemalige Festspielchef hatte alle Opernwerke Richard Wagners im Laufe der Jahrzehnte selbst und oft mehrmals inszeniert. Zu den vielbeachteten Höhepunkten seiner Leitung gehörten Götz Friedrichs "Tannhäuser" von 1972, der "Jahrhundertring" von Patrice Chereau und Pierre Boulez ab 1976 sowie die "Tristan"-Inszenierung von Heiner Müller im Jahr 1993.
Wolfgang Wagner wurde als Enkel von Richard Wagner und Urenkel von Franz Liszt am 30. August 1919 in Bayreuth geboren. Er war das dritte Kind von Siegfried Wagner und dessen Frau Winifred, die als Bewundererin Hitlers bekannt war. 1940 kam Wolfgang Wagner zur musikalischen Ausbildung an die Staatsoper Berlin, wo er 1944 die von seinem früh verstorbenen Vater komponierte Oper "Andreasnacht" aufführte. Nach dem Krieg übernahm er 1951 die Leitung der Bayreuther Festspiele, erst gemeinsam mit seinem Bruder Wieland, nach dessen frühem Tod dann alleine.
Wagner war zwei Mal verheiratet - zunächst mit der Tänzerin Ellen Drexel und nach einer Scheidung im Jahr 1976 mit seiner früheren Sekretärin Gudrun Mack, die 2007 überraschend starb. Aus der ersten Ehe stammen die 1945 geborene Eva Wagner Pasquier sowie ein Sohn, aus der zweiten Ehe die nun 31-jährige Tochter Katharina.