Hat er das gerade wirklich gesagt? Barbara Schöneberger blickte am Donnerstagabend ungläubig auf Andreas Kümmert, den sie doch gerade eben noch zum Sieger des ESC-Vorentscheids gekürt hatte.
Aber Kümmert will nicht nach Wien fahren und Deutschland beim Eurovision Songcontest vertreten. Blöd nur, dass es ihm in letzter Sekunde vor einem riesigen Publikum und im Live-Fernsehen einfiel. "Ich bin nur ein kleiner Sänger", sagte er. Kurzerhand erklärte Schöneberger die Zweitplatzierte Ann Sophie zur Siegerin. Es war genau so ein Moment, der ein Spektakel wie den ESC ausmacht: live, spontan, unvorhergesehen und emotional.
"Der Rücktritt ist meinen Informationen nach bisher einzigartig", kommentierte ein Sprecher des Veranstalters European Broadcasting Union kurz später. Doch Kümmerts spontane Absage ist nicht die einzige Panne, mit der sich der ESC in seiner 60-jährigen Geschichte abfinden musste. Diese fünf Momente sorgten beispielsweise ebenso für Schlagzeilen:
Lena Meyer-Landruts falsche Punktevergabe
2013 hatte die ESC-Siegerin Lena Meyer-Landrut eigentlich keine große Aufgabe mehr. Sie sollte lediglich für Deutschland die Punktevergabe verkünden - live, versteht sich. Doch dann der Fauxpax: "Zehn Punkte gehen nach Norwegen", verkündete sie erst. Als die Punkte auf der Tabelle nicht erscheinen, dämmerte es ihr. "Nein unsere 10 Punkte gehen nach Dänemark - es tut mir so leid!", korrigierte sie ihren Fehler und versteckte sich hinter ihrem Regenschirm. Peinlich!
Anke Engelkes mutiges Bekenntnis
Politische Statements sind beim Eurovision Songcontest verboten. Als 2009 "Stephane & 3G" mit dem Song "We don't wanna put in" für Georgien starten wollten, schritt die EBU ein und disqualifizierte die Teilnehmer. Zu sehr war das "put in" im Text eine Anspielung auf den russischen Ministerpräsidenten Vladimir Putin.
Anke Engelke kam hingegen 2012 mit einem politischen Statement durch. Sie war für die deutsche Punktevergabe zuständig, als der ESC in Aserbaidschan ausgetragen wurde. Bevor sie die jedoch verkündete, kritisierte sie geschickt das autoritäre Regime dort. "Heute Abend konnte niemand für sein eigenes Land abstimmen. Aber es ist gut, wählen zu können. Und es ist gut, eine Wahl zu haben. Viel Glück auf Deiner Reise, Aserbaidschan! Europa beobachtet Dich.", sagte Engelke. Ein mutiges Wagnis, denn im Zweifel hätte Deutschland für diese Aussage auch disqualifiziert werden können.
Der verlorene Rock
Heutzutage können die ESC-Teilnehmer so freizügig, wie sie nur mögen auf der Bühne erscheinen. 1985 sorgte allerdings ein verlorener Rock noch für Schlagzeilen: Die schwedische Moderatorin Lill Lindfors stand während der Show plötzlich unten ohne da. In der Presse war die Aufregung groß. Hinterher gab Lindfors zu, dass das Ganze geplant gewesen sei, sie es in den Proben aber verheimlicht hatte.
Das schlechte Jury-Urteil für La Brass Banda
Der Sieg der Band Cascada über die Bläsergruppe LaBrassBanda beim deutschen Vorentscheid löste 2013 eine erbitterte Diskussion aus. Vor allem das Urteil der Jury wurde in Internet-Foren kritisiert. Die fünf Experten, darunter Sänger Tim Bendzko und Schlager-Ikone Mary Roos, hatten in der Live-Show LaBrassBanda nur einen Punkt gegeben, während die Ska-Bläser beim Publikum ganz oben rangierten: Radiohörer gaben ihnen einhellig die volle Punktzahl.
Deutsche Teilnehmer disqualifiziert
Zwei Mal zuvor hatte Deutschland bereits einen Vorentscheids-Sieger, der dann nicht nach angetreten ist. So wurde Tony Marshall 1976 nachträglich disqualifiziert, weil er sein Sieger-Titel "Der Star" schon von einer anderen Sängerin gesungen wurde.
Das gleiche Schicksal ereilt 1999 die blinde Sängerin Corinna May. Ihr Lied "Hör den Kindern einfach zu" war 1997 mit anderem Text und anderem Sänger auf einer CD erschienen.