Casting-Show-Schwemme im deutschen Fernsehen: "X-Faktor" ist gerade zu Ende gegangen, "#link;/branch/static_stern2/bilder/stern_5/lifestyle/2012/KW02/raab1.jpg;The Voice of Germany#" und #link;/branch/static_stern2/bilder/stern_5/lifestyle/2012/KW02/raab1.jpg;"Deutschland sucht den Superstar"# laufen, am kommenden Donnerstag startet zusätzlich "Unser Star für Baku". Mehr Talentwettbewerbe gleichzeitig waren noch nie. Drei Tage in der Woche - Donnerstag, Freitag und Samstag - konkurrieren die Formate um die Gunst der Zuschauer. "DSDS" punktet mit Bohlens dummen Sprüchen und "The Voice" mit dem Blind-Buzzer der Jury. Was bleibt für "Unser Star für Baku"? Um in der Post-Lena-Ära nicht unterzugehen, haben sich die Macher die "Blitztabelle" einfallen lassen. Und Stefan Raab, der eigentlich nur Gastjuror sein sollte, wurde zurückgeholt.
Es bliebe alles beim Alten, nur statt Raab werde jetzt Thomas D. als Jurypräsident weitermachen, hieß es noch vor wenigen Wochen bei ARD und ProSieben. Wie bereits 2010 bei "Unser Star für Oslo" und im vergangenen Jahr bei "Unser Song für Deutschland" begeben sich die beiden Sender auch 2012 wieder gemeinsam auf die Suche nach dem deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest, der am 26. Mai in Aserbaidschan stattfindet. In acht Shows bis zum Vorentscheidfinale am 16. Februar stellen sich insgesamt zwanzig Kandidaten dem Urteil einer Jury und der Fernsehzuschauer. Dabei herauskommen wird am Ende "unser Star für Baku".
Stefan Raab, die deutsche Wunderwaffe des Grand Prix
ProSieben-Geschäftsführer Jürgen Hörner spricht vollmundig von "einer neuen musikalischen Dimension", die die Show erreichen werde, und ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber gibt die Parole aus: "Wir wollen den Pokal zurückholen." Beide wissen, dass es schon ein Wunder brauchte, um noch einmal eine wie Lena zu finden. Einen oder eine, die die Zuschauer sofort in ihr Herz schließen, der oder die das Konzept der Show über acht Sendungen trägt und schließlich den Rest Europas im Sturm erobert. Doch auf ein Wunder zu warten, darauf konnten sich die Fernsehmacher im Konkurrenzkampf mit "DSDS" und "The Voice" ebenso wenig verlassen wie auf die beiden neuen Moderatoren Sandra Rieß und Steven Gätjen.
Die Wunderwaffe im Kampf um Quote und den richtigen Kandidaten für Baku heißt deshalb auch 2012 Stefan Raab. Obwohl der Entertainer nach dem Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf seinen Rückzug vom Wettbewerb angekündigt hatte, wird er auch dieses Mal mitmischen. Raab wird die Show nicht nur produzieren, sondern auch Mitglied der Jury sein. Anders als in den Vorjahren wird diese nicht aus Gastjuroren, sondern permanent aus Raab, Thomas D. und Frida-Gold-Sängerin Alina Süggeler bestehen.
Zuschauer können Voting live mitverfolgen
Doch Raab hatte bei einer Pressekonferenz am Montag noch mehr im Gepäck als sich selbst: die Echtzeit-Abstimmung per Telefon. Anders als bisher, werden die Zuschauer nicht erst am Ende der Sendung sehen, wer weiter ist, sondern die Anzahl der Anrufe live mitverfolgen können. "Sie sehen vom ersten Moment der Sendung an, wie es steht", erklärte Raab. "Ab diesem Moment kann der Zuschauer bereits abstimmen. Sie sehen - auch während der Kandidat singt - wie sich sein Ranking verändert." Das sei nichts weniger als die Einführung der Blitztabelle in die deutsche Fernsehunterhaltung. "Ich glaube, dass das auch ein Vorbild sein wird: In zehn, 15 Jahren werden die Bundestagswahlen so stattfinden. Im Sport ist das schon alltäglich."
Stefan Raab kann es also nicht lassen. Er wird auch 2012 hinter den Kulissen des Vorentscheids die Fäden ziehen. Nach Guildo Horn 1998 (Songwriter), seiner eigenen Teilnahme 2000, Max Mutzke 2004 (Songwriter) und Lena 2010 und 2011 wird es somit Raabs sechste Beteiligung am Eurovision Song Contest sein. Fans des Wettbewerbs verspotten ihn deshalb bereits als neuen Ralph Siegel, den das Grand-Prix-Fieber gepackt habe und nicht mehr loslasse. Raab scheint besessen, doch anders als zuletzt bei Siegel, gibt ihm der Erfolg bislang Recht. Ob das auch 2012 so bleibt, zeigt sich vom kommenden Donnerstag an. Dann startet die erste der acht Shows für "Unser Star für Baku". Und "Wunder", das wissen Grand-Prix-Fans schon seit Katja Ebsteins Teilnahme 1970, die "gibt es immer wieder".
"Unser Star für Baku" startet am Donnerstag um 20.15 Uhr auf Prosieben