Eurovision Song Contest Warum der Party-Proll der Richtige ist

Der Mann, der "Du hast den schönsten Arsch der Welt" komponiert hat, vertritt Deutschland beim Song Contest: Alex Christensen hat die geheime Jury-Abstimmung gewonnen und die eingefleischte Grand-Prix-Gemeinde ist schockiert. Dabei gibt es gute Gründe, warum der Proll-Produzent wirklich Erfolg haben könnte.

Der Spruch saß: "Die Mädels sind nett, aber das sind Roboter-Tussis mit langweiligen Songs, schief und krumm gesungen." Mit harscher Kritik hatte Hit-Produzent Alex Christensen nach dem Auftritt der "No Angels" beim Eurovision Song Contest im vergangen Jahr nicht gespart. Jetzt muss er selber ran. Sein Song "Miss Kiss Kiss Bang" soll's für Deutschland in Moskau richten. Eine vom NDR zusammengestellte Jury hat das Lied aus mehr als hundert Bewerbern ausgewählt. Zusammen mit Oscar Loya wird Christensen am 16. Mai als Gruppe "Oscar sings and Alex swings" auf der Bühne stehen. Sechs gute Gründe, warum er damit für Deutschland die beste Platzierung seit Jahren erzielen könnte.

1. Der Refrain

"Hard Rock Hallelujah", "Ding-a-dong", "A-Ba-Ni-Bi", "Diggi-loo diggi-ley" und "La, la, la" - das sind keine Titel von zweifelhaften Potenzpillen oder Sexspielzeugen, sondern die Namen von echten Erfolgen, nämlich von Siegertiteln des Eurovision-Song-Contests. Ihr Erfolgsgeheimnis ist der leicht zu merkende und mitzugröhlende Refrain. Egal ob in Portugal, Aserbaidschan oder in Großbritannien, das kann sich jeder merken. In einem internationalen Wettbewerb muss der Titel schmissig und eingängig sein - so wie "Miss Kiss Kiss Bang".

2. Das Ostblock-Plus

"Du hast den schönsten Arsch der Welt", "Das Boot" oder "Ritmo de la noche", man kann über Alex Christensen sagen, dass seine Songs nicht besonders geistreich sind - aber sicher nicht, dass sie unerfolgreich sind. Der Hamburger gehört mit mehreren Nummer-Eins-Hits zu den erfolgreichsten Komponisten Deutschlands. Und was noch viel wichtiger ist: Seine Songs kommen auch im Ausland an, besonders im für den ESC wichtigen Osteuropa. Gelingt es ihm, dort viele Stimmen abzugreifen, hat er gute Chancen auf eine vordere Platzierung

3. Die Jury-Komponente

In diesem Jahr entscheiden nicht mehr nur die Zuschauer per Telefon wer Sieger des ESC wird, sondern erstmals seit Jahren wieder eine Jury. Jedes Land stellt fünf Juroren, deren Meinung zu 50 Prozent in die Wertung einfließt. Anders als das Publikum achtet eine Jury nicht nur darauf, ob der Song gefällt und ob die Interpreten sympathisch sind. Die Jury beurteilt insbesondere, wie professionell ein Künstler darbietet, welche Qualitäten seine Stimme hat und ob der Titel authentisch ist. Ein Swing-Pop-Titel ist sicher nicht die beste Wahl, um auf Stimmenfang zu gehen, aber er ist ehrlich

4. Der Dita-von-Teese-Effekt

Effekthascherei gehört beim Grand Prix zum Handwerk. Ob Trickkleid, Mitmach-Choreographie oder ein Eislaufstar auf der Bühne - kein Gewinner kommt mehr ohne aus. Das hat auch Alex Christensen begriffen, deshalb holt er sich zur Unterstützung des Live-Auftritts die Dita von Teese in sein Team. Die weltweit bekannte Stripperin wird auf der Bühne in Moskau die "Miss Kiss" verkörpern. Ob sie sich wirklich ausziehen wird, wollte Christensen nicht verraten. "Wir werden sehen, wer im Finale mehr auszieht: Dita oder Oscar", scherzte Christensen.

5. Keine schiefen Töne

"Schief und krumm gesungen", hatte Christensen den "No Angels" vorgeworfen. In der Tat hatten die Sängerinnen der Castingband bei ihrem Live-Auftritt nicht immer den richtigen Ton getroffen. "Wir wollten einen Sänger, der drei Minuten vor einem Millionenpublikum mit seiner Live-Stimme bestehen kann", sagte Juror-Manfred Witt auf der Pressekonferenz des NDR. Alle sind sich einig, so einen in Oscar Loya gefunden zu haben. Der 29-Jährige, der in Kalifornien in Musicals wie "West Side Story" aufgetreten ist und inzwischen in München lebt, ist professioneller Sänger und Stepptänzer.

6. Auch Ralph Siegel glaubt an Alex Christensen

Der Vorschlag, Alex Christensen zum Song Contest zu schicken, stammt von Grand-Prix-Urgestein Ralph Siegel höchstpersönlich. "Wir holen neben Bohlen, Siegel und Raab noch die Produzenten Frank Farian (Boney M.) und Alex Christensen (U 96) dazu und liefern je einen oder zwei Songs ab", sagte er im Juni 2008, kurz nach dem Debakel in Belgrad, dem "Hamburger Abendblatt". "Im Sport schickt man doch auch die größten Profis, warum nicht auch in der Musik?", fragte Siegel. Er selbst trat mit drei Titeln um ein Ticket nach Moskau an, den Ausgang dieses Wettbewerbs hätte er sich aber wahrscheinlich anders gewünscht.

PRODUKTE & TIPPS