Neues Album "Vier Einhalb" Max Giesinger über eine spezielle Taxifahrt: "Hatte das Gefühl, eine sehr coole Frau kennenzulernen"

Musiker Max Giesinger
Musiker Max Giesinger
© Christoph Köstlin
Mit neuen Songs und einer Tournee startet Sänger Max Giesinger in den Sommer. Im Interview mit dem stern spricht der 33-Jährige unter anderem über die wahre Geschichte hinter seiner Single "Taxi".

Ihr neuer Song "Taxi" handelt von einem Treffen mit einer Frau in einer Bar und einer gemeinsamen Taxifahrt im Sommer 2012? Gab es diese Begegnung wirklich?
Ja, das habe ich so erlebt. Ich habe versucht, es möglichst detailgenau zu beschreiben. Es war eine laue Sommernacht in Karlsruhe und ich hatte das Gefühl, eine sehr coole Frau kennenzulernen. Das Gefühl hat mich wahrscheinlich nicht getäuscht, sonst hätte ich diese Thematik nicht so lange mit mir herumgeschleppt. Wir haben es aber einfach nicht hinbekommen, gegenseitig nach unserer Telefonnummer zu fragen und dann war sie plötzlich weg. Damals dachte ich, in Karlsruhe läuft man sich vielleicht nochmal über den Weg, aber wir haben uns nie wieder gesehen.

Gab es andere besondere Momente oder Ereignisse während einer Taxifahrt, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
In Hamburg gibt es einen indischen Taxifahrer, der auch Musiker ist. Bei dem steigst du ein und 30 Sekunden später läuft sein eigener Song. Er hat ein Lied über Hamburg veröffentlicht. Ich bin zweimal mit dem gefahren und es ist jedes Mal Party. In Berlin haben mir schon mehrere Taxifahrer Beziehungstipps gegeben. Das waren sehr interessante Gespräche.

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Auf Ihrem neuen Album "Vier Einhalb" sind sieben neue Songs. Wann sind die entstanden? Gab es die schon, als das Album "Vier" im November 2021 erschienen ist oder wurden die alle in den vergangenen sechs Monaten geschrieben und produziert?
Die gab es schon. Die neuen Songs sind wie die Titel auf meinem Album "Vier" während der Corona-Zeit entstanden, als ich mit ein paar Songwriting-Kumpels Material gesammelt habe. Wir konnten uns damals einfach nicht entscheiden, welche Titel auf das Album kommen sollen. Ich wollte nicht zu viele Lieder auf eine Platte packen, deshalb haben wir einige zurückgehalten. Diese sieben neuen Songs sind jetzt auf "Vier Einhalb".

Ein Song, der heraussticht, ist "Pulverfass", in dem es im weitesten Sinne um die Klimakrise geht. Das Thema ist nicht neu. Warum haben Sie jetzt einen Song dazu veröffentlicht? Politische Lieder kannte man von Ihnen eher nicht.
Bisher ging es in meinen Songs vor allem um zwischenmenschliche Themen. "Pulverfass" ist bereits vor zwei Jahren entstanden. Ich war mir nicht sicher, ob die Leute mir das abnehmen oder denken: 'Der springt jetzt auch noch auf den Zug auf'. Aber gerade ist eine Phase, wo ich dachte, der Song muss jetzt raus. Sicher spielte da auch die aktuelle Weltlage eine Rolle. Wir haben doch eigentlich schon genug mit der Klimakrise zu tun, und durch die aktuelle Situation in Europa gerät das fast schon in den Hintergrund. Dabei müssten wir gerade alles dafür tun, die Klimakatastrophe zu verhindern. Ich will den Menschen nicht vorschreiben, was sie tun oder lassen sollen, aber vielleicht schaffe ich es mit dem Song, dass ein paar Leute mehr darüber nachdenken, wie man einen kleinen Teil dazu beitragen kann.

Max Giesinger
Das neue Album von Max Giesinger heißt "Vier Einhalb" und erscheint am 20. Mai 2022
© Christoph Köstlin

Ab Juni sind Sie auf Tour. Für viele Fans sicher eine willkommene Ablenkung vom Alltag. Wie geht es Ihnen als Künstler auf der Bühne? Können Sie unbeschwert spielen und ausblenden, dass in Europa derzeit ein Krieg stattfindet?
Wenn ich auf der Bühne bin, denke ich nur an die Show. Meine Aufgabe ist es dann, die Menschen von der aktuellen Situation abzulenken. Wenn ich da oben stehen und nur über schwere Themen reden würde, würde sich das für mich nicht gut anfühlen. Es muss auch einen Raum geben, wo man mal loslassen und lachen kann. Das gibt einem gerade in der aktuellen Zeit Energie und Kraft. Die Leute kommen nicht auf meine Konzerte, damit ich auf der Bühne stehe und den Weltschmerz beklage. Klar ist es wichtig, Mitgefühl zu zeigen, aber wir dürfen auch nicht vergessen, in bestimmten Momenten Spaß zu haben.

Sie waren in diesem Jahr Teil der deutschen ESC-Jury. Was sagen Sie zum Sieg der Ukraine?
Eigentlich ist der ESC ja eine unpolitische Veranstaltung. Aber ich finde es ein sehr schönes und wichtiges Zeichen, dass ganz Europa hier zusammengehalten hat. Abgesehen davon fand ich den Song auch gut. Ich glaube, er wäre auch so in den Top Ten gelandet.

Wer waren Ihre drei Favoriten?
Ich mochte den Song "Hold Me Closer" der Schwedin Cornelia Jakobs. Den Briten fand ich sehr sympathisch, Sam Ryder. Er hat eine tolle Stimme. Und der Auftritt der Spanierin Chanel war beeindruckend professionell. Bei den Proben dachte ich, es steht Camila Cabello auf der Bühne. Gesang, Tanz, alles zusammen hatte internationales Niveau.

Deutschland ist wieder auf dem letzten Platz gelandet zu Unrecht?
Unser Song war nicht schlecht und Malik Harris ist mega sympathisch. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woran es gelegen hat. Dass Deutschland in Europa als unsympathisch wahrgenommen wird, kann ich mir nicht vorstellen. Gerade nach dem vierten Platz von Michael Schulte im Jahr 2018. Offenbar treffen wir nicht den Musikgeschmack Europas. Wir feiern in Deutschland etwas andere Musik als der Rest der Welt. Der ESC hat seine eigenen Regeln. Entweder man liefert einen krass emotionalen Auftritt oder man veranstaltet eine bombastische Show. Ich glaube nicht, dass ich dort mit "80 Millionen" eine Chance gehabt hätte, obwohl der Song in Deutschland sehr erfolgreich war.

Würden Sie denn als Kandidat für Deutschland antreten, wenn man Sie fragte?
Ehrlich gesagt nein. Das Risiko da abgestraft zu werden, wäre mir zu groß. Selbst wenn du einen super Auftritt hinlegst, kannst du Letzter werden. Damit dann entspannt umzugehen, ich weiß nicht, ob ich das könnte.

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