Anzeige
Anzeige

Schöpfer der Wall of Sound Von den Ronettes bis zu den Beatles: Diese fünf Songs von Phil Spector sollte jeder kennen

Phil Spector und die Ronettes
"Be My Baby" von den Ronettes (l.) war einer der größten Erfolge, die Phil Spector als Produzent feiern konnte.
© picture alliance / Avalon/Retna / Dave Giles/PA Wire/dpa
Einer der größten Produzenten der Popgeschichte ist tot. In den 60er Jahren entwickelte Phil Spector einen bislang ungekannten, orchestralen Sound - und schuf Welthits wie "Be My Baby". Auch Tina Turner und die Beatles nahmen seine Dienste in Anspruch.

Genie und Wahnsinn liegen manchmal sehr nah beieinander. Über das Leben des am Samstag im Alter von 81 Jahren verstorbenen Phil Spector hatte zuletzt 2009 ein Gericht geurteilt - und ihn wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von 19 Jahren verurteilt. Spectors musikalische Fähigkeiten standen dagegen nie zur Disposition. Bis heute gilt er als der wohl größte Produzent der Musikgeschichte, denn Spector verstand es als einer der ersten, das Tonstudio als eigenes Instrument einzusetzen.

In den 1960er Jahren entwickelte er in den Gold Star Studios in Hollywood einen neuartigen Klang, der als "Wall of Sound" bekannt wurde. Diese Klangmauer zeichnete sich durch einen extrem dichten, durch die Überlagerung zahlreicher Tonspuren entstandenen Sound aus, der zusätzlich zum Rock-Instrumentarium auf ein gewaltiges Orchester und den Einsatz von Hall setzte. Wie das klingt, ließ sich erstmals 1962 an "He's a Rebel" von der Girlgroup The Crystals nachvollziehen, der es im November des Jahres an die Spitze der US-Charts schaffte und Phil Spector damit seinen ersten Nummer-1-Hit bescherte.

The Crystals: "He's a Rebel":

Damit hatte Spector für die nächsten Jahre seine Erfolgsformel gefunden - und lieferte in schneller Zeit mehr Stoff: Die Crystals-Songs "Da Doo Ron Ron" und "Then He Kissed Me" wurden ebenfalls große Hits. Im August 1963 veröffentlichte Spector dann einen Song, der alles Vorherige übertraf: "Be My Baby" von den Ronettes.

Noch größer als der kommerzielle Erfolg war der Einfluss, den dieser Song auf die Musikszene ausübte. Beach-Boys-Mastermind Brian Wilson hörte den Song erstmals, als er im Auto durch die Gegend fuhr. In seiner Autobiografie beschreibt er den Moment so: "Ich musste an den Straßenrand fahren und schrie gequält auf: 'Oh Gott! Das ist der beste Song, den ich je gehört habe.'" Nach eigener Aussage hörte Wilson den Song bis heute mehr als 1000 Mal. "Be My Baby" war für den Beach Boy der Antrieb, seinen eigenen Sound zu perfektionieren - so entstanden Meisterwerke wie das Album "Pet Sounds" (1966).

The Ronettes: "Be My Baby"

Spector schwamm Mitte der 60er Jahre auf einer einzigen Erfolgswelle. Er produzierte weitere Erfolgssongs für die Ronettes und schaffte es mit "You've Lost That Lovin' Feelin'" von den Righteous Brothers 1965 erneut auf Platz 1 der US-Charts. Der Erfolg schien dem Produzenten jedoch zu Kopf gestiegen zu sein. Spector zeigte nun Anzeichen von Größenwahn, schichtete immer neue Tonspuren für seine Wall of Sound übereinander und wollte damit Tina Turner einen Hit auf den Leib produzieren. 

Ike & Tina Turner: "River Deep, Mountain High"

Es war vermutlich die aufwändigste Produktion, die Spector bis dato verantwortet hat - doch "River Deep, Mountain High" floppte in den USA und versandete auf Platz 88 der Charts. Ein Schock, an dem Spector lange zu knabbern hatte. Er zog sich daraufhin eine ganze Weile zurück. Es war schließlich John Lennon, der Spector zu einem spektakulären Comeback verhalf. Er engagierte ihn zunächst für die Produktion seiner im Februar 1970 veröffentlichten Solo-Single "Instant Karma!", zudem bekam der Amerikaner den Auftrag, das unvollendete Album "Let It Be" fertigzustellen. 

Dabei knöpfte sich Spector auch "The Long And Winding Road" vor - und versah den von Paul McCartney geschriebenen Song in seiner typischen Art mit einer opulenten Orchestrierung aus Streichern, Bläsern einer Harfe - zudem ergänzte er noch einen Chor.

The Beatles: "The Long And Winding Road"

McCartney soll entsetzt gewesen sein von der Produktion - doch dem Erfolg tat das keinen Abbruch: Nach der Auflösung der Beatles veröffentlicht, wurde der Song Nummer 1 in den USA. Und Phil Spector saß bei zahlreichen Soloalben von Ex-Beatles hinter den Reglern. Er produzierte John Lennons Alben "Plastic Ono Band" und "Imagine". Noch erfolgreicher war George Harrisons Triple-Album "All Things Must Pass" mit dem Megahit "My Sweet Lord", für die Spector ebenfalls als Produzent mitverantwortlich war.

George Harrison: "My Sweet Lord"

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel