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Falsch interpretierte Songs Zehn Hits, die jeder kennt – und die fast alle falsch verstehen

Peter Fox
Peter Fox' "Haus am See" als Soundtrack für die Generation Biedermeier? Da hat wohl jemand nicht genau hingehört.
© Britta Pedersen / Picture Alliance
"I Don't Like Mondays" ist ein Song über Unmotiviertheit nach dem Wochenende? In "I Will Always Love You" geht es um die ewige Liebe? Nein. Dahinter steckt etwas anderes.

1. Born In The USA (Bruce Springsteen)

Nicht nur in den Vereinigten Staaten wird der Song von Bruce Springsteen als große Hymne des Patriotismus verstanden, als Ausdruck des Stolzes, US-Bürger zu sein. Ronald Reagan verwendete "Born In The USA" 1984 sogar für seinen Präsidentschaftswahlkampf. Dabei übersahen er und sein Team aber, dass hinter dem Titel nur sehr wenig Nationalstolz steckt. In Wirklichkeit singt Springsteen über einen Veteran, der aus dem Vietnam-Krieg zurückkehrt und von seinem Heimatland enttäuscht ist. Reagan wurde trotzdem wiedergewählt.

2. Every Breath You Take (The Police)

"Every breath you take / Every move you make / Every bond you break / Every stop you take / I'll be watching you": Eigentlich gehört nicht viel dazu, um schon im Refrain zu erkennen, dass dieser Song ziemlich unheimlich ist. Geschrieben ist er aus der Perspektive eines Stalkers. Als er den Song geschrieben habe, habe er "an Big Brother, Überwachung und Kontrolle" gedacht, hat Police-Frontmann Sting mal erzählt. Trotzdem wird der Song gern auf Hochzeiten gespielt.

3. Hallelujah (Leonard Cohen)

Noch so ein – zugebenermaßen zum Heulen schönes – Hochzeitslied, bei dem aber anscheinend auch noch niemand wirklich hingehört hat. Denn schließlich geht es in dem Song unter anderem um den biblischen Ehebruch des König Davids mit Bathseba, der Frau eines seiner Freunde, welchen er der Überlieferung nach sogar töten lässt, nachdem Bathseba ein Kind von ihm bekommt. Oder um Delilah, die den Helden Simson mit ihrer Liebe einwickelt, um ihn dann hinterlistig seiner Kräfte zu berauben. Und überhaupt: Will man eine Zeile wie "But all I ever learned from love / Was how to shoot at someone who outdrew you" an seinem Hochzeitstag hören?

4. Griechischer Wein (Udo Jürgens)

Klingt zunächst einmal nach einem Gute-Laune-Stück über feucht-fröhliche Partys in Griechenland. Das Lied von Udo Jürgens spielt auch wirklich in einer Taverne, aber nicht im sonnigen Südeuropa, sondern im Ruhrgebiet. Songschreiber Michael Kunze hat dem Text eine melancholische Wendung verpasst: Er verarbeitet in den Siebziger Jahren das Heimweh griechischer Gastarbeiter in Deutschland, die im Wein eine Verbindung zur Heimat finden.

5. I Don't Like Mondays (The Boomtown Rats)

Für Bob Geldof und seine Band The Boomtown Rats war der Song 1979 ein Riesenerfolg. Heute ist der Titel eine Art geflügeltes Wort, wenn wieder der Start in die Arbeitswoche ansteht. Im Text aber geht es um etwas deutlich Dramatischeres als einen unmotivierten Morgen im Büro. Inspiration für Geldof war der Amoklauf einer 16-jährigen Schülerin, die zwei Menschen tötete und neun verletzte. Zur Begründung sagte sie bei ihrer Verhaftung lapidar: "I don't like Mondays." Der Song erzählt ihre Geschichte: "And school's out early and soon we'll be learning / And the lesson today is how to die".

6. Last Resort (Papa Roach)

Den Song kann jeder im Club mitbrüllen, der seine Jugend in den Nuller Jahren verbracht hat: "Cut my life into pieces / This is my last resort". Aber wie wäre es, dann zu jemandem hinzugehen und zu sagen: Cool, magst du auch Lieder über Suizid? Darum geht es nämlich in diesem Rockklassiker. "Ursprünglich ging es in dem Song um einen Freund von uns, mit dem wir aufgewachsen sind, der eine schwere Zeit in seinem Leben hatte. Und da war dieses Selbstmordelement, das während des Heranwachsens und den Kämpfen des Lebens aufkam, mit der Frage, ob du weitermachen willst oder nicht", sagte Papa-Roach-Mitglied Tobin Esperance dem Portal "Songfacts".

7. Haus am See (Peter Fox)

Ein Haus am See, eine Horde Enkelkinder und niemals rausgehen müssen – das klingt eigentlich wie die Definition von Spießigkeit. Und so bezeichnete das Rheingold-Institut in seiner Jugendstudie 2010 das Lied von Peter Fox als "Hymne an ein beschauliches Leben, in dem man endgültig angekommen ist, sich niedergelassen und sich im Kreise der Familie wohlfühlt" – ein Soundtrack für eine Biedermeier-Jugend, die das Rebellieren nie gelernt hat. Die Lyrics geben diese Interpretation aber nur so halb her. Denn eigentlich will Peter Fox ausbrechen aus dem Gewohnten, alles gewinnen und wieder verlieren, sich nicht an die Regeln halten – und die Orangenbaumblätter sprechen auch nicht unbedingt dafür, dass dieses Haus sich in Deutschland befinden soll.

8. No Woman No Cry (Bob Marley)

Wie einfach wäre die Welt doch ohne Frauen – oder? Das singt hier ein zerschmettertes Herz, welches sich vornimmt, sich nie wieder von einer Frau so verletzen zu lassen. Für ungeübte Ohren mag das jedenfalls so klingen. Am eigentlichen Inhalt des Songs von Bob Marley geht diese Übersetzung aber weit vorbei. Der Titel des Reggae-Welthits lautet auf Deutsch nämlich weder "Keine Frau, keine Tränen" noch "Keine Frau, kein Geschrei", wie viele meinen, sondern, wenn man ihn aus dem Kreolischen übersetzt: "Nein, Frau, weine nicht". Marley möchte Frauen trösten und nicht verbannen.

9. 99 Luftballons (Nena)

Auf den ersten Blick verbreitet Nenas Popsong aus dem Jahr 1983 eigentlich Idylle pur: "99 Luftballons auf ihrem Weg zum Horizont". Doch der Klassiker ist hochpolitisch, er nimmt die angespannte Stimmung zwischen den Supermächten im Kalten Krieg auf, in der schon 99 harmlose Luftballons zu einer Katastrophe führen können. Im Text von Carlo Karges tauchen Düsenjäger, Benzinkanister und Kriegsminister auf. Und am Ende liegt die ganze Welt in Trümmern.

10. I Will Always Love You (Whitney Houston)

Auch dieser Song, gesungen von Whitney Houston, geschrieben von Dolly Parton, kommt immer wieder zum Einsatz, wenn es darum geht, die große, ewige Liebe zu beschwören. Die große, ewige Liebe spielt in dem Hit auch eine große Rolle – sie ist nur leider sehr einseitig. Denn eigentlich handelt es sich um einen tränenreichen Abschied: "So, goodbye / Please, don't cry / We both know I'm not what you, you need".

Quellen: Sting / "Songfacts" / "Musikexpress" / "Noisey"

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