Zürich Weil er weiß ist und Dreadlocks trägt: In der Schweiz wurde erneut ein Konzert abgesagt

Mario Parizek
Der Musiker Mario Parizek lebt in Wien und verfügt über eine mehr als zehnjährige Bühnenerfahrung.
© Charly Glawischnig / marioparizek.com
Nur wenige Wochen nach einem Konzertabbruch in Bern wurde in Zürich ein Auftritt abgesagt. Der Grund: Der weiße Musiker trägt Dreadlocks. Der Veranstalter rudert nun halbherzig zurück.

Mario Parizek war sichtlich erregt, als er am Mittwoch ein Video aufgenommen und auf Instagram hochgeladen hat. Er befinde sich gerade in der Zürcher Bar "Gleis", sagte der Musiker, wo er eigentlich ein Konzert geben wollte. Doch heute sei er aufgefordert worden, nicht zu spielen, "weil ich weiß bin und Dreadlocks habe". 

Er nannte das eine "mehr oder weniger faschistische Einstellung". Er habe sich mit 13 diese Frisur machen lassen, weil er in einem "ziemlich rechten Dorf" aufgewachsen sei und zeigen wollte, dass es auch andere Leute gibt. Nun werde er ausgerechnet aus der linken Ecke diskriminiert. 

Nicht der erste Vorfall dieser Art in der Schweiz: Erst vor wenigen Wochen wurde in einem Kulturzentrum in Bern ein Auftritt der Reggae-Band Lauwarm abgebrochen, unter anderem weil zwei der Bandmitglieder Dreadlocks tragen.

Die Fans stehen hinter dem Dreadlock-Mann

Die Reaktion seiner Fans war eindeutig: Zu nahezu 100 Prozent wurde die Konzertabsage verurteilt. Auch das "Gleis" hat sich am Mittwoch auf Facebook zu dem Sachverhalt geäußert. Man habe am Tag des Konzerts "Mitteilungen bekommen, unter anderem von Personen aus unserem Team, die sich mit diesem Auftritt nicht wohl fühlten". Das Problem der kulturellen Aneignung sei angesprochen worden. Aus Rücksicht gegenüber den Personen habe man sich entschlossen, das Konzert abzusagen.

Eine Viertelstunde später postete das "Gleis" eine Präzisierung: Man habe das Konzert nicht wegen der Rastas abgesagt, "sondern wegen dem Unwohl von unseren Mitmenschen". Das führte jedoch nicht dazu, wie Wogen zu Glätten. Die Kommentare waren in der großen Mehrzahl negativ.

Der Vorfall könnte für den von Stadt und Kanton finanziell unterstützten Veranstaltungsort Konsequenzen haben. Der Gemeinderat Përparim Avdili - ein Liberaler - kündigte auf Facebook an, die Förderung zu prüfen.

Immerhin: Mario Parizek postete am Donnerstag ein Video, in dem er versuchte, die Wogen etwas zu glätten: Er nahm den Vorwurf der "faschistischen Einstellung" zurück. Überhaupt wolle er kein Forum für politische und gesellschaftliche Diskussionen bieten: "Meine Aufgabe in der Welt ist, dass ich Musik mache und damit Menschen Freude bereite."

che

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