"Hallo Horst, hallo Detlev!" Mit dieser saloppen Begrüßung hatte Horst Lichter nicht gerechnet. Der Moderator von "Bares für Rares" musste sich kurz sammeln, ehe er erwiderte: "Jetzt weißt du unsere Namen, wir wissen deinen noch nicht."
Der selbstbewusste Verkäufer stellte sich als Nobby Morkes vor. Und der ist kein Unbekannter. Zumindest in seiner Heimat Gütersloh dürfte den 70-Jährigen fast jeder kennen: Morkes ist seit 2020 Bürgermeister der ostwestfälischen Stadt.
Und der hat etwas Ungewöhnliches in die Trödelshow mitgebracht: drei Wahlautomaten aus den 1960er Jahren. Die sind schon lange aussortiert und sollten eigentlich entsorgt werden. Doch der umtriebige Bürgermeister setzte sich dafür ein, die monströsen Geräte bei "Bares für Rares" verkaufen zu dürfen, um ein bisschen Geld zu erlösen.
Experte Detlev Kümmel erklärt, dass es sich dabei um den elektromechanischen Wahlautomaten TN-Schematus handelt, hergestellt von der Müller & Lorenz GmbH. Im Einsatz sind diese Teile schon lange nicht mehr. Da die mechanische Übertragung oftmals gehakt hat, kam es immer wieder zu Ungenauigkeiten. Dass sie jemals wieder Verwendung finden, ist ausgeschlossen: 2009 hat das Bundesverfassungsgericht den Einsatz bei Wahlen verboten.
"Bares für Rares": Zaghafte Gebote
Bürgermeister Morkes glaubt, dass sich technische Museen darüber freuen könnten und gibt 500 Euro pro Automat als Wunschpreis an, also 1500 für die drei. Da will Kümmel aber nicht mitgehen: Er taxiert den Wert auf lediglich 600 Euro zusammen.
Hinterher gesteht Morkes, die 500 Euro aus der Luft gegriffen zu haben und lässt durchblicken, froh zu sein, wenn er die Monstren loswird. Was kein Selbstläufer wird, denn auch die Händler stehen vor der Frage: Wer kann sowas gebrauchen?
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Ein paar zaghafte Gebote gibt es dann aber doch, und für 300 Euro erhält Julian Schmitz-Avila schließlich den Zuschlag. Norbert Morkes ist zufrieden: Das Geld will er je zur Hälfte an die Tafel und an die Suppenküche in Gütersloh spenden. Und seinen Plunder ist er nebenbei auch noch losgeworden.
So hat der Bürgermeister doch noch alle Ziele erreicht. "Nobby, du bist 'ne Granate. Ich weiß, warum man dich gewählt hat", rief ihm Horst Lichter zur Verabschiedung hinterher.