Schon beim Betreten des Studios hört Horst Lichter die Musik - und kann seine Füße kaum stillhalten. Er kommt in den Expertenraum getanzt, dreht Pirouetten und ist ganz begeistert von der Musiktruhe, aus der diese Klänge kommen. "Ich möchte ein Paar Dinge vorab sagen. Klang: hervorragend, Optik: wunderschön", ruft der Moderator begeistert aus.
Es handelt sich dabei um eine Walzenspieluhr, die Sebastian Magiera mit zu "Bares für Rares" gebracht hat, ein Erbstück seines verstorbenen Opas. Mittlerweile ist sie im Besitz seines Vaters, in dessen Auftrag sie der Systemadministrator aus Oranienburg verkaufen möchte.
"Bares für Rares": Detlev Kümmel hat viel zu erzählen
Detlev Kümmel holt erst einmal aus zu einem kleine Exkurs über die Walzenspieluhr. Die würden seit der Biedermeierzeit um 1820 hergestellt. Damals habe es nur kleine Walzen gegeben, die nur drei Lieder abspielen konnten. Im Laufe der Zeit seien die Walzen größer geworden. Die hier vorliegende Truhe verfüge über eine Walze, die zehn Melodien abspielen kann. Man könne die Titel sogar einzeln anwählen, erläutert der Experte.
Die Herstellung datiert er auf die Zeit zwischen 1885 und 1890. Einen Hersteller kann er nicht identifizieren, doch Kümmel kann mit Sicherheit sagen, dass die Truhe aus der Schweiz stammt. Und sie ist noch gut in Schuss. "Der Klang ist hervorragend", merkt Kümmel an. Gleichzeitig seien mehrere Glocken zu- oder abschaltbar, dazu gebe es eine kleine Trommel. "Das macht das Ganze natürlich sehr reizvoll."
Doch dann wird es ernst: Es geht ums Geld: 3500 möchte Sebastian Magieras Vater für das alte Schätzchen haben. Detlev Kümmel will da nicht mitgehen. Er taxiert den Wert auf lediglich 1800 bis 2200 Euro. "Ui, das ist 'ne Ecke weg", ruft Lichter erschrocken. Und da der Verkäufer nicht die Erlaubnis besitzt, in dem Bereich zu verkaufen, kommt kein Geschäft zustande. "Dann bleibt die Karte da, wo sie ist: bei mir in der Buxe", sagt Lichter.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Enttäuscht ist Magiera dennoch nicht. Die ganze Familie habe sich Ostern getroffen und die Truhe gemeinsam angeguckt. "Die hat uns alle ein bisschen näher gerückt. Wir haben alle im Kreis gesessen und gestaunt, wie toll das klingt." Deswegen ist er nicht traurig, dass sie der Familie erhalten bleibt: "Vielleicht ist es auch besser so."
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