"Das sind aber zwei süße Mädels": Horst Lichter ist ganz entzückt, als er das Gemälde sieht, das im Expertenraum von "Bares für Rares" steht. Es gehört den Eheleuten Silke und Reinhard Lindner aus Maxhütte-Haidhof und zeigt seine Großmutter sowie deren Schwester, die als Kinder gemalt wurden. Seit 20 Jahren ist die Großmutter tot, jetzt möchte sich Lindner von dem Bild trennen: "Ich hab sie im Herzen, aber ich brauch keine Erinnerung dafür."
Bianca Berding ist voll des Lobes für das Gemälde. Sie beschreibt den Blick der links dargestellten Großmutter als "lebensecht und liebevoll". Besonders gefällt ihr der originale Rahmen, der die Schwestern durch den schützenden Bogen, der auf der Leinwand liegt, behütet und umsorgt. "Der Rahmen soll immer dem Bild dienen", erläutert die Expertin.
"Bares für Rares": "Eine Meisterin ihres Faches"
Auch über die Künstlerin weiß Berding etwas zu erzählen. Das Bild wurde 1912 von Louise Codecasa gemalt, die von 1856 bis 1933 gelebt hat. "Eine Meisterin ihres Faches", wie die Expertin anmerkt. Codecasa bekam mehrere Stipendien, was als Frau in der Zeit ungewöhnlich war. Dennoch konnte sie als Frau nicht - wie ihre männlichen Kollegen - in der damals angesagten heroisierenden Historienmalerei aufgehen. Sie hat die privaten Sujets bevorzugt sowie die Genremalerei. Heute sei die Malerin vergessen, weswegen für ihre Bilder nicht so hohe Preise gezahlt werden.
Ihren Wunschpreis beziffern die Eheleute mit 200 Euro. Das scheint Lichter dann doch deutlich zu wenig: "Da würde ich sagen: Das kostet der Rahmen", sagt der Moderator. Auch Bianca Berding hat eine andere Vorstellung: Sie taxiert den Wert auf 600 bis 900 Euro.
Die Lindners hoffen nun im Händlerraum auf die gleiche Begeisterung wie bei der Expertin. Doch zumindest von Walter Lehnertz gibt es erstmal eine Abfuhr: "Die sind zwar gut gemalt, aber ich find es immer schwierig, so Porträts, wenn du die Vögel nicht kennst", sagt "Waldi". Doch David Suppes ist überzeugt, dass sich diese Art von Bildern gut verkaufen lässt.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Das sieht auch Wolfgang Pauritsch so, der mit 300 Euro startet. Suppes ist ebenfalls interessiert, die beiden treiben den Preis bis auf 700 Euro hoch. Für diese Summe erhält Letzterer schließlich den Zuschlag. Die Verkäufer sind zufrieden: Sie haben 500 Euro mehr erhalten als sie sich ursprünglich gewünscht haben. Und die Erinnerung an seine Großmutter behält Reinhard Lindner sowieso.
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