Horst Lichter ist nicht ganz sicher, was er davon halten soll: Colmar Schultze-Goltz untersucht gerade eine nackte Venus aus Bronze, als der "Bares für Rares"-Moderator das Studio betritt. Er würde wohl keinen Kontakt aufnehmen: "Du weißt ja was passiert, wenn man ihr den Apfel gibt", sagt Lichter. "Ist ja alles belegt."
Arnold Widera und Ute Hirth-Widera aus Eppelheim haben die Statue mit in die Sendung gebracht. Es handelt sich dabei um ein Erbstück von seiner Tante, zu dem die Eheleute keinen persönlichen Bezug haben und das nicht in den Stil ihrer Wohnung passt. Also wollen sie die Bronze-Statuette auf dem Marmorsockel verkaufen.
"Bares für Rares": Paris und der Apfel
Wie Schulte-Goltz erklärt, stammt sie von Rudolf Marcuse, einem im wilhelminischen Deutschland bekannten Bildhauer. Die exakte Datierung des Werks leitet der Kunsthistoriker aus der hochgesteckten Frisur der Dame mit den welligen Schläfenlocken ab. Das sei zwischen 1900 und 1910 angesagt gewesen.
Der Apfel, den die unbekleidete Frau in der Hand hält, verweist auf die schöne Venus, die das Obst der Sage nach von Paris bekam. Dieser mythologische Hintergrund legitimierte dem Bürgertum damals die Akt-Darstellung im privaten Wohnzimmer, erläutert Schultze-Goltz. 1800 bis 2200 Euro sei das gute Stück heute wert, urteilt der Experte - und übertrifft damit deutlich den Wunschpreis der Wideras, die schon mit 1000 Euro zufrieden gewesen wären.
Im Händlerraum begutachtet derweil Jan Čížek die Statue: "Die Brüste sehen wirklich eins a aus", urteilt er kennerhaft - und sorgt damit für milden Spott bei Lisa Nüdling. Das erste Gebot kommt von Julian Schmitz-Avila, der gleich mit 500 Euro einsteigt. Alle Händler bieten mit, und so geht es schnell über die 1000-Euro-Grenze. Am Ende kommt das höchste Gebot von David Suppes, der für die nackte Schönheit 1600 Euro auf den Tisch legt.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Die 1600 Euro wollen die Wideras im Urlaub in der Toscana auf den Kopf hauen. Der ein oder andere Apfel wird da wohl drin sein.
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