Gerade einmal sechs Wochen war die ZDF-Satire-Sendung "heute-show" in der Winterpause - doch was ist in diesen Tagen alles passiert: Das Kapitol in Washington wurde von Trumps Mob gestürmt, Joe Biden als neuer US-Präsident vereidigt, Armin Laschet zum nächsten CDU-Parteivorsitzenden gewählt und das Impfstoffprogramm der EU wurde zum Debakel. Uff.
An Material für Spott und Spitzen dürfte es dem Team um Anchorman Oliver Welke definitiv nicht gemangelt haben, dementsprechend hoch waren die Erwartungen vieler Zuschauerinnen und Zuschauer an die erste Sendung im Jahr 2021. Doch die war über weite Strecken so unterhaltsam wie ein Rachen-Abstrich.
Auftakt ist vielversprechend
Zunächst widmete sich Oliver Welke dem Endlos-Lockdown in Deutschland und dem Impfstoffmangel. "Impfen - das vielzitierte Licht am Ende des Tunnels - ist inzwischen nur noch eine traurige Funzel". Die ehemalige Streber-Nation Deutschland sei zum Problemkind geworden attestiert er. Und die Redaktion legt die Finger in die Wunde, die Kritik richtet sich gegen Spahn, Kretschmann, Merkel und von der Leyen. Der Auftakt ist durchaus vielversprechend.
Dann folgt ein Einspieler im Stil einer 90er-Jahre-Spielshow, moderiert von Carolin Kebekus. Darin versuchen zwei Senioren vergeblich, sich einen Termin zum Impfen zu besorgen. Ein kreativer Angang an das Thema, aber am Ende doch etwas plump, denkt man sich.
Schubert liefert minutenlange Langeweile
Doch wie erfrischend Carolin Kebekus war, weiß man erst zu schätzen, als Olaf Schubert das Studio betritt. Fast vier Minuten plaudert er als "Pandemiecoach" im Gespräch mit Welke - beide sitzen übrigens diskutabel eng nebeneinander - von einem platten Gag zum nächsten. Kaum ein Witz zündet, was nicht an seiner wirr herummäanderten Art liegt, immerhin Schuberts Markenzeichen, sondern einfach an ideenlosen Pointen. Viele der Witze scheinen aus der Mottenkiste des vergangenen Lockdowns hervorgekramt worden zu sein. Wie es besser geht, zeigt direkt im Anschluss Till Reiners, der mit cleverem Witz den widersprüchlichen Umgang der AfD mit der Coronakrise vorführt. So macht Polit-Satire Spaß.

Schwacher Auftakt
Doch abgesehen von einigen tollen Freitags-Flachwitzen ("Mecklenburg-Rohrpommern" im Zusammenhang mit Nord-Stream 2) war es insgesamt ein schwacher Auftakt der "heute-show". Die meisten Gags waren vorhersehbar. Biden ist alt, wissen wir. Trump war peinlich, habt ihr uns oft genug erzählt. Armin Laschet ist nicht besonders groß gewachsen, nunja. Ist das alles, was dem Autorenteam nach sechs Wochen Pause einfiel? Der Kontrast ist umso krasser, wenn man nach der "heute-show" den Fernseher noch laufen ließ und in bester Swing-Manier von Jan Böhmermann begrüßt wurde.
Bleibt zu hoffen, dass die "heute-show" in einem Bundestagswahljahr zu alter Stärke zurückfindet.