CSU-Chef Horst Seehofer wird am Sonntag nicht in der ZDF-Sendung "Menschen 2013" auftreten. Eine kurze, knappe Meldung, die eigentlich keine weitere Erwähnung verdienen würde. Für die Zuschauer ist es sogar ein Gewinn: Der selbstherrliche, sich in seinem Wahltriumph sonnende Seehofer - er bleibt ihnen erspart.
Was den Vorgang dennoch zum Politikum macht, ist der Grund für die Absage. Sie steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ärger um ein Interview, das Marietta Slomka am vergangenen Donnerstag im "heute journal" mit Sigmar Gabriel geführt hatte. Slomka ging den SPD-Chef in dem Gespräch hart an und ritt immer wieder auf der These herum, der sozialdemokratische Mitgliederentscheid sei nicht verfassungskonform.
Man muss das Interview nicht für gelungen halten. Aber kann es angehen, dass sich ein hochrangiger Politiker über Slomka beim Sender beschwert? Genau das hat Seehofer getan, er schrieb einen Brief an ZDF-Intendant Thomas Bellut. Dass der CSU-Chef auch im Verwaltungsrat des Senders sitzt, taugt nicht als Rechtfertigung für dieses anmaßende Verhalten. Es wirft nur einmal mehr die Frage auf, was Politiker in diesem Gremium zu suchen haben.
Die Begründung für die Absage zeigt, dass der bayerische Ministerpräsident nichts verstanden hat. Weil das ZDF Seehofer - mit Recht - politische Einflussnahme vorwirft, möchte er nun nicht mehr im Jahresrückblick auftreten - er wolle ein "Geschmäckle" vermeiden, heißt es aus der CSU. Doch hätte er dann nicht besser sein Amt als Verwaltungsrat ruhen lassen sollen?
Das kommt Horst Seehofer aber nicht in den Sinn. Denn die Einflussnahme scheint bei der CSU zum Alltag zu gehören. Das geht nicht immer so weit wie im Jahr 2012, als der damalige CSU-Sprecher Hans-Michael Strepp beim ZDF anrief - er wollte offenbar einen TV-Beitrag verhindern.
Zwar musste Strepp kurz darauf zurücktreten, doch dass dies kein Einzelfall war, demonstrierte Seehofer in diesem Sommer: "Die müssen raus aus Bayern", sagte der CSU-Chef über ein Team des WDR-Politmagazins "Monitor". Dabei wollten sie lediglich Landtagspräsidentin Barbara Stamm zur Verwandtenaffäre befragen.
So also stellt sich das Horst Seehofer vor: kritische Journalisten müssen raus, und Marietta Slomka soll kuscheln. Wenn das erreicht ist - dann lässt sich König Horst vielleicht mal zu einem Jahresrückblick herab.