Djamila Rowe scheiterte in der finalen Dschungelprüfung, holte keinen der möglichen fünf Sterne und saß am Ende des Finalabends trotzdem mit der Krone auf dem Thron. Wer davon überrascht war, dürfte die Sendung schlecht kennen.
Dschungelcamp 2023: Djamila Rowe ist eine würdige Siegerin
Denn im Dschungelcamp geht es nicht um Prüfungen, die beste Leistung oder den größten Ruhm. Sondern um Authentizität und Menschlichkeit. Seit 16 Staffeln schon beweist die RTL-Sendung, dass kein Star es schafft, im Camp seine Fassade aufrechtzuerhalten. Wer etwas vorspielt, prahlt, oder keine Entwicklung durchmacht, hat schlechte Karten. Lucas Cordalis ist nur das jüngste Beispiel dafür.
Noch immer legendär in der Dschungelgeschichte ist Staffel fünf, in der Sarah "Dingens" Knappik sich im Camp Feinde machte. Die Fans vor den TV-Geräten wurden damals Zeugen, wie der sehr viel ältere und erfahrene Schauspieler Mathieu Carrière das junge Model pathetisch anflehte, das Camp zu verlassen, wie sich ein Großteil der Bewohner im Dschungeltelefon sammelte, um die Produzenten vor die Wahl zu stellen: entweder wir gehen, oder sie.
Finale mit Atemnot, Ziegenaugen, Ratten – und endlich Spaghetti Bolo

Und die "Ibes"-Fans konnten live mit ansehen, wie sich ein Einzelner zur moralischen Instanz entwickelte und nicht auf den Sarah-Dingens-Bashing-Zug aufsprang: Peer Kusmagk. Am Ende gewann – natürlich – Kusmagk. Wieviele Sterne er im Vorfeld erspielt hatte, weiß heute vermutlich nicht mal mehr er selbst. Und es ist auch völlig irrelevant. Der 47-Jährige wurde zum Helden. Er half der Show, aufzuzeigen, was passiert, wenn eine Gruppe geltungssüchtiger Selbstdarsteller aufeinander trifft.

Dirk Bachs Spirit
Auch Djamila Rowe profilierte sich nicht durch Prahlerei oder besonders gute Prüfungsleistungen. Im Gegenteil, sehr viele Sterne konnte sie nicht gewinnen. Doch sie war ehrlich. Mit sich, ihren Co-Stars und auch dem Publikum. Rowe öffnete ihr Herz, als sie von ihrer traumatischen Kindheit berichtete und verriet, sie wolle für ihre Kinder siegen. Sie bewies Humor, als sie ihre in die Hose gegangenen Schönheits-OPs thematisierte. Und sie zeigte, wie richtiger Teamgeist aussieht, als sie zwei Nachtwachen hintereinander absolvierte. Nicht ohne Grund freute sich der Zweitplatzierte Gigi Birofio aufrichtig mit der neuen Königin.
Der Triumph der etwas tragischen Figur Djamila ist symbolisch für das Dschungelcamp. Seit der ersten Staffel zeigt die Show, wie vermeintliches Trash-TV funktioniert. Einen großen Anteil daran hatte nicht zuletzt Dirk Bach, der 2012 verstorbene erste Co-Moderator von Sonja Zietlow. Noch heute lebt die Sendung von seinem Spirit, von dem Ton, den er vorgegeben hat mit seiner Liebe für die schrägen, aber echten Typen.
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Nicht von oben herab und arrogant, sondern mit klugem Witz und Respekt – das macht die Dschungel-Moderation seit jeher aus. Bach und Zietlow gaben dem Dschungelcamp das Herz, das noch heute schlägt. Nicht selten kommen Zietlow Tränen der Rührung in der Show. Ihre aufrichtigen Sympathien manchen Kandidaten gegenüber kann selbst die professionelle Moderatorin nicht verstecken. Muss sie aber auch nicht. Denn all das ist Teil dieser besonderen Sendung. Mit Jan Köppen hat der Sender nicht nur einen würdigen Nachfolger von Daniel Hartwich gefunden, sondern jemanden, der den Dschungel-Spirit von der ersten Folge an verinnerlicht hat.
Mit ihrem Preisgeld von 100.000 Euro möchte Djamila Rowe sich nicht nur einen neuen Drucker kaufen, sondern ihrer Tochter eine Ausbildung ermöglichen. Es gibt wohl niemanden, der ihr das nicht gönnen würde. Noch viel wichtiger dürfte für Rowe sein, dass sie dank des Camps neue Fans hinzugewonnen hat. Denn es geht nicht darum, mit wieviel Ruhm ein Star in den Dschungel zieht. Sondern wieviel Anerkennung er sich dort erkämpft.