DSDS-Mottoshow "Everybody's Arschloch" will Frieden

Von Mareike Rehberg
Buhrufe, versteinerte Mienen und eine überraschende Entscheidung: Bei DSDS flogen die Fetzen. "Alle gegen Annemarie" war das unausgesprochene Motto der dritten Show. Gastauftritte von Bruce Darnell und Jürgen Drews gerieten zur Nebensache.

"Die größten Partyhits aller Zeiten" sollten in der dritten Mottoshow für ausgelassene Stimmung sorgen- aber zum Feiern war am Samstagabend kaum jemandem zumute. Eine Aggressivität lag in der Luft, wie sie eher zum zwischendurch gezeigten Boxkampf gepasst hätte. Noch immer erhitzte der vergangene Clinch zwischen Zappelphilipp Holger Göpfert und der vermeintlichen Oberzicke Annemarie Eilfeld die Gemüter und die übrigen Kandidaten mussten sich für eine Seite entscheiden: für oder gegen das "blonde Gift" aus Dessau. Selbst die Fanblocks glichen inzwischen verfeindeten Gangs, nicht nur Annemarie wurde mit Buhrufen begrüßt.

Auch sonst tat RTL mal wieder alles, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Modelguru Bruce Darnell stakste erhobenen Hauptes über die Bühne, bereit aus Sarah Kreuz die "Diva von Deutschland" zu machen. "Bewegung, Englisch, alles" soll Darnell nach Dieter Bohlens Wunsch der 19-Jährigen aus Poppenhausen beibringen, sodass wir uns jetzt schon auf lustige Trainingsszenen in der nächsten Mottoshow freuen können. Englischunterricht hat Kreuz auch bitter nötig: Gesanglich war sie zwar wieder einmal die einzige, die halbwegs überzeugen konnte, der Text von "I Will Survive" saß aber alles andere als sicher.

Dritte Zähne ins Müsli gefallen

Die lispelnde Schlagerkönigin Vanessa Neigert hatte sich gleich zweifache Unterstützung gesichert. Malle-Opa Jürgen Drews saß im Publikum und gab sich zuversichtlich, zusammen mit Neigert Deutschlands Jugend in Schlagerfans zu verwandeln. Ob das bayerische Honigkuchenpferd und seine geleierte Version von "Ich will 'nen Cowboy als Mann" das schaffen, darf bezweifelt werden. Druck auf die Tränendrüse gab es dafür beim Wiedersehen mit ihrem Vater, einem gealterten Hochseilartisten. Der saß stolz wie Oskar im Publikum, über die Gründe seiner dreijährigen Abwesenheit erfuhr der interessierte Zuschauer aber leider nichts.

Überraschend positiv fiel das Jury-Urteil diesmal für Friseur-Azubi Benny Kieckhäben aus. Beim Anblick seiner nur bedingt erotischen Fotos mit "Wir-sind-beste-Freunde"-Marco in der Bild-Zeitung seien ihm beim Frühstück zwar fast die dritten Zähne ins Müsli gefallen, so Dieter Bohlen, bei Haddaways "What Is Love" habe Kieckhäben aber jeden Ton getroffen. Da hatte der sonst so kritische Poptitan wohl nicht genau hingehört. Auch Nina Eichinger war begeistert, lediglich Volker Neumüller erkannte in Kieckhäben vollkommen zutreffend einen auf der Bühne herumrennenden Vogel Strauß.

Eine "Megahammerriesenleistung"

Ansonsten zeugten die Einschätzungen der beiden Neben-Juroren Eichinger und Neumüller wie gewohnt von tiefgründiger Sachkenntnis: Sarah Kreuz wurde von Neumüller zu ihrer "Megahammerriesenleistung" beglückwünscht, Falsett-Sänger Daniel Schuhmacher überzeugte in erster Linie durch seinen neuen Haarschnitt. Eichinger paraphrasierte brav die Urteile ihrer Mitkritiker, "sensationell", "toll" oder "schön" lautete zumeist ihr Urteil. Erst als Dieter Bohlen Annemarie Eilfeld als "everybody's Arschloch" bezeichnete, das allenfalls als Sängerin einer Tanzkapelle tauge, sprangen seine Kollegen dem verstoßenen Mädchen bei. Das hatte seinerseits mit "99 Luftballons" subtil ein Friedensangebot unterbreitet, wollte den roten Ballon am Handgelenk schließlich aber doch nicht fliegen lassen. "Das ist hier nicht die Nacht der langen Messer", stellte Volker Neumüller nach einer erneuten Buhrufaktion klar und machte deutlich, was er von den gegenseitigen Anfeindungen des Publikums und der Kandidaten hielt.

Holger Göpfert, der nuschelnde Teddybär mit den zuckenden Armen, hatte unterdessen die Sympathien der Jury auf seiner Seite. "Großes Kino" bescheinigte ihm Volker Neumüller nach seinem zweiten Auftritt als Freddy-Mercury-Double. "Du lebst Queen", ließ sich die sonst eher wortkarge Nina Eichinger zu einem Lob hinreißen. Göpfert lieferte allerdings nicht nur seine bekannte Zappelshow ab, diesmal traf er nicht einmal die Töne, schrie stattdessen einfach nur ins Mikro. Aber auch Dieter Bohlen war wahrscheinlich einfach zu verzückt von Göpferts Ausflug ins Kinderschwimmbecken, als dass er seinen Liebling ernsthaft hätte kritisieren können.

Die Gerechtigkeit der Zuschauer

Die Entscheidung brachte der ansonsten unspektakulären Sendung schließlich doch noch die ersehnte Überraschung: Statt der verhassten Sexbombe im roten Minikleid flog der smarte Frauenschwarm Marc Jentzen aus dem Rennen. Zwar war sein Auftritt als "Celebration"-trällernder Gute-Laune-Clown gelobt worden, aber auch er hatte vor laufender Kamera gegen Annemarie Eilfeld gehetzt. Manchmal haben Zuschauer eben doch Sinn für Gerechtigkeit.

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