Am 14. Mai wird die strahlende Siegerin feststehen. Unter tausenden von Bewerberinnen wird eines der "Mädchen" in Mannheim von Heidi Klum zu "Germany's next Topmodel" gekürt werden. Es winken lukrative Werbeaufträge und die Aussicht auf Jobs in Paris, Mailand und New York. Am Bildschirm zu Hause werden Millionen junger Mädchen mitfiebern und ebenfalls den Traum von einer Karriere als Model träumen. Um ihn wahr zu machen, nehmen viele sogar Magersucht in Kauf.
In einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Studie des "Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen" wurden Magersüchtige Frauen zu ihrer Erkrankung befragt. Das erschreckende Ergebnis: 70 von 241 daran leidenden Frauen gaben an, dass "Germany's next Topmodel" einen starken Einfluss auf sie gehabt habe. Wie krank macht die Klum-Show?

Chefarzt übt harsche Kritik
Ein Psychologe schlägt Alarm. "Magersucht ist die tödlichste psychische Erkrankung. Zehn bis 15 Prozent der jungen Frauen sterben", sagte Dr. Manfred Lütz der "Bild"-Zeitung. Er greift den Sender ProSieben scharf an. Dieser hatte in einer Reaktion auf die Studie darauf hingewiesen, dass Übergewicht gesellschaftlich ein größeres Problem darstelle und die Show ein Appell sei, sich gesund zu ernähren.
"Das ist an Zynismus nicht zu überbieten", sagt Lütz, Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln. "Sich mit der Problematik des Übergewichts rauszureden ist so, als ob ein Dealer sich damit verteidigt, der Alkohol sei gesellschaftlich ein viel größeres Problem als Heroin", erklärt Lütz. Er fordert eine Entschuldigung von ProSieben.
"Wenn der Sender sich nicht für seine unsägliche Stellungnahme entschuldigt und keine Konsequenzen zieht, dann müsste man über eine Sendung, die eiskalt den Tod junger Mädchen in Kauf nimmt, um Kohle zu machen, sagen: Das ist eine möderische Show", urteilt Lütz. Am besten sei die Absetzung der Sendung.
ProSieben reagiert gelassen
Doch die Forderung des Chefarztes wird wohl ungehört bleiben. Den Vorwurf, die Show würde Mädchen in die Magersucht treiben, musste sich der Münchner Privatsender in der Vergangenheit schon häufiger gefallen lassen. Auch diesmal nahm ProSieben die Kritik des Mediziners gelassen hin. "Wir haben auch schon häufiger im Casting zu dünne Mädchen für den Wettbewerb nicht zugelassen und konkrete Hilfen vermittelt", sagte Pressesprecher Christoph Körfer der "Bild".