ARD, ZDF, Tageschau24 und Phoenix übertragen zeitgleich und über Stunden die Trauerfeier und die Beerdigung für Queen Elizabeth II. Dutzende Mitarbeiter sind dafür teilweise zusätzlich vor Ort – kein Wunder, dass den Öffentlich-Rechtlichen Unverständnis entgegenschlägt.
Warum schaffen es ARD und ZDF nicht, sich besser abzusprechen? Einer der Sender überträgt, der andere widmet sich seinem regulären Programm? Das spart Kosten für Personal und Übertragungsrechte und trotzdem kommen die gebührenfinanzierten Sender ihrem Informationsauftrag nach. Auf stern-Anfrage antwortet die ARD-Programmdirektion: ARD und ZDF seien sich einig gewesen, "dass der Tod von Queen Elizabeth II. ein Ereignis von so überragender journalistischer und zeithistorischer Bedeutung ist, dass in diesem einen Sonderfall eine Parallelübertragung stattfinden kann und sollte."
ARD und ZDF fehlt es an Kostenbewusstsein
Ich halte das für eine Fehleinschätzung. Offenbar sind in den Chefetagen beider Sender die Eitelkeiten größer als der Sparwille. Im konkreten Fall hätte etwa ARD die Trauerfeier für Queen Elizabeth II. zeigen können und das ZDF dafür die Krönungszeremonie für Charles III. – oder eben umgekehrt.
Während viele Menschen in Deutschland fürchten, ihre nächste Strom- oder Gasrechnung nicht zahlen zu können, hört man aus den Sendern immer wieder Forderungen nach Erhöhung der Rundfunkgebühren – und dann fällen die Sender so eine verschwenderische Entscheidung.
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk wichtig für Demokratie
Der öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie. Immerhin haben ihn die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg nach britischem Vorbild gegründet, damit er durch freie und unabhängige Berichterstattung zum Aufbau einer demokratischen Öffentlichkeit beiträgt. Diesen Auftrag erfüllen die Sender in meinen Augen meist gut – trotz des Skandals um das NDR-Landesfunkhaus in Kiel, wo offenbar nach Gutsherrenart zugunsten der Landesregierung berichtet wurde.

Aber wenn die gebührenfinanzierten Sender sich trotz ihrer Parallelstruktur nicht einigen können, wer ein – zugegebenermaßen historisches – Ereignis überträgt, dann haben die Chefetagen die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Sie kippen Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt abschaffen möchten. Doch diese Tragweite hat man offenbar weder in der Mainzer ZDF-Zentrale noch in der ARD-Programmdirektion in München begriffen.
Weitere Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung.