Eigentlich ist die Sache doch ganz einfach: "Your body, your choice. Your Hair, your choice." So sieht es jedenfalls Martin Keß. Im Beziehungspodcast "Paardiologie" sprach er zusammen mit seiner Frau Charlotte Roche über ein Thema, das in vielen Paarbeziehungen auftritt: Einer der beiden möchte seinen Typ verändern, zum Beispiel die Haare kurz schneiden, der Partner lehnt dies ab. Vielleicht weil er möchte, dass alles bleibt wie zum Zeitpunkt des Kennenlernens. Oder weil er von dem anderen verlangt, sich seiner persönlichen Definition von Sexyness zu unterwerfen.
Ein Thema, das auch Charlotte Roche kennt. Sie hätte gerne eine Frisur wie ihr Mann. Kahl und kurz geschoren. Trotz dieses Wunsches, traut sie sich die Umsetzung nicht. Dabei weiß sie, dass ihr Mann sie nicht wegen einer Frisur verlassen würde. "Nein, ich würde dir einfach richtig teure Perücken kaufen", witzelt Keß. Und eröffnet dann die Gegenposition. Er mag ihr langes Haar und sagt: "Wenn du weißt, dass deinem Geliebten etwas so gut gefällt, dann könntest du es ja auch ihm zuliebe beibehalten."
Charlotte Roche plädiert für Selbstbestimmung
Diesen Ansatz will sie nicht gelten lassen: Man müsse über seinen eigenen Körper bestimmen und sich selbst toll finden. In ihrem Bekanntenkreis hätten aber Männer wie Frauen oft nicht diese Freiheiten. Die Moderatorin erzählt davon, dass sich Menschen etwa nicht tätowieren, weil ihr Partner das nicht gut findet.
Für sie sind solche Geschichten ein Hinweis darauf, dass es in diesen Beziehungen eigentlich um Dominanz geht. Und sieht das auch in ihrer eigenen Ehe. Etwa wenn ihr Mann zum Spaß sage, "schneid dir doch die Haare, wirst schon sehen, was du davon hast". Denn in jedem Witz stecke etwas Ernstes.
Das nimmt die Autorin zum Anlass, auf eine Geschichte zu verweisen, die das Paar neulich bei einer Taxifahrt erlebt hat. Sie habe eine Sonnenbrille getragen - ein "Dame-Edna-mäßiges Oma-Gestell", wie Martin Keß anmerkt. Im Taxi habe er gedacht, die Brille passe nicht zur neuen Frisur - und dies auch ausgesprochen. Was bei seiner Ehefrau nicht gut ankam.
Martin Keß bekommt Schützenhilfe von dem Taxifahrer
Die Situation eskalierte, als sich nun auch der Taxifahrer ungefragt in das Gespräch einmischte und dem Gatten beisprang: "Ich finde auch, die Brille sieht nicht gut aus." Roche kommentierte die Verbrüderung schließlich mit dem Spruch: "Dann seid ihr doch zusammen."
Die 41-Jährige war auch deshalb so sauer auf ihren Mann, weil die beiden eine Beziehungsregel aufgestellt haben: Wenn einem am anderen etwas nicht gefalle, solle man lieber die Klappe halten. Diese Regel hat Martin Keß in der Situation gebrochen. "Wow, dass dir das passiert ist", ruft Roche - und kostet die Gelegenheit voll aus, dass sie ihren Ehemann endlich einmal auf die Anklagebank setzen kann. "Du warst schon im Unrecht und wurdest dann ins Doppelunrecht gesetzt, weil der Taxifahrer sich eingemischt hat und gegen deine eigene Frau eine Style-Kritik gemacht hat im Taxi", sagt sie - mit mindestens ebenso viel Begeisterung wie Empörung.

Der "Angeklagte" zeigt sich leicht genervt von dem moralischen Jakobinismus seiner Gemahlin und setzt zu seiner Verteidigungsrede an: "Dein Anspruch an so viele Sachen ist für mich eine Herausforderung", sagt Martin Keß, "ich gestehe mir zu, dass ich auch daran scheitern kann. Und ich habe auch das Recht, daran scheitern zu können."
Da willigt Charlotte Roche ein - und so endet diese Podcast-Folge doch noch versöhnlich. Es ist ja schließlich bald Weihnachten.
Quelle: Spotify