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US-Wahlkampf Selfie! Wenn Promis und Politik sich mischen

Von Katy Perry bis Miley Cyrus: In den US-Wahlkampf mischen sich auch Promis gern ein. Hillary Clinton ist dabei deutlich beliebter als Donald Trump, sie wird von zahlreichen Hollywood-Stars unterstützt. Und die lassen sich Kreatives einfallen.
Von Catalina Langer, New York

Die Karten für das Konzert mit Katy Perry in Philadelphia sind gratis. Die Show von Jon Bon Jovi ist ebenfalls kostenlos. Perry tritt am 5. November, Jon Bon Jovi am selben Tag in Tampa, Florida auf. Einen Tag vorher gibt Jay Z ein Gratis-Konzert in Cleveland, Ohio. Diese Superstars singen für einen Zweck: Sie wollen, dass Hillary Clinton die nächste US-Präsidentin wird. So läuft das seit vielen Jahren, wenn in den USA die Präsidentenwahl kurz bevor steht. Es wird bis zum letzten Augenblick um jede Stimme gekämpft. Freiwillige Helfer im ganzen Land klopfen derzeit an Türen oder rufen bei unentschiedenen Wählern an. Ihre millionenfache Botschaft: "Geh wählen!", "Du bist wichtig", "Deine Stimme kann die Wahl entscheiden."

Promis sind dabei wichtig. Ihr Glamour, ihre Berühmtheit sollen als Verstärker für die Kandidaten wirken. Vor allem für Hillary Clinton läuft es gerade gut. In den vergangenen Monaten outete sich fast täglich ein neuer Star als Hillary-Unterstützer. Sogar A-Promis wie Miley Cyrus wollen helfen, sie zur ersten Präsidentin der USA zu machen. Die Sängerin zog kürzlich in Virginia für die Kandidatin der Demokraten in einem College von Tür zu Tür und verteilte Wahlkampfwerbung. "Endorsement" heißt das. Warren G. Harding war der erste überhaupt, der 1920 bei seiner Präsidentschafts-Kandidatur von Filmstars aus Hollywood unterstützt wurde. Barack Obama war bei seinen zwei Kampagnen absoluter Promi-Liebling. Keiner vor ihm war so beliebt wie er.

Gerade die spröde Clinton braucht die Promis

Beyoncé, Leonardo DiCaprio, Lena Dunham, LeBron James, Kim Kardashian, Julia Roberts und Steven Spielberg sind nur ein paar Namen, die nun auf der langen Liste von "Celebrity Endorsements" für Hillary Clinton stehen. Schauspieler, Sänger, Instagram-Stars, Drehbuchautoren, Sportler und Produzenten - die Bandbreite der Unterstützer ist groß. Für die oft spröde wirkende Clinton ist das wichtig, denn die Promis motivieren vor allem junge Menschen per soziale Medien, sich für die Wahl zu registrieren und ihre Stimme abzugeben. Eine Bevölkerungsgruppe, bei der Clinton sonst eher schwer punkten kann.

Wie Promis für Kandidaten werben ist höchst unterschiedlich. Manche halten Reden für Clinton, so zuletzt Michelle Obama. Die so schön wie keine andere die Herzen der Menschen erobert. Es geht aber auch exklusiver. So luden zum Beispiel Amal und George Clooney im April zum Fundraiser-Dinner in ihre Villa nach Los Angeles ein. Die Clintons waren natürlich auch zu Gast, für 33.400 Dollar pro Karte konnte man mit am Tisch sitzen. Die gesammelten Spendengelder sind extrem wichtig, alleine diesen September wurden von Clintons Kampagne 83 Millionen Dollar für TV-Werbungen, Medienanzeigen und ihre mehr als 800 Angestellte ausgegeben.

Katy Perry machte sich nackig für Clinton

Sängerin Katy Perry ist besonders eifrig. Schon 2015 stand sie mit Hillary Clinton auf einer Bühne in Des Moines, Iowa, auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten sang sie neben anderen Stars und Sternchen. Sie ist ein so großer Clinton-Fan, dass sie für sie sogar alle Hüllen fallen ließ. Ihr Nackt-Video mit der Aufforderung am 8. November wählen zu gehen, wurde bei YouTube mehr als 3,7 Millionen Mal geklickt. Kein Wunder - wer will Katy Perry nicht nackt im Wahllokal sehen? Schauspieler Morgan Freeman lieh einem Werbeclip seine unverkennbare Stimme und Kollegin Salma Hayek rief in einem Videoclip vor allem lateinamerikanische Wähler auf, Hillary zu wählen und damit Donald Trump für seine beleidigenden Aussagen über mexikanische Immigranten in die Schranken zu weisen. Und Robert De Niros Beschimpfung Trumps via Videobotschaft als "Idiot" und "nationales Desaster" ist längst legendär.

Apropos Donald Trump: Der jammerte gerade, dass Clinton so viele gute Unterstützer habe. Sein Klagen ist gut zu verstehen, schaut man sich seine Liste an. Neben Schauspieler und Regisseur Clint Eastwood haben sich Charlie Sheen, Hulk Hogan, Sänger Kid Rock und Boxprofi Mike Tyson für den republikanischen Kandidaten ausgesprochen. Dann noch der Duck-Dynastie-Chef Willie Robertson. Auch ein paar Frauen wie die Schauspielerin Kirstie Alley oder Sängerin Azealia Banks wollen Trump im Weißen Haus sehen. Klingt nicht gerade sexy und glamourös. Mit dieser C-Besetzung lockt Trump wohl nur wenig junge Wähler an.

Je mehr Reichweite, desto besser

Der 70-jährige Trump und seine Promi-Freunde wirken neben der 68-jährigen Clinton und ihrer Star-Riege wie Dinosaurier. Selber Schuld, sagte gerade der CNN-Moderator Jake Tapper. Das schlägt sich auch in der Twitter-Reichweite der beiden Kandidaten nieder: Clinton kann mit ihren Unterstützern mehr als 195,6 Millionen Follower erreichen, Trump nur etwa 21 Millionen.

Wie groß der Einfluss von Promis auf den Ausgang der Wahl ist, kann niemand sicher belegen. Es spielen am Ende zu viele Faktoren eine Rolle bei der Entscheidung. Aber dass Kate Perry und Co. helfen, ist eindeutig. Richtig getimt und glaubhaft vorgetragen, sorgt ein Promi-"Endorsement" für viel Aufmerksamkeit. Alleine schon, weil Stars ein riesiges Publikum erreichen. Zum Beispiel die Schauspielerin und Autorin Lena Dunham (für Clinton). Oder Reality-Sternchen Kim Kardashian mit ihren 85,5 Millionen Instagram-Followern. Wenn bei der Wahl nur ein paar Prozent davon ihrem Idol folgen und für Clinton stimmen, kann das einen riesigen Unterschied machen. Und vielleicht färbt ja auch ein bisschen die "Coolness" der Stars auf Clinton ab. Schaden würde ihr das sicher nicht.

Es kann für die Promis auch schief gehen

Für die Prominenten ist ihr Einsatz ungleich gefährlicher. Im schlimmsten Fall beschädigen sie mit der Unterstützung des falschen Kandidaten ihren Ruf und ihre Marke. Vor allem Sportler versuchen in den USA, so unpolitisch wie möglich zu sein. Sie wollen schließlich von allen geliebt werden. Sonst riskieren sie Werbeaufträge und enttäuschte Fans könnten sich von ihren Idolen distanzieren. Deswegen war es umso erstaunlicher, dass gerade Basketball-Held LeBron James seine Unterstützung für Clinton öffentlich kund getan hat. Er ist ein wichtiger Botschafter der schwarzen Community für sie.

Wie schädlich andererseits der Name Trump ist, erlebt gerade seine Tochter Ivanka. Nach all den Skandalen ihres Vaters Donald wegen sexueller Belästigung von Frauen verliert ihre Bekleidungsmarke massiv Kundschaft. Der Name Trump, der als Donald Trumps wertvollste Errungenschaft galt, glänzt längst nicht mehr. Es wird schon überlegt, dass seine Hotels in Zukunft nicht mehr seinen Namen tragen werden.

Auch Arnold Schwarzenegger scheint begriffen zu haben, wie giftig es sein kann, mit dem republikanischen Kandidaten in Verbindung gebracht zu werden. Der Schauspieler, selbst treuer Republikaner, übernahm in diesem Jahr den Moderatorposten von Trump in dessen TV-Show "The Celebrity Apprentice". Vor ein paar Tagen veröffentlichte er nun ein Statement, dass er Trump nicht wählen werde. Nehmen ihm die Amerikaner das ab? Oder wirkt das wie ein verzweifelter Versuch, in letzter Sekunde zu retten, was noch zu retten ist? Das wird sich erst noch zeigen müssen. Spätestens die Einschaltquoten von Schwarzeneggers Show am 2. Januar 2017 werden Gewissheit bringen.

Miley Cyrus wirkt glaubwürdig

Geschickt genutzt ist die Unterstützung eines Politikers aber eine riesige Chance. So wie im Fall Miley Cyrus. Die Sängerin nennt sich "pansexuell" und ist schon lange lautstarke Kämpferin für die LGTB-Gemeinschaft sowie deren Rechte. Dass die selbsternannte "größte Feministin" der Welt die erste weibliche Präsidentschaftskandidatin unterstützt wirkt authentisch, es macht die Liaison glaubwürdig. Clinton und Cyrus profitieren gleichermaßen voneinander. Gewinnt Clinton im November wirklich, zieht eine Präsidentin ins Weiße Haus, die sich im richtigen Moment hoffentlich erinnern wird, wer für sie gekämpft hat.

Vermutlich übertrieben hat es allerdings Madonna. Auf der Bühne im Madison Square Garden sagte sie, dass sie ehemaligen Trump-Anhängern, die Hillary Clinton wählen würden einen "Blow Job mit viel Leidenschaft und Augenkontakt" anbiete.

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