US-Schauspielerin Drew Barrymore und die Talkshow: Der Hollywood-Star zieht den Zorn streikender Kollegen auf sich

Drew Barrymore
Drew Barrymore brachte mit ihrer Entscheidung die Streikenden in Hollywood gegen sich auf
© Christopher Smith/Invision/AP / DPA
Drew Barrymore hat es geschafft, den Argwohn der Branche auf sich zu ziehen. Nach dem Eklat um die Wiederaufnahme ihrer Talkshow steht die US-Schauspielerin ziemlich isoliert da. Autorinnen lassen sich in Sozialen Medien über die Aktion aus. Wie konnte es so weit kommen?

In der "Drew Barrymore Show" plaudern die Stars, zeigen sich privat, emotional, und die Interaktion mit der Moderatorin und wirkt mitunter wie ein "Heart to Heart" - ein bisschen schnulzig, ein bisschen drüber. Die Sendung feierte während der Pandemie Premiere. Überschriften von Rezensionen lauteten: "Drew Barrymores Show ist so seltsam, dass sie fast hypnotisierend ist" oder: "Drew Barrymore findet‘s live heraus". Nach monatelanger Streik-Zwangspause, wie bei den meisten Shows derzeit in Hollywood, steht "The Drew Barrymore Show" nun wohl ganz oben auf der Abschussliste der in Gewerkschaften organisierten Autoren und Schauspielerinnen. Verantwortlich für das Debakel ist Barrymore selbst: Sie kündigte zunächst überraschend an, ihre Show trotz des andauernden Streiks fortsetzen zu wollen.

In den Streiks ist es noch immer zu keiner Einigung gekommen. Viele Größen Hollywoods zeigen sich solidarisch, um bei den Studios und Streaming-Plattformen eine faire Bezahlung für alle Hollywood-Schaffenden zu erwirken. Die Ankündigung Barrymores löste entsprechend Proteste vor den Studios in New York City aus.

Drew Barrymore: Tränenreiches Video ohne richtige Entschuldigung

Auf Instagram erklärte Barrymore nach der ersten Welle der Empörung dann in einem tränenreichen Video, das inzwischen wieder gelöscht wurde, dass sie eine Show machen wolle, "die für die Menschen da ist, unabhängig von allem anderen, was in der Welt passiert." Die Autorinnen und Autoren reagierten mit Unverständnis. Denn Barrymore entschuldigt sich in dem Video zunächst bei den Autoren und Gewerkschaften, nur um dann erneut ihre Überzeugung zu bekräftigen, warum sie glaube, dass ihre Show trotz der laufenden Streiks zurückkehren muss. Sie wolle nun die Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen, so die Schauspielerin weiter. "Ich möchte einfach, dass jeder weiß, dass meine Absichten nie darauf ausgerichtet waren, jemanden zu verärgern oder zu verletzen", sagt sie, während ihre Stimme immer wieder wegbricht.

Wer Böses vermutet, könnte hier Züge einer mehr oder weniger überzeugenden schauspielerischen Leistung entdecken. Das wird Barrymore zumindest von Autorin und Komikerin Franchesca Ramsey, bekannt als Chescaleigh, auf Instagram vorgeworfen. Die Komikerin ist selbst Mitglied der WGA (Writers Guild of America) und SAG (Screen Actors Guild) und postet leidenschaftlich für die Belange des Hollywood-Streiks auf X und Instagram.  

"Natürlich waren die Leute verärgert und enttäuscht", sagt die Komikerin. Laut Ramsey würde Barrymore ihre tränenreiche Entschuldigung nicht nur ablesen, das Ganze sei ihrer Meinung nach nicht einmal als Entschuldigung zu werten. "Ich habe es schon mehrmals gesagt: Eine echte Entschuldigung besteht aus einer Veränderung des Verhaltens", so Ramsey. Es sei, als würde man sagen "tut mir leid, dass ich dich verletze", aber dann weiterhin Dinge tun, die verletzen.

Die Writers Guild macht ihrem Ärger Luft

Auch TV-Autor Michael Jamin, der auf Instagram viel zum Streik erklärt, reagierte in einem ausführlichen Video auf Barrymores vermeintliche Entschuldigung. Er dröselt ihr Statement dazu kleinteilig auf und kommt zu dem Schluss: Ihre Worte zeigen, dass sie dringend auf ihre Autorinnen und Autoren angewiesen ist, denn das Posting sei "ein riesiges Einmachglas voller schriftlicher Unfähigkeit". Ein bisschen peinlich wird es für Barrymore dann schon, wenn der Autor auf vermeintliche Fehler in ihrem Text aufmerksam macht, die eben seiner Meinung nach nur unterstreichen würden, dass sein Job als Autor von zentraler Bedeutung sei. Zum Beispiel schreibt Barrymore, dass ihre Show während der "globalen Pandemie" Premiere feierte. Eine Pandemie sei jedoch an sich schon global, deswegen brauche sie das Wort an der Stelle nicht. "Ich gebe dem Ganzen ein D", schließt der Autor, eine schlechte Note.

Jamin sei enttäuscht, weil er eigentlich ein Fan von Barrymore sei. Sie würde jedoch Menschen wie ihn mit ihrem Verhalten verletzen. Wenn sie sich den Streikenden gegenüber tatsächlich solidarisch verhalten würde, würde sie den Streik nicht brechen. "Wenn du in Solidarität stehst, musst du etwas opfern", sagt Jamin – so würden Streiks eben nun mal funktionieren. Im Zuge der Kritik an Barrymore wird sich auch darüber gewundert, wieso Barrymore nicht für die Belange der Autoren und Schauspielerinnen spenden würde. Andere bekannte Schauspieler würden genau dies tun und die Streikenden damit unterstützen. Ramsay merkt an, dass gerade Barrymore eine derart lange und erfolgreiche Karriere in Hollywood hat, dass es sie verwundert, dass sie die Streiks nicht finanziell unterstützt.

Der Druck auf Barrymore und die Show stieg dann wohl so stark an, dass die US-Schauspielerin am Sonntag erneut einen Post absetzte. Nun wolle sie mit ihrer Show doch pausieren, heißt es da auf Instagram. "Ich habe allen zugehört und habe entschieden, die Premiere der Show zu unterbrechen, bis der Streik vorbei ist." Davon dürfte in Hollywood niemand mehr beeindruckt sein.

Quellen: Instagram / TikTok / "LA Times"

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