Einen runden Geburtstag groß feiern - das ist in Coronavirus-Zeiten nicht einmal für eine Königin möglich. So teilt Königin Margrethe II. von Dänemark dieser Tage das Schicksal vieler Familien, die nicht oder nur sehr eingeschränkt zu besonderen Anlässen zusammenkommen können.
Königin Margrethe II. wird 80 Jahre alt
Der 80. Geburtstag der bei ihrem Volk sehr beliebten Monarchin, die immerhin seit 1972 auf dem Thron sitzt, sollte ursprünglich mit diversen Gala-Veranstaltungen, einer Kutschfahrt durch Kopenhagen, einem großes Feuerwerk zu ihren Ehren und natürlich mit dem klassischen Auftritt auf dem Balkon von Schloss Amalienborg, ihrer Residenz in der dänischen Hauptstadt, begangen werden. Doch all diese Festlichkeiten mussten Lockdown-bedingt abgesagt werden. Nur eines lassen die Dänen sich nicht nehmen: Sie werden mittags um 12 Uhr am Geburtstag ihrer Landesmutter ein Ständchen singen. Mehr als 180.000 Dänen wollen von ihren Balkonen und Dächern aus ein dänisches Geburtstagslied zum Besten geben. Das Ganze wird über eine Facebook-Gruppe organisiert und auf Social Media zu sehen sein.
Doch der Wegfall der offiziellen Festivitäten kann das Oberhaupt der ältesten Monarchie Europas, gegründet 963 von Margrethes Ur-Ahn "Gorm dem Alten", nicht erschüttern. Sie ist langjähriger Profi in ihrem Job. Geboren 1940 als älteste von drei Töchtern des dänischen Königs Frederik IX. und der schwedischen Königstochter Ingrid, war sie, ähnlich wie bei ihrer britischen Amtskollegin Elisabeth II., zunächst gar nicht als zukünftige Königin vorgesehen, diktierte doch das dänische Gesetz die männliche Thronfolge. Das hätte bedeutet, dass der jüngere Bruder ihres Vaters ihm nachgefolgt wäre. Doch 1953 wurde das Gesetz geändert und die 13-jährige Margrethe auf einmal zur Thronfolgerin. Entsprechend sorgfältig gestaltete sich ihre Ausbildung, sie studierte unter anderem Jura, Geschichte und Archäologie.
Zwei Söhne - Frederik und Joachim
Trotz diverser Widerstände erhielt die Königstochter 1967 die Erlaubnis, ihre große Liebe, den adeligen aber nicht ebenbürtigen Henri de Laborde de Monpezat, einen französischen Grafen, zu heiraten. Mit Prinz Henrik, wie er sich später nannte, bekam sie zwei Söhne, Frederik und Joachim. Die Ehe war insgesamt glücklich, aber immer mal wieder stürmisch, da der sehr stolze Graf nur schlecht damit umgehen konnte, lediglich auf den Titel Prinzgemahl reduziert und nicht selbstverständlich mit dem Titel "König" ausgestattet zu werden, wie es im umgekehrten Fall, wenn eine bürgerliche Braut einen König heiratet, durchaus üblich ist in Europas Königshäusern.

Bei offiziellen Anlässen führte das häufig dazu, dass sein ältester Sohn als Thronfolger protokollarisch vor ihm den Vortritt hatte, für ihn kaum erträglich. Immer wieder zog er sich deswegen auf seine Ländereien in Frankreich zurück. Gegen Ende seines Lebens ließ er sogar verlauten, er wolle nicht, wie vorgesehen, gemeinsam mit seiner Ehefrau in der königlichen Gruft des Doms zu Roskilde beerdigt werden, sondern seine Asche solle teils im Garten seines Lieblingswohnsitzes in Dänemark, Schloss Fredensborg, und teils über dem Meer verstreut werden. Als er 2018 starb, wurde allerdings bekannt, dass er schon länger an einer Alzheimer-Erkrankung im Frühstadium gelitten hatte.
Kronprinz Frederik hatte ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater
Margrethes ältester Sohn und designierter Nachfolger, der heute 51-jährige Kronprinz Frederik, fühlte sich lange nicht wirklich wohl mit der Rolle, in die er hineingeboren worden war. Die übermäßig strenge Erziehung durch seinen Vater Prinz Henrik tat ein Übriges, ihn zu verunsichern. Berühmt geworden ist Frederiks zwiespältige Hommage an seinen Vater anlässlich der Rede zur silbernen Hochzeit der Eltern 1992: In Dänemark gebe es die alte Spruchweisheit "Wer seine Kinder liebt, züchtigt sie auch" - er und sein Bruder Joachim hätten in ihrer Kindheit selten Gelegenheit gehabt, an der Liebe ihres Vaters zu zweifeln.
Frederiks Ausbildung bestand aus einem Studium der Politikwissenschaften und Militärdienst in allen drei Waffengattungen, gefolgt von einer kurzen Einsatzzeit im diplomatischen Dienst Dänemarks. Leidenschaftlich begeistern konnte er sich schon immer für Sport: Er ist ein guter Marathon-Läufer und erfolgreicher Regatta-Segler, daher auch seit Jahren Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee. Wirklich aufgeblüht ist der sensible Thronfolger, seit er im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney ganz bodenständig inkognito in einem Pub die australische Marketing-Managerin Mary Donaldson kennenlernte und sich sofort in sie verliebte. 2004 folgte die Traumhochzeit in Kopenhagen. Heute hat das Paar vier Kinder und nimmt engagiert seine königlichen Pflichten war. Beide sind Mitglieder des Kronrates und dürfen die Königin im Notfall unabhängig voneinander als Regenten vertreten - eine besondere Ehre und ein großer Vertrauensbeweis insbesondere für Kronprinzessin Mary als angeheiratetes Familienmitglied. Margrethes verstorbenem Ehemann Henrik war diese Ehre niemals zuteil geworden, obwohl - oder vielleicht gerade weil - er sie immer wieder nachdrücklich eingefordert hatte.
14-jähriger Christian kommt noch nicht zu Wort
Der älteste Sohn von Kronprinz Frederik und Mary ist der 14-jährige Prinz Christian. Viel ist über den Teenager auf Platz zwei in der Thronfolge bisher nicht bekannt. Man sieht die vier Kinder des Paares zwar immer mal bei den Standard-Fototerminen der Familie, meist in den Sommerferien, groß zu Wort kommt der royale Nachwuchs dabei aber nicht. Ansonsten ist Christian der erste Spross des dänischen Königshauses, der erst einen öffentlichen Kindergarten besucht hat und nun auch zusammen mit bürgerlichen Klassenkameraden die Schulbank auf einem staatlichen Gymnasium drückt. Sein Vater und sein Onkel Joachim waren dagegen noch von Nannies erzogen worden und besuchten dann Privatschulen.
Parallelen zu Queen Elizabeth II.
Doch auch er wird zunehmend auf seine spätere Rolle vorbereitet. Das beste Beispiel ist ein neues offizielles Foto der Königin mit ihrem älteren Sohn plus Enkel, also der Monarchin und den beiden nächsten Familienmitgliedern in der Thronfolge, das anlässlich ihres 80. Geburtstages veröffentlicht wurde. Der Bestand der ältesten Monarchie Europas ist noch für zwei weitere Generationen gesichert, das sagt dieses Bild ganz eindeutig.
Aber zunächst geht nach dem runden Königinnen-Geburtstag erst einmal alles weiter in den gewohnten Bahnen, denn noch etwas hat Königin Margrethe mit der britischen Queen gemeinsam: Sie würde niemals abdanken. Sie sieht ihr Amt nicht als Beruf, sondern als von Gott gegebene Berufung.
Und da sie auf den aktuellen Geburtstagsbildern topfit und energiegeladen wirkt, dürfte die Königin ihren Untertanen noch lange erhalten bleiben. Schon immer hatte sie einen guten Teil ihrer Lebensfreude, ungewöhnlich für eine Monarchin, aus ihren Hobbys gezogen: Die vielseitig begabte Designerin hat schon Ballett- und Theaterkostüme entworfen und Altartücher bestickt (unter anderem für die Stadtkirche in der Lutherstadt Wittenberg). Sie ist Malerin und Illustratorin, so hat sie zum Beispiel die dänische Ausgabe von Tolkiens "Herr der Ringe" illustriert. Und zusammen mit ihrem verstorbenen Ehemann übersetzte sie früher mehre Bücher von Simone de Beauvoir ins Dänische. So viele Interessen halten offensichtlich jung.
Ihr Wahlspruch heißt "Gottes Hilfe, Volkes Liebe, Dänemarks Stärke" - dem ist sie in ihren 80 Lebensjahren wirklich gerecht geworden.