Oprah Winfrey ist eine Frau, die Schmutz in Gold verwandeln kann. So jedenfalls wurde Amerikas bekannteste Medienmacherin einmal in der "New York Times" beschrieben. Seit mehr als 20 Jahren beherrscht die 54-Jährige den Quotenhimmel am Talkshownachmittag. Täglich schalten Millionen von Amerikanern ein, wenn Oprah spricht.
Ihre Macht reicht mittlerweile soweit, dass Präsidentschaftskandidaten alle vier Jahre an ihre Tür klopfen, weil sie auf Winfreys Unterstützung hoffen. In diesem Wahlkampf unterstützt sie Barack Obama. Und es sieht so aus, als könnte die Macht der Oprah tatsächlich den ersten Schwarzen ins Weiße Haus katapultieren. Die Chancen jedenfalls stehen so gut wie nie zuvor. Und falls sie selbst die Talkshowbühne einmal verlassen und kandidieren möchte, wäre ihr ein politisches Amt so gut wie sicher.
Reality-Show mit Herz
Bis es soweit ist, probiert die Powerlady neue Formate im Fernsehen aus. Geld genug dafür hat sie, mit ihrer eigenen Produktionsgesellschaft "Harpo Inc" ist sie längst Umsatz-Milliardärin geworden. Ihre neuste Sendung ist eine Reality-Show. Die gehören seit Jon de Mol und Co. zum amerikanischen Konsumentenalltag wie Erdnuss-Butter und Bagles zum Frühstück. Was also ist neu an Oprahs Show? In der Sendung gibt es weder Kandidaten, die Würmer und Stierhoden verdrücken müssen, noch schreit ein hoch toupierter Milliardär die Worte "Sie sind gefeuert". Nein, Oprah macht mit "Oprah's Big Give" da weiter, wo sie in den letzten Jahren in ihrer Talkshow angefangen hatte. Getreu dem Motto: Tue Gutes, und lasse andere Gutes tun. Und bessert ganz nebenbei das angeschlagene Image der USA ein bisschen auf. Zehn auserwählte Kandidaten haben es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Menschen zu helfen und müssen sich vor drei Promi-Richtern, darunter auch Fernseh-Koch Jamie Oliver, beweisen, dass sie der beste Menschenfreund im Lande sind. In jeder Show bekommen die Kandidaten einige hunderttausend Dollars, die sie unter den wachsamen Augen der Jury an Menschen verteilen, die das Geld dringend brauchen. Oprah selbst, natürlich produziert sie die achtteilige Serie und will in mindestens zwei Shows auch selbst auftreten, ist begeistert von der eigenen Sendung: "So etwas hat es im US-Fernsehen noch nicht gegeben. Menschen machen mit, weil sie anderen helfen wollen und sie verlangen dafür keine Gegenleistung." Denn was die Kandidaten noch nicht wissen: Der uneigennützigste Kandidat erhält am Ende der achtteiligen Serie eine Million Dollar.
Steffi Graf macht auch mit
In der Show dürfen einige prominente Helfer natürlich nicht fehlen: Von Steffi Graf und Andre Agassi bis hin zu Jamie Foxx und Halle Berry - wenn Oprah Winfrey ruft, dann springt Amerikas Promi-Elite im Eiltempo herbei.
Recht spannend ist auch die Tatsache, dass Oprah Winfrey mit dieser Sendung das alte "feel good"-Gefühl der Amerikaner zu neuem Leben erweckt hat. Sie zeigt eine Seite der Amis, die wir lange nicht mehr gesehen haben. Menschen, die einander helfen, die füreinander da sind, die weltoffen und tolerant durch die Welt gehen. Attribute, die in den letzten acht Jahren scheinbar nicht mehr gewünscht waren.
"Oprah's Big Give" wurde am Sonntag auf dem Sender ABC zum ersten Mal ausgestrahlt. Und war ein echter Quotenerfolg. Wie bei den meisten Dingen, die Oprah Winfrey anpackt. Es scheint wohl zu stimmen. Diese Frau hat tatsächlich ein goldenes Händchen.