Prozess gegen britische Medien Die Kasse klingelt – Prinz Harry gewinnt gegen die "Mirror"-Herausgeber, Verlag entschuldigt sich

Prinz Harry gewinnt vor Gericht gegen das britsiche Medienhaus Mirror Group Newspapers 
Prinz Harry gewinnt vor Gericht gegen das britsiche Medienhaus Mirror Group Newspapers 
© IMAGO / ZUMA Wire
Prinz Harry erringt einen Teilsieg in dem Prozess gegen den Herausgeber mehrerer britischer Boulevardzeitungen. Der Richter bestätigt, dass das Telefon des Royals gehackt wurde. Prinz Harry bekommt Schadensersatz vom Verlag.

Freitagvormittag, London, Royal Courts of Justice – der Anwalt von Prinz Harry nimmt vor Gericht Platz. Am heutigen Freitag nimmt er das Urteil für seinen Mandanten entgegen, doch von dem Prinzen fehlt jede Spur, dabei könnte er heute die gute Nachricht selbst in Empfang nehmen.

Harry hat die Mirror Group Newspapers (MGN) auf Schadensersatz wegen angeblicher rechtswidriger Informationsbeschaffung in den Jahren 1996 bis 2010 verklagt. Bereits im Juni hatte er vor dem Obersten Gerichtshof vorgebracht, dass der Verlag auf widrige Methoden wie Telefon-Hacking für Stories zurückgegriffen haben soll. Diese Behauptung wurde jedoch von den gegnerischen Anwälten mit den Worten "völlig spekulativ" abgewiesen worden. 

Das sieht der Richter in seinem heutigen Urteil anders. Timothy Fancourt kam zu dem Schluss: Ja, Prinz Harry wurde Opfer von Telefon-Hackingangriffen durch den Verlag Mirror Group Newspapers. In mindestens 18 Fällen von 33 behandelten Artikeln im Zeitraum von 2003 bis 2009 konnte dies betätigt werden. Dem Prinzen wurden 140.600 Pfund Schadenersatz zugesprochen.

Doch eine Einordnung des Richters macht auch deutlich, dass nicht alle Behauptungen von Prinz Harry den Prüfungen standhielten. Telefon-Hacking war nicht das alleinige damalige journalistische Mittel der Recherchearbeit, daher wurden seine Forderungen auf Schadensersatz nur in ungefähr der Hälfte der angekreideten Artikel berücksichtigt.

Der Herzog von Sussex und andere hochkarätige Personen wollen mit ihrer Klage ein Exempel statuieren. Sie fordern Schadensersatz. Der Vorwurf, MGN sei an der rechtswidrigen Beschaffung ihrer persönlichen Daten für Storys beteiligt gewesen. Bereits im Sommer verkündete die Anwälte des Aussteiger-Royals, dass der Prinz einen Schadensersatz von 320.000 Pfund von dem Herausgeber der Zeitschriften "Daily Mirror", den "Sunday Mirror" und "Sunday People" fordere.

Prinz Harry macht Zeitungen für Beziehungsprobleme mit Freundin und Bruder verantwortlich

Zudem warf Harry dem Verlag vor, dass seine damalige Beziehung mit Chelsy Davy, mit der er von 2004 bis 2011 liiert war, und die Verbindung zu seinem Bruder, Prinz William, unter der reißerischen Berichterstattung, die sich damals auch um Drogenkonsum drehte, gelitten haben soll. 

Im Laufe des Prozesses hatte der Verlag bereits eingeräumt, dass er damals private Ermittler zur Informationsbeschaffung eingesetzt habe und sich dafür bei Prinz Harry entschuldigen wolle. Der Richter kam heute zu dem Schluss, dass der Einsatz privater Ermittler zur rechtswidrigen Informationsbeschaffung ein "großer Bestandteil des damals in den drei Zeitungen bestehenden Systems" war. Von den 51 Ermittlern, die der Verlag eingesetzt und vor Gericht erwähnt hatte, stellte Richter Fancourt fest, dass elf "sehr wesentlich" an der rechtswidrigen Informationsbeschaffung für Journalisten und Redakteure beteiligt waren.

Außerdem verkündete Fancourt, dass der damalige CEO von Mirror, Sly Bailey, von der Überwachung wusste und "ein Auge zudrückte". Der Verlag entschuldigte sich nach der Urteilsverkündung: "Wir begrüßen das heutige Urteil, das dem Unternehmen die nötige Klarheit gibt, um die Ereignisse, die vor vielen Jahren stattgefunden haben, hinter sich zu lassen. Wo historisches Fehlverhalten passiert ist, entschuldigen wir uns vorbehaltlos, haben die volle Verantwortung übernommen und werden eine angemessene Entschädigung zahlen."

Quellen: Independent, Guardian

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