Entertainer Stefan Raab hatte nach seinem Fernsehcomeback den ESC zur "Chefsache" erklärt und so auch den Vorentscheid ganz auf seine Regie zugeschnitten. Das neue Konzept ging auf: Im Finale des Vorentscheids schalteten rund 3,55 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer ein, was beim Gesamtpublikum eine ordentliche Einschaltquote von 16,7 Prozent bedeutete. Raab konnte vor allem aber das junge Publikum für den ESC-Vorentscheid gewinnen: In der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen schalteten 26,4 Prozent der Fernsehzuschauer ein.
Sie durften am Ende in einem "Superfinale" aus fünf Startern den deutschen Beitrag auswählen. Hier bekamen Abor & Tynna 34,9 Prozent der Stimmen. Sie lagen damit knapp vor Lyza, die für ihr "Lovers on the Mars" 31,1 Prozent der Publikumsstimmen erhielt. Lyza war erst für den deutschen ESC-Vorentscheid entdeckt worden, die Auftritte in der Show waren ihre ersten Bühnenauftritte überhaupt.
Abor & Tynna zählten schon nach dem Halbfinale vor einer Woche zu den Favoriten. In ihrem Stück spielt Abor Cello und Tynna singt. Allerdings hatte die 24-jährige Sängerin im Finale unüberhörbare Schwierigkeiten, über die gesamte Dauer des eingängig-schnellen "Baller" die Gesangsqualität konstant zu halten. Sie erklärte dies damit, dass sie erkältet aufgetreten sei.
In diesem Jahr trug Entertainer Raab nach jahrelanger Abwesenheit wieder die Verantwortung für den deutschen Vorentscheid. Er hat genau wie die Verantwortlichen der ARD den Sieg zum Ziel für das Finale am 17. Mai in Basel erklärt. Die Schweiz ist nach dem Vorjahressieg von Nemo Gastgeberland.
Von den ursprünglich neun Finalisten wählte die Jury fünf für die abschließende Zuschauerabstimmung aus. Unter den vier Startern, die ausschieden, war auch überraschend die Band Feuerschwanz. Die Metal-Band im Mittelalter-Look galt vor dem Finale des Vorentscheids mit ihrem Lied "Knightclub" als einer der Favoriten. Bei der Anzahl der Streams und Abrufe von Youtube-Videos lag Feuerschwanz von allen Finalisten vorne. Nach der Entscheidung der Jury gegen die Nürnberger Band waren im Publikum kurzzeitig "Feuerschwanz"-Rufe zu hören.
Raab sagte zur Jury-Auswahl, diese sei "panisch" gefallen. "Das ist ein Ergebnis, das ich so nicht geplant hatte." Es habe unterschiedliche Meinungen in der Jury gegeben, am Ende dann aber die mehrheitlich getroffene Entscheidung. "Es ist wirklich schwierig", sagte Raab. Neben der gesanglichen Qualität der Starterinnen und Starter mache auch der Song viel aus.
Außerdem versuche die Jury, analytisch zu entscheiden - da beim ESC-Finale üblicherweise 60 Prozent Frauen für das Publikum abstimmen würden, sehe er Schwierigkeiten für die in Rüstungen auftretende Gruppe Feuerschwanz.
Die Entscheidung könnte wieder Kritik am Reglement und an der Auswahl des Vorentscheids entfachen. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es Diskussionen darüber gegeben, warum die Jury auch im Finale noch mitbestimmen darf. Es war erst vor wenigen Tagen bekannt geworden, dass Raab mit seinen Juroren Yvonne Catterfeld, Nico Santos und Conchita Wurst auch im Finale noch mitentscheiden wird. In Onlinenetzwerken kritisierten dies einige Fans - diese dürften nun enttäuscht sein, dass Feuerschwanz die Chance genommen wurde, sich der Publikumsabstimmung zu stellen.
Im Finale der fünf holte hinter Abor & Tyna und Lyza der in Berlin lebende britische Sänger Moss Kena mit 22,6 Prozent den dritten Platz. Auf Platz vier mit sieben Prozent landete Sängerin Leonara, die aus London stammende Band The Great Leslie wurden mit 4,4 Prozent der Stimmen vom Publikum fünfte.