Umstrittene Teilnahme Israels am ESC wird zur Abstimmung gestellt

Israel-Teilnahme am ESC ist umstritten
Israel-Teilnahme am ESC ist umstritten
© AFP
Seit Wochen tobt ein heftiger Streit um die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest (ESC) - nun soll es eine Abstimmung aller am ESC beteiligten Länder geben. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) bestätigte am Freitag, dass sie für November eine Online-Abstimmung der Mitgliedsländer zur ESC-Teilnahme angesetzt hat. Zuletzt hatte es vermehrt Forderungen gegeben, Israel wegen seines Vorgehens im Gazastreifen vom ESC 2026 in Wien auszuschließen.

"Ein Brief wurde an die Generaldirektoren aller unserer Mitglieder gesendet, um sie darüber zu informieren, dass eine Abstimmung über die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 bei einer außerordentlichen Sitzung (...) stattfinden wird, die Anfang November online abgehalten wird", teilte die EBU mit. Sie nannte dabei nicht explizit Israel - aber es ist klar, dass es um dessen Teilnahme geht.

Mehrere Länder hatten in den vergangenen Wochen mit einem Boykott des ESC gedroht, sollte Israel wie bisher auch im nächsten Jahr an dem Musikwettbewerb teilnehmen. Zu diesen Ländern gehören unter anderen Spanien, Irland und die Niederlande.

Andere Länder wie Deutschland halten dagegen einen Boykott Israels nicht für sinnvoll. Der ESC sei gegründet worden, um Länder zusammenzubringen, erklärte erst am vergangenen Wochenende Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos). "Wer heute Israel ausschließt, stellt diesen Grundgedanken auf den Kopf und macht aus einem Fest der Verständigung ein Tribunal."

In Deutschland liegt die Verantwortung für die Übertragung des ESC bei der ARD, sie wird vom SWR organisiert. Dieser erklärte am Freitag, dass er über die anstehende Abstimmung innerhalb der EBU informiert worden sei. Der Sender machte keine Angaben über das geplante Abstimmungsverhalten, betonte aber: "Der ESC ist seit Jahrzehnten ein musikalisches Großereignis, das Menschen in Europa und darüber hinaus verbindet - durch Vielfalt, Respekt und Offenheit, unabhängig von Herkunft, Religion oder Weltanschauung." 

Bereits die vergangenen beiden ESC-Wettbewerbe in Malmö und Basel waren von Kontroversen über Israels Kriegsführung im Gazastreifen überschattet. In Basel siegte in diesem Jahr der österreichische Sänger JJ. Er sicherte Österreich damit das Recht, den ESC 2026 auszurichten. Das Finale in Wien wird bereits die 70. Ausgabe des Musikwettbewerbs sein. Üblicherweise nehmen daran mehr als 35 Länder teil. Finanziert wird der Wettbewerb von den Mitgliedern der EBU.

Während in Europa der Streit um die ESC-Teilnahme Israels tobt, sprachen sich in den USA etwa 1200 Mitglieder der Filmindustrie gegen einen Boykott israelischer Kulturinstitutionen aus. Boykottaufrufe "verstärken antisemitische Propaganda" und führten zu einer "willkürlichen Zensur", heißt es in der Petition, welche die Fachzeitschrift "Variety" veröffentlichte. Zu den Unterzeichnern zählen die Schauspieler Liev Schreiber und Jennifer Jason Leigh sowie der Chef von Fox Entertainment Global, Fernando Szew.

Die Petition wendet sich gegen einen Anfang September gestarteten Boykottaufruf des Kollektivs "Filmschaffende für Palästina", den mittlerweile 8000 Menschen unterzeichnet haben. Zu ihnen zählen die Schauspieler Javier Bardem und Emma Stone.

AFP