Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Samstag überraschend eine 30-stündige Oster-Waffenruhe verkündet. Zwar warfen sich Moskau und Kiew gegenseitig zahlreiche Verstöße gegen die kurze Feuerpause vor, die Gefechte ebbten aber vorübergehend ab.
Kallas sagte dazu, Russland spiele "all diese Spielchen und hält uns hin und will nicht wirklich Frieden". Die Oster-Waffenruhe sei nur ein Trick gewesen, damit US-Präsident Trump "nicht die Geduld verliert".
Trump fordert seit seinem Amtsantritt im Januar eine Waffenruhe in der Ukraine. Putin lehnt aber eine Feuerpause ohne Vorbedingungen ab. Am Freitag drohte Trump mit dem Rückzug der USA aus den Ukraine-Verhandlungen, sollten Kiew oder Moskau die Gespräche "sehr schwierig" machen.
Kallas äußerte Unverständnis über das Verhalten der US-Regierung: "Wenn sie also jetzt weggehen, ohne die Werkzeuge zu nutzen, die sie eigentlich zur Hand haben, dann lautet meine große Frage: Warum?", sagte Kallas zu AFP. "Warum setzen sie die Mittel nicht ein, um diesen Krieg wirklich zu beenden?" Die Außenbeauftragte befürchtet, dass Trump dem Konflikt in der Ukraine den Rücken zukehren und dennoch "Abkommen und Geschäfte wie zuvor" mit Moskau anstreben könnte.
Trump hatte am Sonntag erklärt, er hoffe auf eine Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine "diese Woche". Angaben zu möglichen Fortschritten in den Verhandlungen über eine Waffenruhe machte er allerdings nicht.
Der Kreml schien am Dienstag zudem auf die Bremse zu drücken: Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte im russischen Staatsfernsehen, das Thema sei "so komplex", dass eine "umsetzbare Einigung" nicht in einem "kurzfristigen Zeitrahmen" erzielt werden könne. Es lohne sich grundsätzlich nicht, "starre Zeitrahmen" aufzustellen.
Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte am Dienstag, er sei bereit für direkte Gespräche mit Russland, allerdings erst nach Inkrafttreten einer Waffenruhe. "Nach der Feuerpause sind wir bereit, uns in jedem Format hinzusetzen", sagte Selenskyj zu Journalisten.
Mit Blick auf mögliche neue US-Hilfen für sein Land sagte der ukrainische Präsident, bislang stehe noch nichts fest. "Wir hatten noch nicht die Gelegenheit, mit den USA eine Vereinbarung über neue Hilfen zu erzielen oder über die Details zu sprechen."
Selenskyj sagte zudem, er hoffe Trump beim Begräbnis von Papst Franziskus am Samstag in Rom zu treffen. "Ja, das würde ich gerne, ich bin bereit", sagte er auf eine entsprechende Journalistenfrage. "Wir sind immer bereit, uns mit unseren Partnern aus den USA zu treffen." Sowohl Selenskyj als auch Trump haben angekündigt, in die italienische Hauptstadt zu reisen.
Der US-Sonderbeauftragte Steve Witkoff wird derweil in dieser Woche erneut in Moskau erwartet, wie russische Staatsmedien unter Berufung auf Kreml-Berater Juri Uschakow berichteten. Es wäre seine vierte Russland-Reise seit Trumps Amtsantritt im Januar.
Am Mittwoch sind zudem in London Gespräche zwischen der Ukraine, den USA, Großbritannien und Frankreich geplant. Ein Treffen in diesem Format hatte es bereits vergangene Woche in Paris gegeben.