Der Wahlsieger stellte eine internationale Öffnung seines Landes in Aussicht: "Bolivien kehrt Schritt für Schritt auf die internationale Bühne zurück (...). Wir müssen Bolivien für die Welt öffnen und wieder eine Rolle übernehmen", sagte der gewählte Präsident vor Anhängern in einem Hotel der Metropole La Paz, wo die bolivianische Regierung ihren Sitz hat.
Insbesondere das Verhältnis Boliviens zu den USA hatte sich unter den linksgerichteten Staatschefs in den vergangenen zwei Jahrzehnten massiv verschlechtert: 2008 wies die Regierung des zwei Jahre zuvor gewählten Präsidenten Evo Morales den US-Botschafter aus, was einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Washington zur Folge hatte. Unter dem seit 2020 regierenden Präsidenten Luis Arce wurden die Beziehungen nicht wieder aufgenommen, er knüpfte stattdessen wirtschaftliche und politische Bande mit Venezuela, China, Russland und dem Iran.
Auf den Wahlsieg des Konservativen Paz reagierten insbesondere die USA erleichtert. US-Außenminister Marco Rubio erklärte, nach "zwei Jahrzehnten der Misswirtschaft" biete Paz' Wahl "beiden Nationen die Chance auf einen Wandel". Washington sei zur Zusammenarbeit unter anderem bei der regionalen Sicherheit und dem Kampf gegen irreguläre Migration bereit - sowie bei der Investitionsförderung. Paz selbst sagte, US-Präsident Donald Trump habe ihm gratuliert.
Die Herausforderungen für Paz sind immens. Der Andenstaat durchlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit 40 Jahren. Lange Schlangen für Treibstoff sind in Bolivien zur Normalität geworden. Die jährliche Inflationsrate liegt bei über 20 Prozent.
Eine der größten Aufgaben für Paz zu Beginn seiner Amtszeit wird es sein, einen Ausweg aus der Kraftstoffkrise zu finden und den massiven Mangel an US-Dollar zu überwinden, der durch massive staatliche Subventionen und den Rückgang an Gasexporten entstanden war.
Paz' Vizepräsidentschaftskandidat Edmand Lara rief nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses zu "Einheit und Versöhnung" auf. Zur Wirtschaftskrise sagte er, dass Verbesserungen auf dem Weg seien. "Wir müssen die Versorgung mit Diesel und Gas sicherstellen. Die Menschen leiden." Die Preise für Grundnahrungsmittel müssten stabilisiert werden und der Korruption müsse ein Ende gesetzt werden, betonte Lara.
Der 58-jährige Paz tritt sein Amt am 8. November an. Im Wahlkampf hatte er Wirtschaftsreformen unter dem Motto "Kapitalismus für alle" angekündigt. Der in Spanien geborene Politiker will eine Art bedingungsloses Grundeinkommen für Frauen einführen und mit einer Steuerreform der Industrie des Landes zum Aufschwung verhelfen. Paz ist der Sohn von Ex-Präsident Jaime Paz Zamora, der zwischen 1989 und 1993 bolivianischer Präsident war.
Zu der Wahl in dem südamerikanischen Land waren knapp acht Millionen Bürgerinnen und Bürger aufgerufen gewesen, es galt eine Wahlpflicht. Mit dem Einzug der beiden rechtsgerichteten Politiker Paz und Quiroga in die Stichwahl war bereits im Vorfeld klar gewesen, dass Bolivien ein Richtungswechsel bevorsteht.
In den vergangenen 20 Jahren hatten stets linksgerichtete Staatschefs und Regierungen das südamerikanische Land regiert. Der derzeitige Präsident Arce war nicht mehr angetreten. Arce sowie seine Partei MAS (Movimiento al Socialismo, Bewegung hin zum Sozialismus) werden von vielen Wählerinnen und Wählern für die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht.