Ziel der Angriffe auf russische Luftwaffenstützpunkte sei "die Zerstörung feindlicher Kampfbomber" gewesen, hieß es aus dem SBU. Die Angriffe seien von langer Hand vorbereitet worden. Demnach richteten sich die Angriffe auch gegen die Stützpunkte in Djagilewo und Iwanowo östlich von Moskau und die Basis Olenia in der Region Murmansk in der russischen Arktis. Diese Region liegt rund 1900 Kilometer von der Ukraine entfernt.
Auf dem Stützpunkt Belaja sei nach dem Angriff ein Feuer ausgebrochen, verlautete weiter aus dem ukrainischen Geheimdienst. Ein Video, das die Luftwaffenbasis in Belaja zeigen soll und in dem mehrere brennende Flugzeuge sowie schwarze Rauchsäulen zu sehen sind, konnte von der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Am Sonntagabend erklärte der SBU, mit dem Angriff habe die Ukraine der russischen Luftwaffe Schäden in Höhe von umgerechnet mehr als sechs Milliarden Euro zugefügt. Bei der "Spezialoperation 'Spinnennetz'" seien "34 Prozent der Flugzeuge, die strategische Marschflugkörper transportierten" getroffen worden. Diese Angaben konnten ebenfalls nicht unabhängig geprüft werden.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte später ukrainische Angriffe mit sogenannten First-Person-View-Drohnen, kurz FPV-Drohnen, auf Flugplätze in den Regionen Irkutsk und Murmansk. Mehrere Flugzeuge seien dabei in Brand geraten, Menschen aber nicht zu Schaden gekommen. Es seien Verdächtige für die Angriffe festgenommen worden.
Die Behörden in den an die Ukraine grenzenden russischen Regionen Brjansk und Kursk meldeten, dass in der Nacht zum Sonntag zwei Brücken durch absichtlich herbeigeführte "Explosionen" eingestürzt seien. Bei dem Vorfall in Brjansk wurden den Angaben zufolge sieben Menschen getötet und 71 Menschen verletzt. "Diese Vorfälle wurden als Terroranschläge eingestuft", erklärte eine Sprecherin des russischen Ermittlungskomitees laut der staatlichen Nachrichtenagentur RIA. Aus der Ukraine, die von russischen Behörden für frühere Vorfälle im Zusammenhang mit dem Bahnverkehr verantwortlich gemacht worden war, gab es zunächst keine Stellungnahme zu diesen Vorfällen.
Seit dem Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 haben die russischen Behörden immer wieder Sabotageangriffe auf Eisenbahnstrecken gemeldet. Kiew begründet sein Vorgehen damit, dass Moskau die Bahn für den Transport von Truppen und Waffen für seine in der Ukraine kämpfenden Streitkräfte nutze.
Am Montag werden die Ukraine und Russland voraussichtlich ihre direkten Verhandlungen über eine Waffenruhe in dem seit mehr als drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg fortsetzen. Kiew hatte lange offen gelassen, ob es eine Delegation zu der zweiten Verhandlungsrunde in Istanbul entsenden würde - am Sonntag kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dies jedoch an.
Geleitet werden soll die ukrainische Delegation von Verteidigungsminister Rustem Umerow. "Ich habe auch unsere Positionen vor dem Treffen am Montag in Istanbul definiert", erklärte Selenskyj in Onlinediensten. Wenig später meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass, dass eine Moskauer Verhandlungsdelegation in Richtung der türkischen Metropole abgeflogen sei.
Die ukrainische Regierung wird in Istanbul nach übereinstimmenden Angaben von diplomatischen Vertretern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und weiteren europäischen Staaten beraten. Die Bundesregierung bestätigte der Nachrichtenagentur AFP entsprechende Angaben des US-Sondergesandten Keith Kellogg. Die Beratung geschehe "in enger Abstimmung mit dem ukrainischen Verhandlungsteam", hieß es von einer Regierungssprecherin.
Russland setzte am Wochenende seine heftigen Luftangriffe auf die Ukraine fort. Kiew meldete Angriffe mit 472 Drohnen in der Nacht zum Sonntag - eine Rekordzahl seit dem Beginn des Kriegs. Nach Angaben der Luftwaffe konnten 385 Drohnen abgefangen werden.
Bei einem Angriff auf ein Trainingsgelände der Armee wurden ukrainischen Armeeangaben zufolge am Sonntag mindestens zwölf ukrainische Soldaten getötet und mehr als 60 Menschen verletzt. Der ukrainische Heereskommandeur Mychajlo Drapatyj erklärte daraufhin seinen Rücktritt. Er fühle sich persönlich "verantwortlich" für den Tod der Soldaten.
Die Ukraine fürchtet auch eine russische Großoffensive in ihrer östlichen Grenzregion Sumy. Selenskyj erklärte jüngst, Russland habe dort mehr als 50.000 Soldaten zusammengezogen. Am Samstag ordneten die Behörden eine Evakuierung von elf Ortschaften in der an Russland grenzenden Region an. Die russische Armee hat in Sumy in den vergangenen Wochen eigenen Angaben zufolge mehrere Ortschaften erobert. Am Sonntag gab sie die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Region bekannt.