Der Name des spanisches Dorfs "Castrillo Matajudios" war jahrhundertelang eine Manifestation des Judenhasses im Mittelalter. Bis die 56 Bewohnerinnen und Bewohner aufbegehrten und 2015 bei der Kommunalverwaltung der autonomen Gemeinde Kastilien und León in Valladolid ein Referendum zur Namensänderung beantragten.
Der Name ihres Dorfes (dt.: Camp Tötet Juden) wurde folglich umbenannt. Aus "Castrillo Matajudios" wurde "Castrillo Mota de Judios" (dt.: Camp Judenhügel). Sprachlich etwas mehr als eine Nuance und ausgesprochen kaum voneinander zu unterscheiden. Für die Bewohner allerdings ein wichtiger Schritt, um Weltoffenheit und Toleranz zu symbolisieren.
Antisemitischer Angriff auf spanisches Dorf
Nun aber ist das Dorf Opfer eines antisemitischen Angriffes geworden. Wie der Bürgermeister der Gemeinde, Lorenzo Rodriguez, am Montag auf Twitter meldete, haben bisher unbekannte Täter mehrere Häuserfassaden mit antisemitischen Sprüchen beschmiert, zu erst berichtete "The Guardian".
Auf Bildern, die Rodriguez teilte, waren Sprüche wie "Lang lebe die katholische Monarchie", "Der Bürgermeister hat sich an die Killer-Juden verkauft" oder "Juden Raus" zu lesen. Rodriguez kommentiert auf Twitter, die Graffitis seien "Drohungen intoleranter und ungebildeter Menschen, die weder das Erbe oder die Menschen schätzen; noch respektieren sie irgendjemanden oder irgendetwas."
Zudem seien die Schmierereien "ein direkter Angriff auf die Demokratie, auf die Idee und die individuelle und kollektive Freiheit eines Dorfes." Er hoffe, dass die Verantwortlichen gefasst und verurteilt werden, so der Bürgermeister weiter.
Der Verband der jüdischen Gemeinden in Spanien erklärte, der Angriff selbst und die in den Graffiti enthaltenen Drohungen seien "inakzeptabel und zeigen die Gefahr der Ideologien, die Europa in die Katastrophe geführt haben."
Man unterstütze Rodriguez in vollem Maße und ermutige ihn, weiterhin die jüdische Geschichte seines Dorfes aufzuarbeiten.
Geschichte des Dorfs geprägt von Antisemitismus und Judenverfolgung
Das Dorf hat eine bewegte Geschichte. Experten gehen davon aus, dass das Dorf im 11. Jahrhundert von einer Gruppe von Juden gegründet wurde, die aus einer nahe gelegenen Siedlung auf einen Hügel verbannt worden waren. Sie nannten ihr Dorf "Castrillo Motajudíos" (dt.: Camp Judenhügel). Fortan wurde es zu einem beliebten Handelszentrum mit bis zu 1000 Einwohner. Bis Königin Isabella und König Ferdinand 1492 die Juden aus Spanien vertrieben.
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Manche Forscher gehen davon aus, dass etwa zu diesem Zeitpunkt, also zur Hochzeit der Inquisition, der Name in "Castrillo Matajudios" geändert wurde (dt.: Camp Tötet Juden). Für den Grund gibt es verschiedene Überlieferungen und Theorien. Manche gehen von einem einfachen Schreibfehler in einer Urkunde aus, andere sehen die Umbenennung als beabsichtigt, um die Loyalität zur spanischen Krone und dem römisch-katholischen Glauben zu zeigen. Wieder andere berufen sich auf Dokumente nach denen der Name erst 1627, also mehr als 130 Jahre nach der Judenvertreibung in Spanien, das erste Mal erwähnt wurde.
Von weiteren Sagen, Theorien und historischen Erzählungen rund um Castrillo Mota de Judios kann man sich hoffentlich bald wieder selbst ein Bild machen. Das Rathaus und das angeschlossene Museum werden derzeit renoviert.
Quellen: The Guardian I, The Guardian II, Tweet Lorenzo Rodriguez, Homepage Castrillo Mota de Judios