Es soll ein eigenes kleines Reich mitten in Paraguay werden: das grüne Paradies, oder "El Paraíso Verde". Dort, auf einem Areal von 1600 Hektar, eingezäunt und bewacht von Männern mit Schusswaffen, leben bereits 150 Aussiedler aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Die Kommune, gegründet vor mehreren Jahren vom Ehepaar Erwin und Sylvia Annau hat nicht nur die Sprache gemeinsam – sondern sie verurteilen auch die Impfung gegen das Coronavirus.
Bis zu 3000 Menschen sollten hier in der Kommune einmal wohnen. Die Webseite der Projekts gibt sogar noch größere Ziele an. Insgesamt 16 Quadratkilometer groß ist das Areal, gesäumt von Flüssen, künstlichen Seen und im Urwald. In den einzelnen Dörfern und Siedlungen sollen laut der Seite einmal 20.000 Menschen leben – nach eigenen Angaben das größte "Stadtentwicklungsprojekt in Südamerika". Sie alle sollen dort in Sicherheit vor "5G-Strahlung, Chemtrails und Impfpflicht" leben.
Paraguay: Deutsche Impfgegner machen sich breit
Auch in anderen Teilen des Landes machen sich immer mehr Querdenker breit. Bereits im Dezember berichtete die "Süddeutsche Zeitung" von einem Besuch in Hohenau – einer Kleinstadt im Südosten des Landes, unweit der Grenze zu Argentinien. Gegründet von deutschstämmigen Siedlern aus Brasilien zu Beginn des 20. Jahrhunderts leben mittlerweile 17.000 Leute in der Stadt. Im vergangenen Jahr sei die Stadt um 1000 Einwohner gewachsen, berichtet die "Tagesschau" – alle Neuankömmlinge kamen aus Deutschland.
Und das in eine Stadt und in ein Land, die beide Wert auf die Impfung legen. ""Wir Paraguayer verstehen es als unsere Bürgerpflicht, uns impfen zu lassen", erklärte Noemi Jara der "Tagesschau". Nur mit der Impfung könne man die Freiheit wieder erlangen, die man gewöhnt gewesen sein, betonte die rechte Hand des Bürgermeisters und Direktorin der Tourismusbehörde. Auch in anderen Teilen des Landes seien viele Hotels ausgebucht – überwiegend von deutschsprachigen Auswanderern.
Das Land in Südamerika wird in einschlägigen Telegram-Gruppen als Zufluchtsort gesehen, in Europa gelten Bulgarien und Rumänien als beliebte Ziele. Nur, dass die Neuankömmlinge die Impfung ablehnen, ist in Paraguay eher ungern gesehen und die Rufe nach dem Handeln der Regierung wurden zuletzt immer lauter – und gehört.
Denn gerade das mit der Impfpflicht könnte für die Spritze ablehnende Einwanderer nun zu einem Problem werden. Nachdem hunderte Querdenker den Weg nach Paraguay eingeschlagen haben, hat die Regierung reagiert und die Einreiseregeln per Gesetz verschärft. Bereits seit dem 12. Januar müssen Einreisende ohne permanentes Bleiberecht eine vollständige Impfung nachweisen. Darüber berichtet das Ministerium für Gesundheit und soziale Wohlfahrt auf seiner Homepage.
Problem für die Einwanderer: Laut "Tagesschau" haben sie in der Regel kein permanentes Bleiberecht und müssen demnach geimpft sein, wollen sie denn in das Land einreisen. Auch für die Querdenker, die sich bereits in Paraguay befinden, hat das Gesetz Konsequenzen: Verlassen Sie Paraguay auch nur kurzfristig, können sie ohne Impfung nicht mehr zurückkehren. Der Traum vom grünen Paradies könnte so schnell zum Albtraum werden.
Quellen: SZ, Tagesschau, Gesundheitsministerium Paraguay