Im Kampf gegen die Bandenkriminalität in El Salvador haben rund 10.000 Soldaten und Polizisten die Großstadt Soyapango nahe der Hauptstadt San Salvador umstellt. Die Stadt sei "vollständig umzingelt", gab Präsident Nayib Bukele am Samstag auf Twitter bekannt. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, fahndeten mit Sturmgewehren bewaffnete Soldaten und Polizisten in der Stadt nach Bandenmitgliedern. Militärfahrzeuge und Polizeiautos fuhren durch die Straßen, auch Drohnen waren im Einsatz.
8500 Soldaten und 1500 Polizisten: Wie eine Stadt durchkämmt wird
Insgesamt 8500 Soldaten und 1500 Polizisten seien an der Operation im Großraum der Hauptstadt San Salvador beteiligt, teilte Präsident Bukele mit. "Die einfachen Bürger haben nichts zu befürchten und können ihr Leben normal fortführen", schrieb der populistische Staatschef auf Twitter. "Das ist ein Einsatz gegen Kriminelle, nicht gegen ehrliche Bürger."
Auf einem von der Regierung veröffentlichten Video war zu sehen, wie schwerbewaffnete Einsatzkräfte in die Stadt einrückten, Wohngebiete durchkämmten, Häuser durchsuchten und Verdächtige festnahmen. "Unser Ziel ist klar: Wir werden nicht ruhen, bis wir diese terroristischen Gruppen komplett ausgelöscht haben", teilte die Regierung mit.
Bandenkriminalität in El Salvador
Nach einer Welle der Gewalt in dem Land mit sechs Millionen Einwohnern rief die Regierung im März den Ausnahmezustand aus. Seitdem geht die Regierung des konservativen Präsidenten Bukele mit großer Härte gegen die Banden vor. Mehr als 56.000 mutmaßliche Bandenmitglieder wurden verhaftet, die Mordrate ging zuletzt deutlich zurück.
In den ersten Tagen des Dezembers beispielsweise wurde nach Angaben der Polizei in El Salvador kein Tötungsdelikt registriert. 2018 gab es allein am 2. Dezember laut der offiziellen Statistik 15 Morde.
Willkür und Menschenrechtsverletzungen im Kampf gegen Gangs
Aktivisten prangern allerdings Menschenrechtsverletzungen an. So sollen junge Männer teilweise festgenommen werden, nur weil sie bestimmte Tätowierungen oder einen speziellen Haarschnitt tragen oder in von Gangs kontrollierten Vierteln wohnen. "Als angebliche Maßnahme gegen die Banden begehen die salvadorianischen Behörden weit verbreitete und eklatante Menschenrechtsverletzungen und kriminalisieren in Armut lebende Menschen", sagte die Regionalchefin von Amnesty International, Erika Guevara Rosas.
Durch den Notstand wurden zudem eine Reihe von Grundrechten ausgesetzt, etwa die Versammlungsfreiheit und das Fernmeldegeheimnis. Außerdem wurden Gesetze verschärft – allein die Mitgliedschaft in einer Bande soll mit 20 bis 30 Jahren Haft bestraft werden. "Wir werden unseren Einsatz fortsetzen, bis wir auch den letzten Verbrecher aus dieser Stadt herausgeholt haben", sagte Verteidigungsminister Francis Merino Monroy am Wochenende in Soyapango.
14,5 Millionen Liter pro Sekunde: Iguazú-Wasserfälle führen zehnmal so viel Wasser wie normalerweise

Jugendgangs – die sogenannten Maras – kontrollieren in El Salvador ganze Stadtviertel und sind in Schutzgelderpressung und Drogenhandel verwickelt. Die Mara Salvatrucha und Barrio 18 sind die zwei mächtigsten Verbrechersyndikate, die in dem mittelamerikanischen Land für den Großteil der Gewaltkriminalität verantwortlich gemacht werden. Die Gangstergruppen wurden in den 1980er-Jahren in den USA von salvadorianischen Migranten gegründet. Auch in den Vereinigten Staaten sind die Banden weiterhin aktiv. Die Gewalt zwischen den verfeindeten Banden und gegen die Bevölkerung machte El Salvador vor einigen Jahren zu einem der gefährlichsten Länder der Welt.