Natascha Kampusch tritt an die Öffentlichkeit: Zwei Wochen nach ihrer Flucht aus einem engen Verlies wird die 18-jährige Wienerin an diesem Mittwoch erstmals öffentlich über ihre acht Jahre dauernde Gefangenschaft sprechen. Der Privatsender RTL wird ein Interview des österreichischen Rundfunks ORF mit Kampusch am Mittwoch um 21.15 Uhr ausstrahlen, sagte ein Sprecher. Im ORF wird das Gespräch bereits um 20.15 Uhr gesendet. Das Interview in der Sendung "Thema spezial" soll mindestens 20 Minuten dauern, heißt es in einer Mitteilung des öffentlich-rechtlichen Senders in Wien.
Das Gespräch führt demnach der Journalist Christoph Feuerstein, der bereits 1998 über die Entführung der damals zehnjährigen Natascha berichtet und einen guten Kontakt zu ihrer Familie aufgebaut hatte. Kampusch war am 2. März 1998 auf dem Weg zur Schule gekidnappt worden. Am 23. August gelang ihr die Flucht vor ihrem Entführer Wolfgang Priklopil, der sich wenige Stunden später das Leben nahm. Die junge Frau wird seitdem an einem geheimen Ort medizinisch und sozialpsychologisch betreut. Sie wird auf eigenen Wunsch hin abgeschirmt und hält auch zu ihren Eltern nur telefonisch Kontakt. In einem Appell an die Medien hatte sie vor einer Woche gebeten, ihre Privatsphäre zu wahren. Nach Angaben ihres Medienberaters Dietmar Ecker ist es jedoch ein "ausdrücklicher Wunsch von ihr, persönlich die Öffentlichkeit zu informieren".
Interviews nur in ausgewählten Medien
Die unmittelbare Reaktion der jungen Frau auf das gewaltige globale Interesse an ihrem Fall sei gewesen, sich vor einem unkontrollierbaren Zugriff der Medien zu schützen. Daher werde es Interviews nur in ausgewählten Medien geben. Für Kampusch war es "selbstverständlich, dass die österreichische Bevölkerung, vor allem jene Menschen, die schon vor acht Jahren um ihr Leben gebangt und sich sehr über ihre Befreiung freuten, den Anspruch auf Erstinformation haben", wie es auf der Internetseite des Medienberaters hieß.
Daher sei ihre Wahl auf den ORF gefallen. Beim österreichischen Sender liegen auch die Rechte für einen Weiterverkauf der Aufzeichnung. Weitere Interviews soll es in der österreichischen "Kronen Zeitung" und in der Info-Illustrierten "News" geben. Ecker hat nach Zeitungsinformationen rund 300 Anfragen internationaler Medien für ein Exklusiv-Interview erhalten.