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José Luis Inciarte war einer von 16 Menschen, die 1972 in den Anden nach einem Flugzeugabsturz dem Tod entkamen. Dafür mussten sie aber Unvorstellbares tun: Sie aßen das Fleisch ihrer toten Freunde. Was er damals erlebte, verfolgt ihn bis heute.
Überlebender erzählt, wie groß die Qual war, die Toten zu essen
In der britischen Talkshow "This Morning" sprach José nun über die extreme Tortur und den Schmerz, der ihn bis heute nicht loslässt. José erinnere sich noch immer an die psychische Belastung, die er durchmachte, als er versuchte, die Körper seiner Freunde zu essen. "Es war eine große Qual für den Verstand", sagte José.
Viele Tote bei Flugzeugabsturz zwischen Chile und Argentinien
Das gecharterte Flugzeug war am 13. Oktober 1972 in den Anden zwischen Chile und Argentinien abgestürzt. José war einer von 45 Passagieren an Bord des Fluges 571 der uruguayischen Luftwaffe, als dieser auf eine in Nebel gehüllte Bergkette aufschlug. Zwölf Männer starben beim Aufprall, weitere sechs kurze Zeit später. Am 17. Tag nach dem Crash tötete eine Lawine acht weitere Passagiere.
Die Überlebenden hatten wenig Nahrung und keine Wärmequelle auf über 3.600 Metern Höhe. Angesichts des Hungers und der Radiomeldungen, dass die Suche nach ihnen aufgegeben wurde, sahen sich die Überlebenden zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Sie ernährten sich von den toten Passagieren, deren Leichen im Schnee konserviert worden waren. Die erschütternde Geschichte wurde 1993 in dem Spielfilm "Alive" verfilmt.

Ohne Menschenfleisch hätte niemand bis zur Rettung überlebt
"Es gab einfach keine andere Möglichkeit", erinnert sich José. Die Gruppe habe diskutiert, ob man es tun sollte, aber es nicht zu tun hätte bedeutet, zu sterben. Daher habe sich jeder zu diesem Schritt entschieden. "Wenn du ein Stück Fleisch deines Freundes nehmen wolltest, war es eine große Anstrengung, sich selbst dazu zu bringen. Die eigene Hand gehorchte nicht sofort", beschrieb José die Tortur. Auch den Mund zu öffnen und das Fleisch schließlich runterzuschlucken, habe extreme Überwindung gekostet.
Andere Probleme erscheinen dem Überlebenden heute sehr klein
Die 16 Überlebenden wurden nach 72 Tagen im Schnee gerettet. Zwei der Männer waren zehn Tage lang gewandert, um Hilfe zu holen. Sie trafen schließlich einen chilenischen Hirten, der ihnen Essen gab und die Behörden alarmierte.
Es habe damals Momente gegeben, in denen er nicht mehr an eine Rettung geglaubt habe, sagte José. "Ich lebe mein Leben so, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn ich Probleme habe, denke ich an die Anden und das Problem scheint im Vergleich sehr klein", beschreibt er seine Gefühlswelt.