Google-Topmanager kündigt Darum gibt Patrick Pichette einen der besten Jobs der Welt auf

Patrick Pichette wirft seinen Job als Googles Finanzvorstand hin - einen der attraktivsten Arbeitsplätze weltweit. Der Grund: Seine Frau bat den Topmanager, ein neues Leben mit ihr anzufangen.

Patrick Pichette hätte seinen Job als Finanzvorstand bei Google vermutlich nie aufgegeben – hätte ihm seine Frau nicht diese eine "Killer-Frage" gestellt. Für den 52-Jährigen ist es ein Privileg für den US-Konzern zu arbeiten, gemeinsam mit "den Besten der Besten". Pichette fand viele Freunde, durfte sich verwirklichen, genoss Vertrauen. Sein Gehalt war sicherlich ausreichend, um sich niemals Sorgen machen zu müssen. Und doch fand er keine Argumente, als seine Frau Tamar ihn in einer sehr besonderen Situation bat, ein neues Leben zu beginnen, schreibt Pichette in einem bewegenden Statement - natürlich im hauseigenen sozialen Netzwerk Google+.

Im letzten Herbst unternahm der Manager eine Reise mit seiner Frau nach Afrika. Eine ganze Nacht im September kletterten sie auf den Kilimandscharo, den höchsten Berg des Kontinents, um sich von dort in der Frühe den Sonnenaufgang anzusehen. Die Luft war klar und das Paar sah nicht nur die weite Serengeti vor sich liegen, sondern auch neue "potenzielle Abenteuer", schreibt Pichette.

"Hey, warum machen wir nicht einfach weiter"

"Hey, warum machen wir nicht einfach weiter", sagte die Frau des Top-Managers plötzlich. Tamar wollte mehr von Afrika sehen und noch vieles mehr. "Wir gehen Richtung Osten, machen uns auf den Weg nach Indien, dann in den Himalaya, zum Mount Everest, Bali, zum Great Barrier Reef… die Antarktis, lass uns in die Antarktis reisen!?"

In diesem Moment fiel Pichette aus seiner festgefahrenen Routine und es begann der Konflikt, mit dem sich viele Menschen herumplagen. Die richtige Balance zwischen Arbeit und dem persönlichen Leben zu finden. Googles Chief Financial Officer konterte den Vorschlag seiner Frau mit den Verpflichtungen, die er habe. "Es ist noch nicht die richtige Zeit, es gibt noch so viel zu tun bei Google, meine Karriere. So viele Menschen zählen auf mich."

Doch Tamar stellte die simple, aber entscheidende Frage: "Und wann ist die richtige Zeit? Unsere Zeit? Meine Zeit?" Auf dem höchsten Punkt Afrikas, weit weg von ihrem Zuhause, kam Patrick Pichette ins Grübeln. Einige Wochen nach der Reise kam er zu drei wesentlichen Schlussfolgerungen.

1500 Wochen Arbeit in "fieberhaftem Tempo"

Zum einen sind die Kinder längst aus dem Haus und stehen auf eigenen Beinen. "Kein Autorücksitz mehr voller Cheerios-Frühstücksflocken, keine Nachtwachen mehr wegen entzündeter Ohren, keine Eissporthallen um 6 Uhr morgens." Die Kinder brauchen ihre Eltern nicht mehr.

Außerdem hat Pichette bereits 25 bis 30 Jahre harter Arbeit hinter sich – und zwar in einem "fieberhaften Tempo", umgerechnet 1500 Wochen lang. Der Manager war immer aktiv, auch als er es nicht sein musste. Weil Pichette den Job liebt, "die Kollegen, die Möglichkeiten anzuführen und die Welt zu verändern."

Und zum dritten feiern Pichette und seine Frau im Sommer ihren 25. Jahrestag. Das Geheimnis ihrer Ehe sei, dass sie kaum Zeit füreinander hätten, scherzen ihre Kinder oft. Es sei "zu früh, um es vorauszusagen", doch Pichette will, dass die Beziehung mit Tamar noch lange hält. "Eines ist sicher, ich will mehr. Und sie hat mehr verdient. Viel mehr", schreibt der 52-Jährige.

"Carpe diem"

Patrick Pichette fand keine Gründe, warum er seine Frau weiter warten lassen sollte statt die Rucksäcke zu schnappen und loszufahren. Er will eine "neue Seite aufschlagen" und eine "schöne Midlife Crisis voller Glückseligkeit" mit seiner Frau verbringen. Trotzdem will Pichette sich eine Tür zu einem neuen Traumjob offen halten, für den Zeitpunkt, wenn die lange Liste der Reiseziele und Abenteuer "abgearbeitet" ist.

Noch ist Patrick Pichette bei Google. Seinen Rückzug hat er nun angekündigt. Ein genauer Zeitpunkt steht noch nicht fest. Innerhalb von sechs Monaten soll ein Nachfolger für den Spitzenmanager gefunden werden.

"Am Ende ist das Leben wunderbar, aber nichtsdestotrotz eine Reihe von Kompromissen, vor allem zwischen beruflichen Anstrengungen und der Familie", schreibt Pichette. Er sei dankbar dafür, sich nicht mehr zwischen beidem entscheiden zu müssen. "Carpe diem."

Matthias Kahrs

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