Weltkulturerbe in Kathmandu zerstört Mehr als 870 Tote nach Erdbeben in Nepal

Bei dem schwersten Erdbeben seit 80 Jahren in Nepal sind hunderte Menschen ums Leben gekommen. Bis in die Nachbarländer hinein bebte die Erde - das Weltkulturerbe im Tal von Kathmandu wurde zerstört.

Schwere Zerstörungen und hunderte Opfer hat ein schweres Erdbeben im Himalaya-Staat Nepal hinterlassen: Allein in der Hauptstadt Kathmandu kamen 524 Menschen bei dem Beben der Stärke 7,8 ums Leben, wie die Polizei am Samstagabend mitteilte. Die landesweite Opferzahl gab sie mit 876 an. Im Basislager am Mount Everest wurden zehn Menschen durch eine Lawine getötet. Auch aus Nordindien wurden Dutzende Opfer gemeldet.

Besonders in der Hauptstadt und der bei Touristen beliebten Stadt Pokhara würden weitere Opfer befürchtet, sagte der stellvertretende nepalesische Botschafter in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, Krishna Prasad Dhakal.

Der TV-Sender "Kantipur TV" meldete sogar 150 Tote allein in Krankenhäusern in der Hauptstadt Kathmandu. In der Altstadt von Kathmandu sei der Verkehr zum Erliegen gekommen, weil ganze Straßen aufbrachen. Verletzte würden in Krankenhäuser gebracht.

Schwerstes Beben seit 80 Jahren

Um die Mittagszeit hatte das Beben den Himalaya-Staat und Teile Indiens zur Mittagszeit erschüttert. Die Erdstöße dauerten zwischen einer halben Minute und zwei Minuten.

Das Beben habe die Stärke 7,3 gehabt, meldete das Deutsche Geoforschungszentrums in Potsdam. Die US-Erdbebenwarte sprach sogar von der Stäke 7,9. Das Zentrum des Bebens lag demnach etwa 80 Kilometer Luftlinie westlich der Hauptstadt Kathmandu, in nur 15 Kilometern Tiefe. Seit 80 Jahren hat es kein so schweres Erdgeben in Nepal gegeben. 1934 hatte ein Erdbeben zuletzt die Stärke 8 erreicht.

Kulturelles Erbe zerstört

Die Erschütterung sowie Nachbeben waren auch in den Nachbarländern Nepals spürbar. In Nordindien wurden insgesamt 26 Tote gemeldet, darunter 17 in Bihar. In China starb laut staatlichen Medien eine 83-Jährige, als ihr Haus einstürzte. Auch in Bangladesch kam eine Frau ums Leben. 25 Textilarbeiterinnen wurden nach offiziellen Angaben außerdem verletzt, als sie aus ihrer Fabrik in Savar vor den Toren der Hauptstadt Dhaka flüchteten. Aus Pakistan wurden zunächst keine Toten gemeldet.

Auch der kulturell wichtige Durbar-Platz im Zentrum Kathmandus - ein Unesco-Weltkulturerbe - sei nicht mehr wiederzuerkennen, berichteten Augenzeugen. Wo einst historische Gebäude standen, liegen heute nur noch Trümmer.

Der Autor Kashish Das Shrestha twitterte Bilder, auf denen nur noch Holzhaufen zu sehen sind, wo einst historische Gebäude standen. Der neunstöckige Dharahara-Turm sei in sich zusammengestürzt. Nur noch wenige Meter ragt ein Gerüst in den Himmel. Auf dem Durbar-Platz steht fast nichts mehr.

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Wegen des Erdbebens löste sich eine Lawine am Mount Everest und verschüttete mehrere Bergsteiger. Ein Vertreter der Tourismusbehörde sprach von mindestens zehn Todesopfern, unter ihnen ausländische Bergsteiger. Noch gebe es keine Einzelheiten, sagte Gyanendra Kumar Shrestha. Die Lawine habe das Lager teilweise unter sich begraben, in dem sich etwa tausend Menschen aufhielten.

Internationale Hilfen auf dem Weg

Nepals einziger internationaler Flughafen, der wegen der Nachbeben zwischenzeitlich geschlossen war, wurde am Nachmittag teilweise wieder geöffnet. Indiens Luftwaffe schicke ein Flugzeug mit Nahrungsmitteln, Wasser, Rettungsausrüstung, Spürhunden, Ärzten und Krankenpflegern, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Neu Delhi.

Auch aus Deutschland kamen erste Hilfszusagen: "Wir stehen in den Startlöchern", sagte Richard van Hazebrouck, Pressesprecher des Technischen Hilfswerks in Bonn. Für solche Fälle habe das THW auch eine Schnelleinsatz-Einheit. Noch liege aber kein offizielles internationales Hilfeersuchen vor. Vermutlich seien in dem besonders betroffenen Nepal auch die örtlichen Regierungsstrukturen von dem Beben betroffen.

Auch die Welthungerhilfe will mit ihren Nothilfeteams den betroffenen Menschen direkte Hilfe zukommen lassen. "Viele Häuser sind eingestürzt, meterlange Risse in den Straßen, wie die Kollegen vor Ort berichten, starke Nachbeben sind spürbar", sagte Mathias Mogge, Vorstand Programme Welthungerhilfe in Bonn.

In der gebirgigen Region gibt es immer wieder schwere Erdbeben. Im Jahr 2011 kamen bei einem Beben der Stärke 6,9 im Nordwesten Indiens und in Nepal 110 Menschen ums Leben.

DPA
las/DPA

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