Vier Tage nach der tödlichen Misshandlung eines dreijährigen Mädchens in Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm) sind die 24-jährige Mutter und deren Freund unter dringendem Tatverdacht verhaftet worden. Sie wurden am Freitagmorgen auf der Flucht in der italienischen Hafenstadt Brindisi gefasst. Die Frau habe bereits ein Geständnis abgelegt, teilte die italienische Küstenwache mit. Das Amtsgericht Memmingen erließ Haftbefehle wegen Verdachts des gemeinschaftlichen Totschlags.
Der Leitende Polizeidirektor Walter Böhm sagte in Krumbach, der entscheidende Hinweis sei nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" am Donnerstagabend eingegangen. Eine Nachbarin des in der Nähe von Weißenhorn wohnenden Paares hatte das bis dahin nicht identifizierte Kind als Carolin erkannt und damit einen anderen Hinweis erhärtet.
Täter gehörten dem Drogenmilieu an
Gegen die aus Polen stammende Zeneta B. und ihren 30-jährigen türkischen Freund Akul M. erließ der Ermittlungsrichter in Memmingen Haftbefehl. Sie gehörten dem Drogenmilieu an, seien vorbestraft und arbeitslos, hieß es aus Ermittlerkreisen. "Es gab Hinweise, dass sie sich in Richtung Süden absetzen wollten", sagte Oberstaatsanwalt Alfred Stoffel. In ihrer Wohnung hätten die Ermittler Tatspuren gesichert.
Jugendherberge alarmierte Polizei
Die Flüchtigen wurden in einer Jugendherberge in Brindisi festgenommen, teilte die Küstenwache mit. Offenbar hätten sie nicht gewusst, dass die Fähre nach Griechenland im Winter eingestellt werde. Ein Polizeisprecher in Brindisi erklärte, der Leiter der Jugendherberge habe die Polizei benachrichtigt, nachdem die Frau den Eindruck vermittelt habe, sie werde gegen ihren Willen festgehalten. Bei dem Mann sei ein Messer sichergestellt worden.
Nach Angaben des Polizeisprechers vom Abend wird das Paar weiter in Brindisi festgehalten. Man warte noch auf ein offizielles Auslieferungsersuchen aus Deutschland. Italienischen Medien zufolge soll der Mann die Dreijährige mit einem Messer und Schlägen misshandelt - angeblich, weil das Kind nicht von ihm gewesen sei.
Das an Kopf und Körper schwerst misshandelte Kleinkind war am Montag mit kahl rasiertem Schädel in einer Damentoilette des Stiftungskrankenhauses Weißenhorn gefunden worden. Es war nackt in ein Laken eingewickelt. Trotz sofortiger Rettungsversuche auf der Intensivstation starb es wenige Stunden später. Als Todesursache wurden Schläge mit einem stumpfen Gegenstand gegen den Kopf festgestellt.
Rasche Auslieferung wird erwartet
Nachdem das Bild des unbekannten Kindes in Zeitungen verbreitet wurde, gingen bei der Polizei rund 200 Hinweise ein, darunter ein erster auf das Mädchen des festgenommenen Paares. Nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" am Donnerstagabend habe ein zweiter Zeuge dieses Mädchen wieder erkannt. "Das Bild war entscheidend", sagte Böhm.
Die Staatsanwaltschaft Memmingen rechnet mit einer raschen Auslieferung der beiden Tatverdächtigen. Ein Ermittlerteam sei bereits nach Italien gereist, um die beiden zu vernehmen, sagte Böhm.