Pflanzliche Alternativen Statistik zeigt: Deutsche trinken so wenig Kuhmilch wie nie

Glas Milch vor zwei Packungen Milch, einer pflanzlichen Milch und einer Kuhmilch
Produkte wie Hafer- und Mandelmilch sind längst keine Nischenartikel mehr
© Sina Schuldt / Picture Alliance
Der Kuhmilch-Konsum in Deutschland hat sich in den letzten 50 Jahre fast halbiert. Das liegt aber nicht nur am Boom pflanzlicher Alternativen.

Milchkonsum auf Minimum: Die Menschen in Deutschland trinken immer weniger Kuhmilch. Der Verbrauch ist auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gesunken. In den letzten gut 50 Jahren hat er sich fast halbiert. Der Pro-Kopf-Verbrauch aller Sorten Kuhmilch (sogenannter Konsummilch) ging 2021 um 2,2 Kilogramm auf im Schnitt 47,8 Kilogramm zurück, wie es vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft heißt. Das ist der niedrigste Milchverbrauch, seit es die gesamtdeutsche Statistik gibt (1991).

Vor einem guten Vierteljahrhundert (im Jahr 1995) lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Konsummilch – was Vollmilch, entrahmte, teilentrahmte sowie Vorzugsmilch umfasst – in Deutschland noch bei 62,4 Kilogramm. Vor zehn Jahren (2012) waren es dann knapp 52 Kilo.

Skepsis gegenüber Kuh-Milch vor allem in jüngerer Generation und landfernen Milieus

Als möglicher Grund für den Abwärtstrend bei der Kuhmilch wird der verstärkte Konsum pflanzlicher Alternativen genannt, also zum Beispiel von Hafer-, Soja- und Mandel-Drinks. Milchersatz darf in der EU nicht mit der Bezeichnung "Milch" in Verkehr gebracht werden, weshalb dann meist "Drink" auf der Packung steht, aber eigentlich alle trotzdem "Milch" sagen.

"Kritik an der Milch ist mit Blick auf die Menschheitsgeschichte der letzten sieben- bis zehntausend Jahre ein sehr neues Phänomen", sagt der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder. Die Skepsis gegenüber Milch, die jahrtausendelang für Reichtum, gutes Leben und Gesundheit gestanden habe, gebe es verstärkt seit gut 30 Jahren und heute in erster Linie in der jüngeren Generation und in bestimmten Milieus, die oft fernab vom Land lebten, erläutert der Professor von der Uni Regensburg, der neben Geschichte auch Agrarwissenschaft studiert hat.

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"Milchviehbetriebe gelten als reine Tierqualanstalten"

"Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde das Leitnarrativ bei vielen weg vom Rechts-/Links-Schema auf die Ernährung übertragen", sagt Hirschfelder. "Essen und Trinken haben eine Stellvertreterfunktion übernommen – mit dem groben Schema 'Müsli ist Weltrettung' und 'Steak steht für Selbstoptimierung.'" Die Milch nehme dabei eine besondere Stellung ein und werde extrem aufgeladen. "Weiß sieht sie unschuldig aus, ist aber in den Augen vieler Leute schuldig. Milchviehbetriebe gelten manchen als reine Tierqualanstalten."

Nach Angaben einer Sprecherin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn, einer beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft angesiedelten Behörde, nahm 1970 in der alten Bundesrepublik durchschnittlich jede und jeder noch mehr als 80 Kilogramm Trinkmilch im Jahr zu sich. "Daten aus der ehemaligen DDR liegen uns nicht vor."

DPA
jha

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