Ein 69-jähriger Mann mit Halbglatze, Direktor des Labors für alternative Anatomie an der Curtin-Universität in Perth, Westaustralien - die Beschreibung klingt soweit wissenschaftlich-trocken. Doch dann schüttelt Stelarc sein Ass aus dem linken Ärmel: ein Ohr, das er in neun Jahren langer Arbeit an seinem Unterarm gezüchtet hat.
Die große Frage: Warum sollte jemand so etwas tun? Stelarc ist nicht nur der Labordirektor einer Universität, er ist auch Performance-Künstler. Seit rund 30 Jahren untersucht er das Verhältnis von Mensch und Maschine und macht dafür immer wieder Experimente am eigenen Körper.
Stelarc hat mit dem kleinen Ohr Großes vor: Weil es selbst nicht hören kann, soll ein Mikrofon hineingesetzt werden, das wiederum mit dem Internet verbunden sein wird. Über das vernetzte Mikrofon sollen dann Leute im World Wide Web Tag für Tag hören können, was Stelarc mit seinen zwei richtigen Ohren auch hört. Und der sagte dem amerikanischen Fernsehsender "Channel Nine" dazu: "Dieses Ohr ist nicht für mich gedacht, denn ich habe zwei gut funktionierende Ohren zum Hören. Dieses Ohr ist ein Lautsprecher für Menschen, die sich an anderen Orten befinden." Und da kommt dann doch der künstlerische Aspekt zum Vorschein.