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Vor Flüchtlingsheim Die Mauer von München - und warum sie für so große Diskussionen sorgt

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Material von Guido Bucholtz
Im Münchner Stadtteil Neuperlach entsteht eine rund vier Meter hohe Mauer direkt an einer Flüchtlingsunterkunft. Sie soll Anwohner vor Lärm schützen – sendet aber ein fatales Zeichen.

Vier Meter hoch ist die Mauer, die aktuell an einer Flüchtlingsunterkunft im Münchner Stadtteil Neuperlach gebaut wird. Die Konstruktion aus Stein trennt Anwohner von einer geplanten Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge. Offiziellen Angaben zufolge, um die Anlieger vor Lärm zu schützen.

Dem Bau der Lärmschutzabgrenzung ist ein jahrelanger Rechtsstreit der Anwohner mit der Stadt München vorausgegangen: Sieben Anwohner haben nach Angabe des "Münchner Merkur" die Mauer gerichtlich erstritten, weil sie eine Lärmbelastigung durch die geplante Unterkunft für 160 minderjährige Flüchtlinge fürchteten.

Bau der Mauer erfolgte auf Wunsch der Anwohner

Seit mit dem Bau der Mauer begonnen wurde, erhitzt sie die Gemüter. Starke Kritik am Bauwerk kommt etwa vom parteilosen Stadtteilpolitiker Guido Bucholtz, dem stellvertretenden Vorsitzenden im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach. Er hat ein selbstgedrehtes Video ins Netz gestellt und scheut darin nicht den Vergleich mit der Berliner Mauer. "München hat somit auch eine Mauer", schreibt Bucholtz in dem knapp dreiminütigem Clip. Und diese sei sogar noch höher als die damalige in Berlin – um ganze 25 Zentimeter. Gegenüber dem Merkur äußerte sich Buchholtz entsetzt: "Unter Integration stelle ich mir etwas anderes vor". 

Besonders prekär: An einer Gemeinschaftsunterkunft im wenige Kilometer entfernten Ramersdorf sei eine drei Meter hohe Mauer als Emissionsschutz errichtet worden - obwohl dieser an einer achtspurigen Autobahnauffahrt liegt. Gegenüber dem Münchner Merkur kritisierte Bucholtz dieses Vorgehen: "Gelten entlang der Autobahn andere Grenzwerte oder haben die Nachbarn der Nailastraße mehr Anrecht auf Ruhe und Schutz als die Anwohner in Ramersdorf?“

Münchner Flüchtlingsmauer: "Ich finde es nur traurig"

Bucholtz ist nicht der einzige, dem die Mauer missfällt. Der Pasinger Jens Krumpholz berichtet gern über die Neuigkeiten aus München und Umgebung. Er betreibt die Seite "Pasinger Onlinekurier". Krumpholz besuchte die Mauer umgehend, weil er wissen wollte, "wie sie wirklich ausschaut". Auf Youtube veröffentlichte er ein Video unter dem Namen "Die dämlichste Mauer der Welt". Er erklärt das Bauwerk: "Solche Mauern sind in Städten natürlich keine Seltenheit mehr. Das gibt es zuhauf bei S-Bahnen." Dennoch stellt er die Frage: "Für was braucht’s das überhaupt?" Krumpholz schwenkt von der Mauer zum Wohngebiet und betont: "Da kommen lauter Sträucher, man sieht zwar die Einfamilienhäuser durchschimmern – aber im Endeffekt ist da ein Schutzwall schon da." Krumpholz hat nach seinem Besuch eine eindeutige Meinung: "Ich finde es nur traurig."

ikr/feh

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