Unglück bei Moskau Alle 71 Insassen von russischem Passagierjet tot - Spekulationen um Absturzursache

Der Steigflug der Antonow An-148 dauerte nur fünf Minuten. In 2000 Metern Höhe könnte die Maschine von Saratov Airlines mit einer zweiten zusammengestoßen sein. Denn unter den weit verbreiteten Trümmerteilen sollen sich auch Reste eines Hubschraubers befinden.

Beim Absturz eines russischen Passagierflugzeugs in der Nähe von Moskau sind nach Behördenangaben 71 Menschen ums Leben gekommen. Die Maschine vom Typ An-148 der Fluggesellschaft Saratow Airlines sei wenige Minuten nach dem Start vom Hauptstadt-Flughafen Domodedowo vom Radar verschwunden, teilte der Zivilschutz am Sonntag der Agentur Tass zufolge mit. 

Der Aufprall muss heftig gewesen sein. Das Staatsfernsehen zeigte wackelige Bilder von kleinen und großen Trümmerteilen. Einige waren weiß, andere gelb. Sie lagen über weite Strecken im tiefen Schnee auf einer Ebene verteilt. Die Gegend sei unbewohnt, hieß es. "Das Flugzeug muss aus großer Höhe abgestürzt sein", kommentierte ein Nachrichtensprecher die Bilder, die der Sender zugespielt bekommen hatte. 

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Das Unglück ereignete sich im Bezirk Ramenskoje südöstlich von Moskau. Als mögliche Gründe für den Absturz nannten die Ermittler zunächst menschliches Versagen oder schwierige Wetterbedingungen. Mehr als 160 Helfer des Zivilschutzes und der Nationalgarde waren am Absturzort im Einsatz. Auch Verkehrsminister Maxim Sokolow fuhr hin.

Allerdings beruft sich der "Aviation Herald" auf Meldungen der Agentur Interfax, dass in der Nähe der Absturzstelle auch Trümmer eines Hubschraubers gefunden wurden. Auch die russische Agentur Lenta spricht von Resten einer weiteren Maschine.

Die Bundesregierung kondoliert

Das Flugzeug war unterwegs in die Stadt Orsk nahe der Grenze zu Kasachstan und 1500 Kilometer von Moskau entfernt. Die meisten Fluggäste seien Bewohner des Gebietes Orenburg, zu dem Orsk mit rund 230.000 Einwohnern gehört. An Bord waren Berichten zufolge aber auch drei Kinder und drei Ausländer, darunter nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Orsk ein Schweizer. Dies konnte zunächst nicht verifiziert werden, die Botschaft der Schweiz in Moskau war am Sonntagnachmittag nicht telefonisch erreichbar. 

Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er wies die Regierung an, eine Untersuchungskommission einzusetzen. Die Ermittlungsbehörde und die Staatsanwaltschaft leiteten Untersuchungen wegen möglicher Verstöße gegen die Flugsicherheitsvorschriften ein.

Der Jet war gegen 11 Uhr auf dem Flughafen Moskau-Domodedowo mit 71 Personen an Bord gestartet und war nur fünf Minuten in der Luft, ehe es bei dem Dorf Argunovo abstürzte.
Der Jet war gegen 11 Uhr auf dem Flughafen Moskau-Domodedowo mit 71 Personen an Bord gestartet und war nur fünf Minuten in der Luft, ehe es bei dem Dorf Argunovo abstürzte.
© Screenshot/flightradar24.com

Auch die Bundesregierung in Berlin drückte den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. "Erschüttert über die schrecklichen Nachrichten vom Flugzeugabsturz in der Nähe von Moskau. Wir trauern mit den Menschen in Russland um die Opfer der Katastrophe", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter. 

Das zweite Unglück mit einer An-148

Die relativ kleine Fluggesellschaft Saratow Airlines wurde der Agentur Tass zufolge 1994 gegründet. Sie bietet nationale und internationale Flüge an. Auch die Airline werde überprüft, hieß es. 

Das Flugzeug sei acht Jahre alt gewesen, Saratow Airlines habe es 2017 von der Billigairline Rossija übernommen, berichtete Tass. Die An-148 kann bis zu 85 Menschen befördern und hat eine Reichweite von rund 4000 Kilometern. Sie ist eine zweistrahlige Maschine für Regionalflüge und wird vom ukrainischen Hersteller Antonow gebaut. 

Berichten zufolge war dies das zweite Unglück mit diesem Flugzeugtyp. 2011 war eine An-148 mit sechs Menschen an Bord bei einem Testflug im Gebiet Belgorod abgestürzt. Damals waren die Piloten Ermittlungen zufolge zu schnell geflogen und hatten die Kontrolle verloren. 

tib/DPA

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