Die griechische Küstenwache hat einen der Kapitäne der neuen Gaza-Flotte festgenommen. Der US-Amerikaner habe versucht, trotz eines Verbots der griechischen Regierung mit seinem Schiff "Audacity of Hope" am Samstag aus dem Hafen Keratsini in der Nähe von Piräus mit auszulaufen, berichtete der staatliche griechische Rundfunk. An Bord waren außer Hilfsgütern für Gaza auch knapp 50 Passagiere.
Das griechische Außenministerium bot am Sonntagnachmittag den Aktivisten schriftlich eine andere Lösung an: Athen sei bereit, in Kooperation mit den Vereinten Nationen (UN) mit eigenen Schiffen oder Mitteln die humanitäre Hilfe nach Gaza zu bringen. Die Aktivisten reagierten zunächst nicht auf das Angebot.
Seit einer Woche hatten die Palästinenserfreunde aus zahlreichen Staaten sich darauf vorbereitet, von verschiedenen Mittelmeerhäfen aus mit einer Flotte Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Die Schiffe und Boote der neuen Gaza-Flotte liegen in kleineren Häfen nahe Piräus sowie auf den Inseln Kreta und Korfu. Einige Schiffe sollten auch aus anderen Mittelmeerstaaten, darunter Frankreich und der Türkei, losfahren.
Der festgenommene amerikanische Kapitän soll am Dienstag vor Gericht erscheinen. Die Regierung in Athen hatte den Aktivisten am Freitag verboten, von Griechenland aus Richtung Gaza in See zu stechen. Zur Begründung hieß es, Israel habe vor dem Gazastreifen eine Verbotszone für Schiffe eingerichtet.
"Es tut mir weh. Ich bin traurig und verärgert", sagte Heidi Epstein, Passagierin der "Audacity of Hope", dem griechischen Fernsehsender Mega nach der Festnahme des Kapitäns. "Ich möchte nach Gaza fahren", fügte die Holocaust-Überlebende hinzu. Andere Aktivisten warfen Athen eine Verletzung des Seerechts vor. "Wir sind nicht Menschen, die so leicht aufgeben", sagte eine von ihnen im Fernsehen.
Das Nahostquartett aus UN, EU, Russland und den USA forderte die Aktivisten auf, nicht auszulaufen. "Wir bitten mit Nachdruck alle, die helfen wollen, die erprobten Kanäle zu wählen. Dann können die Hilfsgüter kontrolliert werden und über den Landweg ihr Ziel erreichen", heißt es in einer am Samstag bei den Vereinten Nationen in New York verbreiteten Erklärung. "Das Quartett ruft alle Regierungen auf, mit ihrem Einfluss weitere Aktionen zu verhindern. Andernfalls wird das Leben der Beteiligten riskiert und eine Eskalation der Lage hingenommen."
Bereits am Freitag hatte Vangelis Pissias, ein Sprecher der Aktivisten, erklärt: "Wir werden versuchen auszulaufen". Er warnte die Athener Regierung davor, Griechenland "in eine Art zweites Gaza" zu verwandeln. Das griechische Außenministerium hatte bereits Anfang vergangener Woche alle griechischen Bürger und die Besatzungen griechischer Schiffe davor gewarnt, an der Aktion teilzunehmen.